Seit dem sich eine meiner Klassenkameradinnen oder nicht-mehr-ganz-so-engen-Freundin dazu entschieden hat Veganerin zu werden, darf ich mir jeden Tag anhören wie ekelig Mandel- Reis oder Sojamilch wäre.
Die Sojamilch ginge nur von dieser einen bestimmten Marke. Ebenso wie der Jogurt, aber nur wenn man noch sehr viel Müsli oder Obst dazu ässe, sonst wäre es ihr ebenfalls zu ekelig. Natto oder Tempeh hat sie noch nicht einmal probiert. Das sähe aus wie Tierfutter. Das Einzige was der Dame genehm ist, ist Tofu und nur weil sie davor Vegetarierin war. Diese ganzen veganen Fertigprodukte wie Bratlinge, Falafel oder Aufstriche verschmäht sie ebenso. Wenn vegan, dann nur frisch. Außerdem seien alle Fertigprodukte genauso mörderisch für die Umwelt wie Nicht-Vegan-Produkte. Es kommt übrigens noch besser: Fruktarier findet sie gar nicht so schlecht, aber dazu hätte sie doch zu wenig Disziplin.
So weit, so bekloppt ambitioniert. Dass ich sie auf diese fortschrittliche Idee gebracht habe muss ich an dieser Stelle nicht erwähnen oder? Nicht, dass vegane Ernährung dämlich wäre. Nein, um Himmels Willen. Jetzt nicht beleidigt weg klicken. Ich habe nichts gegen Veganer. Wenn die Herren und Damen mal entspannter wären… Ihr müsst nicht bei jeder Erwähnung von tierischen Produkten auf 180 hochfahren und mir dann über Stunden hinweg Litaneien über Tierschutz, Umweltschutz, und überhaupt einen positiveren Lifestyle und bessere Laune halten! An der besseren Laune arbeite ich und entschuldigt bitte wenn ich gerne Fisch esse! Ich bin mit 99%igen Fruchtgummibärchen groß geworden, ebenso wie mit Dinkel, Vollkorn oder mit den Lutschern ohne Zucker. Als Snack zwischen durch gab es Rosinen oder Sonnenblumenkerne. Ich wurde zwar noch nicht mit vier Jahren vor den Fernsehr gesetzt um Dokumentar-Filme über Massentierhaltung zu sehen. Habe aber bereits mehrere Versuche vegetarisch zu leben in der vierten Klasse hinter mir gehabt. Die Tierdokus kamen später dazu. Meine damalige Klasse und meine Wenigkeit durften ungefähr im Alter von 8 Jahren auf einer Klassenreise den Bauern zu schauen wie sie ein Kalb in den Hänger zum Schlachter brachten. Ich besitze zwei Tiere aus der Wildnis/Tierheim und kenne sämtliche Naturschutzgebiete/Organisationen auswendig.
Wenn sich bei mir in nächster Zeit irgendein Hysteriker über seine gewählte Essenphilosophie beschwert, weil ihm dies alles nicht so richtig schmecke… Verwandle ich mich aus einer gut ausbalancierten Mischung aus Charlie Brown-Linus-Woddstock-Snoopy in eine sehr, sehr herrische Lucy van Pelt verwandeln.
Wenn jemand etwas wirklich will, soll er sich verdammt noch mal am Riemen reißen. Es gibt für alles eine Lösung. Und weil ich gerade so unfassbar „gut drauf bin“ jammere ich hier jetzt auch herum. Aus Trotz! Ich habe nämlich auch ein „Wehwechen“. Ich bin definitiv nicht perfekt. Gar nicht. Null. Aber das Thema gesunde Ernährung und Universumsschutz brauche ich im Moment nicht noch on Top.
Deshalb kommt jetzt aus Trotz ein „kleiner“ Exkurs zum Thema „Wehwehchen“…
Mein „Wehwechen“ nennt sich übrigens Zöliakie. Sie ist auch unter Gluten-Unverträglichkeit berühmt und berüchtigt.
