Monat: November 2019

Thy Art is murder #20

Menschen betreiben auf die unterschiedlichste Art und Weise Realitätsflucht. Die einen Lesen exzessiv bevorzugt Schi-Fi oder High-Fantasy, die anderen misbbrauchen gewisse (il-)legale Drogen, wiederum andere werden Extremsportler_innen. Ich lasse es ein wenig gemäßigter angehen, ich hole lediglich verpasste Popkultur nach. Gerne in Form von Pokémon oder anderen feel good Animes/ Cartoon Serien (ignoriert an dieser Stelle, bitte die Lore des Pokémon Mangas). Ich liebe die Vorstellung, dass ich wortwörtlich einen semi-zahmen Drachen in meiner Hosentasche mit mir herum tragen könnte oder ein Emolga oder Togepi mit mir herum tragen könnte. Zumal diese Welt oder Zivilisation so sicher und unbekümmert sein muss, dass 10-jährige Kinder einfach frei in der Welt herumreisen dürfen. Alleine, ohne Handy, Helikopterletern würden in unserer Welt nach ganzen fünf Minuten durchdrehen. Wie lange ist Ash dagegen unterwegs? Wie auch immer, eines Tages kam ich auf die glorreiche Idee meinen Freundeskreis als Pokémon zu zeichnen. Das Vorhaben ist im Verlauf ein wenig eskaliert.

Bevor ich mich jedoch ans Zeichnen machte brauchte ich ein Konzept und ich versuchte mich daran zu definieren, inwiefern sich die Typen der einzelnen Pokémons kategorisieren lassen und inwiefern sie die einzelnen Charaktere meiner Freunde repräsentieren könnten ohne verletzend zu wirken. Ich versucht es zuerst mit einer Internetvorlage, die nur so semi-gutes ausspuckte, dann mit einer Mischung aus Definitionen der Elemente aus anderen Kulturen in Verbindung mit DnD Klassen und letztendlich warf ich alle meine Ideen meinem Lieblingsmenschen an den Kopf, er setzte sich wiederum mit seinem Kumpel einen Nachmittag hin und am Ende lag eine fertige Tabelle aus Analogien bestehend Assoziationen vor uns. Demnach betitele ich das Projekt auch als Trio-Arbeit.

Fairy- Bug: charismatisch- faszinierend

Ice- Fire: introviertiert- extrovertiert

Dark- Water: proaktiv unkonfrontativ- reaktiv unkonfrontativ

Fighting- Ghost: handelnd- denkend

Steel- Gras: kameradschaftlich- animierend

Flying- Stone: spontan- methodisch

Psychic- Ground: zen- bodenständig

Electric- Dragon: wagemutig- besonnen

Wisst ihr eigentlich wie schwer es ist tatsächlich gute Pokémons zu designen? Stil, Konzept, Lore, alles muss irgendwie in die bereits vorgegebene Welt hineinpassen und doch so eigen sein, dass es nicht wie ein billiger Abklatsch wirkt. Ich hatte mich vorher noch nie wirklich mit Charakter-Design beschäftigt und dieses Video rette mir buchstäblich meinen Hintern.

Teilweise habe ich mich sehr von Mutternatur inspirieren lassen, aber so ähnlich erging es den Pokémons der ersten Generation ebenfalls. Ich sehe auch absolut nicht ein, was daran falsch sein soll. Überschneidungen zu bereits existierenden Pokémon waren manchmal unvermeidbar, sei es dass ich eine Idee oder Konzept so genial fand, ich den ein oder anderen Designaspekt mochte oder schlichtweg daran, dass bereits über 890 Pokémon gibt und es recht schwer ist etwas völlig individuelles und neues zu produzieren. Manchmal waren meine revolutionären Ideen gar nicht so revolutionär wie ich zuerst angenommen hätte. Shit happens, ich bekomme hierfür schließlich kein Geld und das Zeugs nicht studiert.

 

Typ: Fighting Ice

Attacks: Focus Punch, Avalanche

Z-Moves: Icicle Twister

Pokédexeintrag: Samsei does not like to be pushed around. But when left to it’s own, it’ll seek out interaction and companionship.

