Geschichte

Königin Mutter, Iyoba Idia

Das Semester ist bereits in vollem Gange und ich sehe schon wieder den Wald vor lauter Bäumen nicht, also alles wie immer. Trotzdem dachte ich mir mal, ich könnte noch eine Beitragsreihe anfangen (habe ja noch nicht genug). Eine Regelmäßigkeit kann ich dennoch leider nicht versprechen. Der Einstieg besteht aus einem Text, den ich bereits für eines meiner Seminare geschrieben habe. Ein Vorteil hat es, ihr werdet verdammt wenig Rechtschreibfehler finden. Ich verspreche euch im nächsten Beitrag wird es vermutlich wieder anders.

Die nahezu ausnahmslose patrilineare Gesellschaft Afrikas bot nicht viel Platz für Frauen außerhalb ihres sozialen Standes als Mutter. Ihr Beitrag zur Gemeinschaft bestand zum großen Teil aus dem Gebären und Erziehen von Kindern vor allem von Männern, die als mögliche Thronnachfolger oder Oberhäupter von Familien oder Stämmen dienen würden. Das Amt der Königin Mutter oder auch Iyoba genannt, boten daher Frauen eine Ausnahme, um zu Reichtum, Macht, Einfluss sowie einer gewissen historischen Unsterblichkeit zu gelangen. Dazu sollte erwähnt werden, dass dieses Amt vom Schicksal vorherbestimmt und noch vor der eigentlichen Geburt verliehen wird. Ebenso war es kein Phänomen, welches sich lediglich auf das Königreich Benin beschränkte. Einen ähnlichen Status gab es beim Volk der Yoruba, unter den Ashantis, oder im damaligen Reich Bornus. Nach dem Erlangen ihres Amtes als Iyoba Idia ließ sich ihr offizieller Machtanteil mit dem eines Senior Chiefs gleichsetzten. Das Amt selbst wird dadurch definiert, dass sie die Mutter des Erstgeborenen und somit Thronanwärters wurde. Ihre Aufgabe bestand, wie die einer gewöhnlichem Mutter darin, diesen großzuziehen. Nach dem Tod ihres Gatten (König von Benin oder auch Oba genannt) kam der Titel der Königswitwe hinzu. Entscheidend hierbei ist sowohl die Entstehungsgeschichte der Iyoba als auch die später archetypische Symbolik für jede nachfolgende Iyoba eines Königs von Benin sowie damalige künstlerische Darstellung in Statuen oder Schnitzereien.

Nähern wir uns dem Kern der Geschichte, der die Maske der Königin Mutter umgab. Weder Idias Eltern noch sie selbst wussten von ihrem späteren Schicksal als Königin Mutter. Ihre Eltern versuchten die Heirat zwischen ihrer Tochter und dem Oba Ozolua nach der Auserwählung seinerseits zu verhindern. Sie baten ein Orakel um Rat, welches ihnen riet ihre Tochter durch zwei vertikale Einschnitte über dem Nasenbügel zu verunstalten, damit der König sie verschmähte. Damit nicht genug, wurde in die zwei Einkerbungen auch noch abstoßend riechende Medizin geträufelt, falls die optische Verunstaltung nicht genügte. Jedoch spürte der Oba, dass jemand versuchte sein Vorhaben zu sabotieren und konsultierte daraufhin einen seiner Ärzte, um Idia dementsprechend zu behandeln. Die für Idia charakteristischen Narben sind heute noch auf der Maske wiederzufinden. Sie dienten damals als Aufbewahrungsorte für kleine Trankbehälter oder Heilkräuter aller Art.Schließlich wurde die Heirat zwischen Oba Ozolua und Idia dennoch vollzogen. Sie schenkte ihm mehrere Söhne darunter auch Esigie. Nach dem Tod des Obas entbrannte jedoch ein Konflikt zwischen Esigie und seinem Rivalen Arhuaran. Nach mehreren Auseinandersetzungen setzte sich schließlich Esigie gegen seinen Antagonisten durch. Inwiefern Idia als Witwe und Mutter Esigies an dem Machtkampf beteiligt war ist bis heute umstritten.