Gluten befindet sich oft und ausschließlich in gewissen Getreidearten wie:
Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Kaut, Spelt, Triticale, Emmer, Grünkern, Bulgur und Couscous, Malz und Hopfen. Die Folgen für mich sind nicht besonders „schlimm“. Es kann sehr unterschiedlich ausfallen von den fiesesten Diaröhanfällen bis hin zur grässlichsten Neurodermitis ist alles dabei. Doch alles sind nur Folgeerscheinungen. In Wirklichkeit kommt es zu einer chronischen Entzündung des Darms. Später bilden sich die Dünndarmzotten zurück auch Atrophie genannt. Bei Zöllis die noch nicht Gluten-Frei leben haben sich diese Dünndarmzotten. ebenso wie die feinen Ausstülpungen für die Nahrungsaufnahme (Mikrovilli) gänzlich zurück gebildet. Die Folge ist: Nährstoffe werden gar nicht bis nur sehr wenig aufgenommen. Auch fehlen nun Eiweiße, Fette, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe.
Dies wieder rum bedeutet, dass ich immer mehr abnahm und die Gestalt eines Kindes annahm das zeitnah an weißem Hunger sterben würde. Abgemagert bis auf die Knochen (gefühlt) und doch ein riesig aufgeblähter Bauch.
Ich weiß nicht bei wie vielen Ärzten ich war, bis eines Tages eine Ernährungsberaterin uns mich erlöste. Ein Wunder war geschehen…
Nur war das Sprichwort vom Regen in die Traufe, nun Programm:
Typische Zöliakie, atypische Zöliakie, silente Zöliakie und potentielle Zöliakie… Dass alles gab es und wir hatten davor noch nie etwas davon gehört. Wir kannten nur die einfache Zöliakie von meiner damaligen besten Freundin. Aber für euch:
Zur Vereinfachung stellt euch bitte einen Eisberg vor.
Das obere „sichtbare“ Drittel besteht aus der typischen und atypischen Zöliakie. Die Symptome treten oft relativ früh auf. Entweder einige Monate nach dem Abstillen oder bei der atypischen Zöliakie, im Schulalter.
Symptome: Chronischer Durchfall, Wachstumsstörungen, Appetitlosigkeit und Koliken. Weitere Folgen: Osteoporose, akuter Eisenmangel, Laktoseintoleranz, Fruchtbarkeitsstörungen und Dermatisis herpetiformis Duhring.
Das zweite untere Drittel, welches unter dem Wasserspiegel liegt, und an dem bekanntlich die Titanic gescheitert ist, gehört der sielenten Zöliakie. Sie wird meist ganz zufällig wie Bluttests durch die Anwesenheit positiver Antikörper diagnostiziert. Es treten zwar nie Beschwerden auf, aber wenn die Betroffenen umschalten auf gluten-frei geht es ihnen besser. Sie haben wieder Spaß am Leben und werden auch leistungsfähiger.
Im allerletzten Drittel, das den Keller darstellt, und dessen Größe man nicht abschätzen kann, wohnt die potentielle Zöliakie. Zu diesen Fällen gehören Personen, bei denen zwar Antikörper entdeckt wurden, die Darmbiospie jedoch unauffällig ist. Diese Menschen haben meist das große Glück, dass sich erst im Laufe ihres späteren Lebens erkennbare Dünndarmschäden entwickeln.
Folgenden Risikogruppen sind bereits verzeichnet:
Diabetes Typ I
Schilddrüsenerkrankte
Betroffene der Down-; Turner-; Williams – Syndrome
Menschen mit einer Antikörper Mangelerkrankung
Falls unter euch nun Hypochonder sind, die jetzt panisch aufspringen und gleich zum Hautarzt, Ernährungswissenschaftler oder direkt ins Krankenhaus fahren wollen, die könnten tatsächlich sofort ins nächst beste Auto springen und wie ein Irrer sich selbst einweisen lassen…. Denn früher war die Wahrscheinlichkeit Zöliakie zu haben relativ selten. Das Verhältnis lag bei 1:1000 – 1:2000.
Heute ist das Risiko gestiegen, von 1.1000 – 1:500. Ergo Zöliakie betrifft mittlerweile 1% der Weltbevölkerung. Aber selbst wenn ihr beim Arzt sitz kann es ein, dass dieser eure Zölakie gar nicht erkennt, da sie atypisch ist. Forscher haben ausgerechnet, dass auf einen Zöliakiebetroffenen mit einer bestätigten Diagnose, sieben bis zehn Unerkannte kommen. Mit anderen Worten: Zöliakie ist heutzutage einer der meistverbreiteten Unverträglichkeiten überhaupt.
Also was tun?