Konzept: In Anbetracht dessen, dass ich dieses Pokémon als letztes gezeichnet habe war ich mit meinen Ideen für den Typ Eis bereits ziemlich am Ende, was das ganze ein wenig schwieriger gestaltete als ich eigentlich wollte. Mein erster Gedanke einer Schneeflocke viel bereits weg, denn ein Schneeflocken Pokémon gab es bereits, genauso wie ein Eisgolem oder irgendwas anderes was den Kampfaspekt noch mit symbolisieren könnte. Eine Kiwi zwitscherte dann etwas von Wurfwaffen und am Ende landete ich dann bei Shurikens. Sie sehen mit etwas Fantasy aus wie Schneeflocken, sind assoziiert mit dem Aspekt Kampf und das Auge ist ein nettes Gegengewicht zu den äußeren Armen.

 

 

Typ: Ice-Ground

Attacks: Blizzard, High Horse Power

Z-Moves: Spectral Bite

Pokédexeintrag: Timdra can spend months on their own in the icy fields. Despite that, they enjoy and look forward to the occasional encounter with another living being.

Konzept: Ich gebe sofort zu, dieses Pokémon ist quasi ein Rip-off aller erster Güte. Allerdings bin ich ein wenig Stolz darauf, dass beide Konzeptanteile aus dem jeweiligen Avatar-Universum stammen. Ich wusste zunächst nicht wie ich den Aspekt Ground darstellen sollte. Ground klingt nach etwas massiven, stoischen, überdauernden. Soweit so gut, nur fielen erste Assoziationen in Form von Bergen, Gletschern oder Maulwürfen weg. Einen Eiswurm oder einen weiteren Käfer wollte ich mir ebenfalls ersparen und so musste Naga die Eisbärhündin von Avatar Korra herhalten. Die Eisbärhündin einfach so zu übernehmen war mir jedoch nicht spannend genug und so suchte ich nach wegen, die Eisbärhündin eben nicht mehr nach einer Eisbärhündin aussehen zu lassen. Da kam der Natterwolf aus Avatar- Aufbruch nach Pandora ins Spiel. Der Plot des Films ist schrecklich, ich kann James Cameron absolut nicht leiden, aber die Optik des Films und dass bisschen Worldbuilding ist bombe. So wurden es sechs Beine anstatt vier und die restlichen Extremitäten wurden vom Hammerkopf oder Triceratops ausgeliehen. Fertig ist, war ein weiteres Pokémon. Übrigens Extremitäten zu einem Körper hinzuzufügen, der eigentlich nicht darauf ausgelegt ist, ist anatomisch eine absolute Pest. Wollte es nur einmal gesagt haben.

 

Typ: Bug-Ice

Attacks: Sticky Web, Freeze Shock

Z-Moves: Gem Canon

Pokédexeintrag: Lukgog are highly curious. They can be found in the strangest places and are never quite where you expect them.

Konzept: Bug hießt so viel wie Käfer, aber eigentlich hätten sie es mit Insekten übersetzen müssen. Denn Bug Pokémon sind alles andere als nur Käfer, wo eigentlich mein Problem lag. Alles was an Insekten zu der Person passt, die ich portraitieren wollte war bereis vergeben und meine Kreativität hängte sich permanent an der Vorlage auf. Das war ein klein wenig nervig, denn ich wollte wirklich alles zeichnen nur keinen Käfer. Stellt sich heraus, dass mein Vorhaben nicht wirklich gut geklappt hat, ich aber rückwirkend doch sehr mit dem Output zufrieden bin. Ich meine, der Fellkragen (ich weiß, die Struktur ist ein wenig daneben gegangen) und die Eiskristalle an den Gelenken und am Hintern sind nette Accessoires.

 

 

Typ: Fairy-Steel

Attacks: Moonblast, Mirror Shot

Z-Moves: Arrow Storm

Pokédexeintrag: Fanfeis are empathic creatures with a strong desire to help. They are often found in dangerous territory, waiting to guide those in need.

