Das Ableben des eigenen Stubentigers saß mir immer noch tief in den Knochen, weshalb der Dezember größtenteils durchwachsen war (wie bis jetzt jeder Monat). Habe ich schon erwähnt, dass mich meine Mitbewohnerin mittlerweile liebevoll besonders-emotional- aufmerksamkeitsbedürftig nennt? Schaut mal direkt eine neue Diagnose erfunden: EHC… Emotional-Hyper-Compensation. Wann werde ich im Pschyrembel aufgenommen?
Das Ganze wird übrigens nicht besser wenn der eigene Schönheitsschlaf sich auf das Minimum von vier Stunden reduziert. Leider bin ich nicht einer der Menschen, welche dann die Zeit vollkommen funktionsfähig sind. Das Einzige was ich gerade noch so hinbekomme ist Hörbücher/ Musik hören und Videos zu schauen. Ohne geistigen Mehrwehrt verseht sich, da meine Aufnahmefähigkeit sich in diesen Momenten wohl öfters ein Duell mit den Einzellern in den Tiefen des Ozeans des menschlichen Gemüses liefert.
Ich kann mich noch so oft umdrehen, schlafe ich einmal muss ich auch schon gefühlt wieder fünf Sekunden später aufstehen und zur Arbeit. Ein Gedankenkarussel existiert nicht, selbst wenn bin ich schlichtweg zu müde um Probleme zu lösen. Dass kann man eben am Morgen, wenn man eine Nacht darüber geschlafen hat. Mit einer halben dagegen fällt es schon schwerer. Davon mal abgesehen, dass Weihnachten mir indirekt gewaltigen Druck machte.
Ich musste zwar weder Geschenke besorgen noch Kochen oder irgendetwas anderes Vorbereiten, dennoch hatte ich Stress. Ich war gestresst, weil ich nicht gestresst war. Ich hatte niemanden der mir im Nacken saß und ich hatte niemanden zu Hause, der mit mir Weihnachtsfilme oder Kekse backen würde. Das Alles fehlte mir gewaltig, denn sein wir einmal ehrlich Weihnachten ist eigentlich ein Familienfest und ich mag meine Familie…. Eigentlich vermisste ich mein zu Hause schon eine ganze Weile und nicht selten gab es in diesem Monat wieder Momente in denen ich einfach ans Abbrechen dachte. Für drei Tage nach Hause fliegen kam nicht wirklich in Frage. Zum einen bin ich kein Mensch der wahnsinnig gerne in ein Flugzeug steigt, zum anderen waren die Preise unbezahlbar. Deshalb das ganze Drama und glücklicherweise war auch schon Island gebucht, so dass ich das Ganze ebenso nicht abbrechen konnte. Eins stand für mich fest, einmal zu Hause würde ich nie wieder zurückwollen.
- Großer Weihnachtsbaum
- Die beste Weihnachtsdeko der Stadt
Besonders hart waren die Momente, in denen ich realisierte, dass ich zwei von den Familienmitgliedern nie wiedersehen würde. Wirklich einen Ansprechpartner hatte ich in diesen auch Tagen nicht, außer meine Mitbewohnerin. Nur wollte diese auch mal schlafen, Weihnachten feiern und ein wenig Zeit für sich. Verständlich und völlig in Ordnung, in der Zeit versuchte ich mir selbst zu behelfen.
Überraschenderweise war ich zuvor jedoch von einem Mitarbeiter zum großen Weihnachtessen seiner Familie eingeladen worden. Die Vorfreude hielt sich ins Grenzen. Ich mag keine großen Menschenansammlungen und wusste er auch nicht wann genau es stattfinden sollte. Selbst am 24. Dezember hing ich lange in einer Art Warteschleife, meine große Sorge war von jetzt auf gleich aufspringen zu müssen um dort hin zu eilen. Denn sie wohnten ein wenig weiter draußen, was zwar in Gehweite lag jedoch eben einige Zeit benötigte. Fest stand schließlich nach Stunden in der Warteschleife, dass das Essen am Abend des 25. Dezember veranstaltet werden sollte. Problem an dem 25. Dezember: Es sollte den ganzen Tag regnen, ich besaß keine Superduper-Anti-Regenkleidung. Nicht fürs diese warme Temperaturen, ein Schirm wäre sinnlos gewesen denn bei 30km/h Windstärke sind Schirme generell sinnlos. Bus fuhren nicht, Dart-Bahnen ebenso nicht, Straßenbahnen mit Einschränkungen und ob ich mit der Straßenbahn gefahren wäre oder gelaufen hätte keinen großen Unterschied gemacht. Dann verschob sich das Essen immer weiter nach hinten, was mir Probleme bereitete einen nach Hauseweg zu finden und nach Hause gebracht werden wollte ich nicht. Ich wollte auch nicht jemand darum bitten, früher zu gehen nur um mich zu fahren. Mit diesen Gedanken ging ich ins Bett und schlief nicht. Vielmehr schlief ich kaum. Kurz um es war die wachende Hölle, darauf folgten Albträume, inklusive dem realen Beiwohnen eines Feuerwehreinsatz, da irgendjemand versucht hatte die Firma neben unserem Wohnhaus abzufackeln. Der Schlaf hielt sich so gesehen in Grenzen und ich fühlte mich am nächsten Morgen einfach nur zerstört. Gelenk, Glieder, Kopfschmerzen, bleierne Müdigkeit und eine völlig lahmgelegte Lebensfreude. Beste Voraussetzungen für eine Party am Abend. Es wurde nicht besser, eher schlimmer. Irgendwann gab ich kleinbei und sagt ab, mit dem Vorwand eines verdorbenen Magens. Übrigens wäre das Ganze auch fast so weit gekommen. Am Vorabend bekam ich die Nachricht meines Vermieters, dass ich mich doch bitte um seinen Kefir kümmern möge. Ich, die keinen grünen Daumen besitzt. Was habe ich mich gefreut. Zumal wuchs die Freude erneut, als ich das Kefirglas öffnete und mir ein recht sehr strenger Geruch entgegenschlug. Ich weiß das Kefir einen recht strengen Eigengeruch besitzt, nur hatte ich ihn nicht so streng in Erinnerung, auch der Geschmack war merkwürdig. Vielleicht lag es an der Ziegenmilch die er verwendete. Misstrauisch geworden schaute ich auf die zuständige Milch, half wenig da ich nicht unbedingt des Polnischen mächtig bin. Wozu gibt es Übersetzer, heraus kam es war Kuhmilch. Ich drehte den Deckel auf und Halleluja ganz schnell wieder zu…. Das Stank, und die Konsistenz erinnerte mehr an Jogurt als an Milch. Ein Blick auf das Haltbarkeitsdatum sagte alles. Ich schmiß 90% des Kefirs weg… Ich wusste nicht wie lange die abgelaufene Milch in diesem Kefirglas herumstand. Die nächsten Tage verbrachte und verbringe ich damit den Kleinen wieder aufzupäppeln. Kefirnotfallplan aus dem Internet gezogen und seitdem geht es langsam aufwärts. Aber versucht mal am 25. Dezember Milch zu kaufen. Es geht, aber in meiner Verfassung eine wahre Odyssee. Noch mal mache ich sowas nicht! Ich schildere euch nicht, was ich alles bei einer weiteren todesmutigen Kühlschrankinspektion zu Tage brachte. Saubergemacht musste er jedenfalls mal dringend! (mehr …)