Erste Maßnahme Blutuntersuchung:
Bei der Blutuntersuchung werden sogenannte Antitransglutaminase-antikörper untersucht. Äußerst zuverlässig, diese Testung. Ebenso aussagekräftig, aber weniger verwendet ist der Test zur Bestimmung der Antigliadin-antikörper. Besonders wirksam ist dieser bei Kindern unter 3 Jahren…
Eine endgültige Diagnose kann allerdings erst durch Dünndarmbiopsie festgestellt werden (wichtig gluten-freie Ernährung nicht vor der Autobiopsie beginnen).
Bei einem positiven Ergebnis der Blutuntersuchungen sollte man eine Biopsie ansteuern mittels der wunderbaren Gastroduodenoskopie. Dabei werden Proben aus der Dünndarmwand entnommen und auf Schäden hin erforscht. Wer dies nicht möchte, kann auch auf genetische Tests zurückgreifen. Nur kann der Zöliakie nicht wirklich bestätigen. Bei Zöliakieerkrankten können nämlich die Gege hla-dq2 und hla-dq3 nachweisen werden. Aber selbst das ist nicht ausschlag gebend genug, denn die Gene sind ebenfalls bei gesunden Menschen vorhanden.
Behandlung:
Wer jetzt im Inernetz nach Zöliakiemediakemnte sucht, den muss ich entäuschen. Ihr werdet nichts finden. Falls doch, werdet ihr gerade über den Tisch gezogen. Bis heute gibt es kein einziges Mittel, welches die chronische Erkrankung heilen kann. Da hilft nur eine Ernährungsumstellung, ganz ohne Gluten.
Selbst das ist nicht tragisch. Nur ungewohnt, denn mittlerweile gibt es so viele angenehme Möglichkeiten privat gluten-frei zu leben. Vor 10, 20 Jahren sah das noch ganz anders aus. Gluten war ein Fremdwort und die Betroffenen starben entweder früh oder lebten nach dem Try-and-Error- Prinzip. Kochen und Backen war ist eher ebenfalls so mittelmäßig, dank des fehlenden Klebeeißweißes. Die Teige kleben wie Sekundenkleber oder gehen im Backofen gar nicht erst auf.
Wem jetzt diese oben genannten verbotene Getreidesorten sehr ans Herz gewachsen sind, dem kann ich versichern die gluten-freien Produkte sind heute
a) sehr lecker
b) relativ bezahlbar
c) fast überall zukriegen
Denn schauen wir doch mal was man mit Zöliakie alles essen kann..:
Kartoffeln, Reis, Hülsenfrüchte, Tapioka, Maniok, Kastanien, Milch, Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier, pflanzliche Öle, Obst, Gemüse Reis, Kichererbsen Mais, Hirse, Quinoa, Buchweizen, Amaranth und Johannisbrotkernmehl. Also: Don’t Panik and Level 42. Wer keine Lust hat, sich nun durch tausend Rezepte ohne Gluten zu wühlen, der läuft jetzt zum nächstbesten Edeka, Budni, Rewe, Real, Familia, Denn’s oder einem Reformhaus. Die dürften, je nach Sortiment, gluten-freie Pizzen, Brötchen, Brote, Backmischungen, Müsli oder Paniertes führen…
Denn Backen ist immer noch eine Herausforderung!
Vorsichtig ist zu genießen bei: Hafer ( der wird gerne mit Weizen zusammen angebaut, da die sich angeblich total gut verstehen sollen) Einfach auf dem Ettiket nach gluten-frei ausschau halten.
Was mit den Gluten-freuen Kennzeichen nicht ein her geht sind, normale Fertigprodukte: Bemehltes Obst, Jogurts mit Müsli, die meisten Vollmilchschokoladen, Bionade, und das liebe Bier ebenso wie Malzbier.
Getrunken werden dürfen: Bourbon, Brandy, Cognac, Gin, Korn, Rum, Schnaps, Sekt, Chambagner, Tequila, Wein, Whiskey (ohne Malz) und Wodka auch traditineller Sake ist erlaubt. Aber selbst die Bierliebhaber müssen auf ihr zweites Blut nicht verzichten. Carlsberg, Budweiser und etliche andere Brauerein haben gluten-freie Biere.
Bei Einkaufen gilt immer brav: Achte auf das Symbol.

Dann geht nichts schief oder, wenn man sich nicht sicher ist, die gesamte Inhaltsangaben durchlesen von vorne bis hinten… Es werden öfters gerne mal Rezepturen verändert. Zu beachten ist, dass pflanzliches Öl immer gluten-frei ist. Auch wenn es aus glutenhaltigen Getreidearten ist. Die stärke die Gluten enthält muss laut der EU- Richtlinien deklariet werden (seit dem Gesetz allergen-kennzeichnungs-veordnung 25. 11. 2005) .