Konzept: Rowlet und seine weiteren Evolutionsstufen lassen grüßen. In diesem Fall viel mir jedoch kein weiteres Tier ein was die zwei Typen Fairy und Steel so gut verkörpern könnte, gerade in Kombination mit Weisheit. Eulen sind gerade durch popkulturelle Werke wie Märchen und allen voran Harry Potter mit Magie, Mystik und Geheimnissen verbunden. Selbst Avatar wählte als Bibliothekshüter den Geist Wan Shi Tong, der die Gestalt einer Eule hat. Gleichzeitig wissen wir, spätestens aus dem Erdkundeunterricht: Eulen sind gemein gefährliche Jäger, spitze Krallen, quasi 360° Ansicht und Meister_innen der Tarnung. Da liegt die Prämisse der Buchreihe Guardians of Ga’Hoole nicht wirklich weit entfernt und so kam flux die Inspiration ins Hirn.

Mixtape des ewigen Schlafes

Eigentlich war dieser Beitrag für den 2. November gedacht auch bekannt als Día de los Muertos oder Allerseelen, jedoch waren meine Vorstellungen und Wünsche  wohl nicht ganz so kompatibel mit den Vorstellungen von WordPress. Wird er eben jetzt nachgereicht. Denkt euch einfach, heute sei der 2. November à la Back to the Future dann passt das schon.

Día de los Muertos ist einer der wichtigsten Feiertage Mexicos und wird jährlich vom Vorabend Allerheiligens bis zum Gedächtnis Allerseelens gefeiert. Diese Tradition stammt aus einer längst vergangenen Zeit und selbst die Azteken haben schon ihren Feinden einen Platz dafür zu gestanden einmal pro Jahr aus ihren Gräbern kommen zu dürfen. Der Día de los Muertos ist nämlich ein riesiges Wiedersehensfest zwischen den bereits Verstorbenen und den noch Lebenden. Begleitet wird das Spektakel von leckerem und vor allem viel Essen, Trinken, Musik und Tanz. Der Versuch der spanischen Missionare diese Feierlichkeiten viel gnadenlos fehl. Das höchste der Gefühle ist, dass die zwei Festtage, die es angeblich gegeben haben soll (einen an Allerheiligen den anderen dann an Allerseelen) auf einen zusammengelegt wurden. Da ich aber gerade weder Skelette aus Zucker, Gips oder Pappmaché zur Hand habe (trotz Halloween!) gibt es jetzt eben etwas auf die Ohren.

Es wird allerdings nur halb so farbenfroh und nur halb so fröhlich, denn ich habe mich an die europäische Fassung gehalten: Düsternis. Ich meine, wer hat nicht schon mal über die eigene Musikauswahl bei der eigenen Beerdigung nachgedacht. Bevor ihr euch Sorgen macht, mir geht’s gut, ich bin zwar erkältet und psychisch gings mir auch schon mal besser, aber ich hatte nicht vor sowohl in naher aIs auch in ferner Zukunft abzutreten. Dafür bin ich schlichtweg zu trotzig. Die Playlist stammt lediglich aus der Klausurphase von vor einem halben Jahr und unter Stress werde ich immer so schön Fatalistisch und entwickle einen sehr merkwürdigen Galgenhumor. Wenn ihr das Ganze zu makaber findet, müsst ihr euch das hier natürlich auch nicht anhören. Es ist in meinen Augen auch nicht wirklich deprimierend, ich wollte lediglich Vorsorge betreiben, um zu verhindern, dass irgendwelche Schlager ausgepackt werden oder schlimmeres… Denn da schwöre ich euch, würde ich wieder kommen. Der Poltergeist dessen letzte Aufgabe ist die Stereoanlage zu zerstören, wäre ein Gruselfilm wert. So Hui Boo mäßig. Ich würde übrigens auch wieder kommen, wenn mich jemand in einem Sarg unter die Erde befördert. Zu teuer und zu unökologisch.

