
-„Du liebst deine Pflanze, hab ich Recht?“
-„Sie ist mein bester Freund. Sie ist immer fröhlich. Keine Fragen. Und sie ist wie ich: keine Wurzeln.“
Dies war mein neuer Mitbewohner, aber nur für zwei Wochen. Die Ferien hatten begonnen und wie jedes Jahr gab es die berüchtigte Frage: Wer nimmt die Pflanzen mit? Normalerweise drücken sich davor alle haarsträubend. Wie auch ich, wehement habe ich mich gegen diesen sozialen Beweis an die Klasse verweigert. Zum Einen weil ich absolut keine Lust hatte mich um etwas oder um jemanden zu kümmern, aber auch weil ich das gar nicht kann. Meine grünen Daumen sind nach meiner Geburt sofort schwarz angelaufen und abgefallen. Seitdem wars dass mit meiner Gärtnerkarriere. Doch dieses Jahr war ich leider zu langsam, beziehungsweise ich musste dummerweise noch einmal zurück in den Raum, mangels gesunden Menschenverstandes. Der Herr Pädagoge wollte sofort wissen, ob ich mit zu einem Ausflug mit kommen würde oder nicht. Ergo, Rücksprache gehalten und als ich ihm ein Veto an den Kopf knallte drückte er mit nur lächelnd die Pflanze in die Hand. Völlig unkonventionell und unverbindlich. Ich würde das sicherlich schaffen, schließlich gingen Palmen nicht so leicht ein. (Bei mir gehen selbst Kakteen über den Jordan). Aber gut, so durfte ich dann am letzten Schultag vor den Ferien durch die halbe Stadt mit einer Palme wackeln, die fast so groß war wie ich. Keiner hat mich merkwürdig angeschaut, also war auch dass kein Problem. Nur sind Bus und Metrotüren nicht wirklich für große Pflanzen ausgelegt, wodurch der Mitbewohner viele seiner grünen Blätter verlor. Gut, hatte ich mir die Arbeit mit den gelben Blättern rausschneiden auch gespart.
Unterwegs wurde noch einmal rekapituliert woher Bert eigentlich seinen Namen hatte. Ich war nämlich nicht eingeweit, im Gegensatz zu meinen zwei Mitfahrerinnen die anscheinend im Sommer die Gelegenheit genutzt hatten um diesem putzigen grünen Monster einen Namen zu verpassen. Inspiriert von der damaligen chinesischen Sage des Huhns Mei-Nung und seinem treuen Gefährten Schäd-Ling wollten die beiden wieder ein Dreamteam erschaffen. Nur gab es so viele gute Teams in der Welt der Kindheit: Der blaue Bär aus dem blauen Haus mit Luna, Lotte und Bruno, Flipper und Lopaka, Ritter Rost und Burgfräulein Bö, Benjamin Blümchen und Otto. (Ich denke ihr habt es verstanden) … Aber nichts wollte passen. Don Quijote konnte war auch kein adäquater Name für eine Topfpalme. So die Meinung von Marvinchen* und SuperWoman*. Ich hätte ja gerne Rosinante oder eben den Herrn Quijote gesehen, aber ich wurde mal wieder komplett übergangen.
Weiter erzählte mir meine Mitfahrerinnen, dass sie damals fast kurz vor dem Aussteigen gewesen waren und in dem Moment ein Kind mit einem riesigen Luftballon hereingekommen war. Er war blau und zeigte… Bingo, das Krümelmonster. Nun kann man eine Palme weder Krümelmonster noch Keks nennen und so kamen die zwei dann auf Ernie und Bert. Es roch nämlich auch plötzlich nach frischen, warmen Kuchen, den die Mutter des Kindes trug. Wenn meine eine Freundin, ebenso wie ich, irgendwo die Wörter Krümelmonster oder Kuchen zu hören bekommt fangen wir an zu summen: Hätt ich dich heut erwartet, hätt ich Kuchen da….
Und das singt eben Ernie. Fest stand, Ernie und Bert waren das Dreamteam aus der Kindheit, und Bert war ein sehr guter Name für ein Palme. Fanden beide. Ich hatte nach wie vor meine Bedenken.
Zu Hause habe ich sich erst einmal vor der Tür abgestellt. Das Argument, dass wir Platzmangel hätten ließ der Pädogoge nicht gelten, obwohl es stimmt. In unsere Wohnung passt absolut keine riesige Palme hinein. Besonders wenn die Tiere das Hobby pflegen, Erde umzugraben. Nein! Auch waren meine menschlichen Mitbewohner eher semi-angetan von Bert. Wohin mit dem Grünzeug? Vor die Tür konnte Bert nicht, viel zu kalt. In die Wohnung auch nicht, also was blieb? Er stand die zwei Wochen im Treppenhaus neben den Briefkästen in der sonnigsten Ecke die wir noch finden konnten. Die Palme bekam einen Dankeszettel, auf dem Stand: Bitte nicht giessen+ bin auf Urlaub und bald wieder weg… Mahalo!
Ein kleines bisschen war ich stolz auf Bert… Vor allem das er kein Heimweh bekommen hat, sein Kumpel Ernie war bei einer Klassenkameradin. Insgeheim nannte ich Bert über diese 2 Wochen auch nicht mehr Bert, er war ja nun inkognito im Urlaub. Wenn das Nachbarskind von oben mitbekommen würde das er Bert hieß Halleluja… Der kleine Engel würde sich zum fiesen Pflanzenkascher entwickeln… So wurde Bert zu Léon. Das machte etwas mehr her. Nur schleppte ich Léon weder über all hin noch musste ich ihn auch nicht jeden Tag rein und wieder raus stellen. Nein, ich habe ihn wohlbehalten zurück gebracht. Nur musste er noch einmal viele Blätter lassen. Was mich immer noch am meisten beschäftigt ist die Frage: Welche Palmenart ist dass? Yuka? oder doch eine andere. Das Neuland konnte mir auch nicht weiter helfen. Also falls ein Hobbybotaniker unter euch ist…
Cleaner bzw. Auftragskiller ist keine eingetragene Gattung von Palmen auch nicht gelber Star aus Sesamstrasse.