Stärke oder modifizierte Stärke ist gluten-frei. Falls auf den Fertigprodukten Glucosesirup, Dextrose oder Maltodextrin steht:
Diese Stoffe waren mal gluten-haltig sind es aber nun nicht mehr.
Spuren von Gluten oder Weizen enthalten kann es sein, dass es zur unbeabsichtigten Kontamination gekommen ist.
Heutzutage gilt gluten-frei= 20ppm (2mg/100g) was darüber liegt, nicht mehr.
Im Haushalt
Bei uns ist e beispielweise so. Ich hab Zöliakie, meine Mitbewohner mal ja mal nein und mein Mitbewohner gar nicht. Also was haben wir gemacht? Erst einmal nichts, aber die Regung sieht vor strikt getrennte Lagerung von glutenhaltigen und gluten-freien Produkten. Dazu zwei Toaster im Einsatz. Wie zwei getrennte schneide Bretter, und beim frittieren auch getrenntes Wasser und Öl verwenden.
Witzig wird’s beim Auswärtsessen oder gar im Ausland…
Beim Auswärtsessen muss man sich entweder Listen mit glutenfreien Restaurants ausdrucken (gibt es mittlerweile en masse) oder penibel nachfragen, welche Zutaten beim gewünscht Gericht verwendet wurden. Das Schwierige so weit verbreitet Zöliakie auch sein mag, viele Restaurants haben bis heute das Wort Zöliakie oder Gluten noch nicht einmal gehört…
In der Schule oder in der Uni-Mensa kann man entweder beim Anbieter anrufen oder direkt in der Küche fragen. Oft ist dies allerdings schon gekennzeichnet. Einfachste Lösung: Selbst etwas mitnehmen.
Auf Reisen kann ich nur empfehlen:
1. In Hotels anrufen ob sie gluten-freies Frühstück bieten, die großen Ketten tuen es mittlerweile tatsächlich
2. Im Falle des Falles trotzdem immer mindestens eine Packung Brot oder irgendetwas gluten- freies mitnehmen falls alle Stricke reißen, Reis oder Maiswaffeln gehen immer
3. Es gibt eine super App namens Glutenfree Roads, die sämtliche Anlaufstellen für gluten-freies Essen angibt. Wer ganz heroisch auf Importieren steht, der kann hier noch einmal für jedes Land der Welt die Zollbestimmungen nachlesen, damit sein Koffer nicht aufgebrochen wird. Wie meiner…
Generell: Der deutschen Zöliakie Gesellschaft bei zu treten hilft wirklich weiter
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen:
Finnland ist das Paradies, die haben es einfach drauf mit der gluten-freien Ernährung ebenso wie die Niederlande (insbesondere Amsterdam). Paris und Blois sind auch kein Problem.
Venedig ist da schon happiger, dort gibt es genau einen Supermarkt der glutunfreie Fertigprodukte im Sortiment führt und der liegt sehr sehr weit draußen.
London + Edinburgh waren ebenfalls sehr umgänglich nicht so genial wie Amsterdam aber dennoch mit einem abwechslungsreichen Angebot (liebe Schotten ich werde euren Studenten-Asia-Schnellimbiss auf ewig vermissen!). Nur seid vorsichtig bei schottischer Reismilch, die ist sehr gewöhnungsbedürftig!
Leipzig+Berlin+Frankfurt (am Main)+ Rügen= ebenfalls nicht problematisch.
Spanien ist wieder rum ähm schwierig. Die großen Hotelketten sind mittlerweile völlig im Bilde, doch sobald es ans auswärts Essen oder gar an die Selbstversorgung geht blinkt meine innere Alarmglocke im schönsten 100-100 rot was ihr je gesehen habt. Abgelegene Ferienhäuser in den Bergen sind ein Parade Beispiel…
Lissabon war okay. Wir hatten ein Restaurant in das wir jeden Abend gegangen sind. Man wird mit der Zeit anspruchslos oder viel mehr ich.
Und es gibt sogar Menschen, die wünschten sich sie hätten Zöliakie. Histamin-, Sorbit- Unverträglichkeiten sind nicht witzig. Ebenso wie Wasserallergien…