 

Ich kann mich glücklich schätzen nicht wirklich zu wissen inwiefern eine Sitzordnung bei einer Trauerfeier eine Rolle spielt oder da sein sollte. Nichtsdestotrotz, die Leute müssen sich ja irgendwie arrangieren:

 

Ich glaube irgendein General im alten China meinte mal: Das Leben ist ein einziger Feldzug und mit dem Lied wäre er an dieser Stelle wohl zu Ende:

 

Und wir alle werden eines Tages wieder zu Sternenstaub oder Hummus:

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Königin Mutter, Iyoba Idia

Das Semester ist bereits in vollem Gange und ich sehe schon wieder den Wald vor lauter Bäumen nicht, also alles wie immer. Trotzdem dachte ich mir mal, ich könnte noch eine Beitragsreihe anfangen (habe ja noch nicht genug). Eine Regelmäßigkeit kann ich dennoch leider nicht versprechen. Der Einstieg besteht aus einem Text, den ich bereits für eines meiner Seminare geschrieben habe. Ein Vorteil hat es, ihr werdet verdammt wenig Rechtschreibfehler finden. Ich verspreche euch im nächsten Beitrag wird es vermutlich wieder anders.

Die nahezu ausnahmslose patrilineare Gesellschaft Afrikas bot nicht viel Platz für Frauen außerhalb ihres sozialen Standes als Mutter. Ihr Beitrag zur Gemeinschaft bestand zum großen Teil aus dem Gebären und Erziehen von Kindern vor allem von Männern, die als mögliche Thronnachfolger oder Oberhäupter von Familien oder Stämmen dienen würden. Das Amt der Königin Mutter oder auch Iyoba genannt, boten daher Frauen eine Ausnahme, um zu Reichtum, Macht, Einfluss sowie einer gewissen historischen Unsterblichkeit zu gelangen. Dazu sollte erwähnt werden, dass dieses Amt vom Schicksal vorherbestimmt und noch vor der eigentlichen Geburt verliehen wird. Ebenso war es kein Phänomen, welches sich lediglich auf das Königreich Benin beschränkte. Einen ähnlichen Status gab es beim Volk der Yoruba, unter den Ashantis, oder im damaligen Reich Bornus. Nach dem Erlangen ihres Amtes als Iyoba Idia ließ sich ihr offizieller Machtanteil mit dem eines Senior Chiefs gleichsetzten. Das Amt selbst wird dadurch definiert, dass sie die Mutter des Erstgeborenen und somit Thronanwärters wurde. Ihre Aufgabe bestand, wie die einer gewöhnlichem Mutter darin, diesen großzuziehen. Nach dem Tod ihres Gatten (König von Benin oder auch Oba genannt) kam der Titel der Königswitwe hinzu. Entscheidend hierbei ist sowohl die Entstehungsgeschichte der Iyoba als auch die später archetypische Symbolik für jede nachfolgende Iyoba eines Königs von Benin sowie damalige künstlerische Darstellung in Statuen oder Schnitzereien.

Nähern wir uns dem Kern der Geschichte, der die Maske der Königin Mutter umgab. Weder Idias Eltern noch sie selbst wussten von ihrem späteren Schicksal als Königin Mutter. Ihre Eltern versuchten die Heirat zwischen ihrer Tochter und dem Oba Ozolua nach der Auserwählung seinerseits zu verhindern. Sie baten ein Orakel um Rat, welches ihnen riet ihre Tochter durch zwei vertikale Einschnitte über dem Nasenbügel zu verunstalten, damit der König sie verschmähte. Damit nicht genug, wurde in die zwei Einkerbungen auch noch abstoßend riechende Medizin geträufelt, falls die optische Verunstaltung nicht genügte. Jedoch spürte der Oba, dass jemand versuchte sein Vorhaben zu sabotieren und konsultierte daraufhin einen seiner Ärzte, um Idia dementsprechend zu behandeln. Die für Idia charakteristischen Narben sind heute noch auf der Maske wiederzufinden. Sie dienten damals als Aufbewahrungsorte für kleine Trankbehälter oder Heilkräuter aller Art.Schließlich wurde die Heirat zwischen Oba Ozolua und Idia dennoch vollzogen. Sie schenkte ihm mehrere Söhne darunter auch Esigie. Nach dem Tod des Obas entbrannte jedoch ein Konflikt zwischen Esigie und seinem Rivalen Arhuaran. Nach mehreren Auseinandersetzungen setzte sich schließlich Esigie gegen seinen Antagonisten durch. Inwiefern Idia als Witwe und Mutter Esigies an dem Machtkampf beteiligt war ist bis heute umstritten.

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