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Was ich so höre #3

Anlässlich des alljährlichen Jubiläums des virtuellen Versandunternehmens mit dem lächelnden, orangefarbenen Pfeil geht nicht nur deren Umsatz durch die Decke sondern ebenso die Warnungen und Leek-Berichte diverser dort angestellten Personen, die erneut schildern wie mies die Arbeitsbedinungen dort und in den jeweiligen Partnerfirmen sind. Nichts neues, aber vielleicht doch immer wieder erwähnenswert. Was wesentlich interessanter ist, ist die Liste der Nebenfirmen denn schaue ich mir die so durch fallen mir so ein zwei Unternehmen ins AUge bei denne ich es entweder nicht gedacht hätte oder wohl irgendwie verdrängt. Demnach die berühmte Höbuchplattform bei der man ein ein monatliches Hörbuch gratis bekommt gehört dazu ebenso wie eine maerikanische Biomarktkette und dem sehr berühmten Streaterplattform.

Demnach würde ich sagen rücken wir alle ein wenig weg vor allem von der Hörbuchplattform und wenden wir uns unserem extravaganten und absolut individualistischen Potchatcher zu, der brav jeden Tag das World Wide Web für euch nach neuen Audioformaten durchsucht. Der schläft auch nie und sollte neben dem Lob für die Versandhausmitarbeiter auch mal ein Lob bekommen. Wobei letztere lebendige Wesen viielicht trotzdem mehr Annerkennung verdent haben. Wie auch immer Podcasts sind cool und ich werde nicht müde, einige euch an den Kopf zu werfen

 

Stadt. Land. Schwul (deutschsprachig)

Der Name sagt eigentlich schon alles. Der kleine, völlig eigene Szenepodcast (?) von zwei homosexuellen nicht gebürtigen Berlinern (ursprünglich vom Lande), die aus ihrem Alltag und ihrem Subkulturleben erzählen. Lacher und vor allem anzügliche Wortspiele inklusive…

 

Hell Yeah, Hell No (deutschsprachig)

Sie hören: Drei weibliche Nerds loben und nehmen gleichzeitig diverse Inhalte unserer heutigen Popkultur auseinander. Von völlig überholten Klischees jeder Art, abgefrühstückten Handlungsverläufen, typische Anfängerfehlern beim Schreiben oder Konzipieren von Geschichten aller Art, ganzen Analysen von popkulturellen Werken und Charakteren. Inklusive lebenswichtigen Fragen wie: Welche Eigenschaften sollte eine authentische heldenhafte Person haben? Und wie verhält es sich mit deren Gegenspieler? Weshalb ist die remastered Version von „Die Königin und das Biest“ vielleicht dort gar nicht so schlecht? Inwiefern brauchen wir Charaktertode und wie sollte man sich auf keinen Fall geschehen lassen… Zu meinem Bedauern wird der Podcast mangels Zeitgründen, aller drei Beteiligten nicht mehr produziert. Dennoch die 16 Folgen, die existieren bieten einmaliges Unterhaltungs- sowie teils auch Bildungspotenzial.

 

Golden Age of Islam (englischsprachig)

Wäre diese eine nervenaufreibende Vorlesung nicht gewesen, ich hätte diesen Podcast nicht entdeckt. So gesehen hatte die gesamte Aktion vielleicht doch einen Mehrwert, denn mein Verständnisses und Interesse diesbezüglich der Geschichte des Vorderen Orients und vor allem des Islams, kann ich nun weiter privat ihn meinem Tempo, ohne Leistungsdruck und schlechte Präsentationen weiterführen. Eine eindeutige Win-Win Situation für mich und vielleicht für euch sofern ihr euch für die Geschichte des Vorderen Orients interessiert. Jedoch solltet ihr des Englischen mächtig sein und nicht allzu lange aus der Übung, denn trotz angenehmen Sprechtempo und kaum vorhandenem Akzent findet umfassendes Infodumping statt und wer völlig unvorbereitet in die Folgen reinläuft wird erst einmal nur Bahnhof verstehen.

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Was ich so höre #1

Während meiner neun Monate Ausland war ich auf Hörbuchsuche gewesen und natürlich habe ich keine gefunden. Genauer gesagt ich habe keine Hörbücher für wenig Geld gefunden, die mir zugesagt hätten. Später ist mir dann auch eingefallen, dass ich sie eh nicht hätte abspielen können. Die Hörbuchplattform im Internet war mir zu teuer und ein gratis Monat bei neun Monaten machte den Unterhaltungsfisch nicht sonderlich fetter. Deshalb stöberte ich mal wieder auf der allseits beliebten Katzenvideoplattform, dort gab es jedoch

mehr oder weniger schlecht geschriebene Thriller. Irgendwann kam ich dann aufgrund von einer Videoempfehlung zum Thema Podcast und arbeitete mich mal ein bisschen mehr in die Materie ein. Dabei ist folgendes herausgekommen (eigentlich noch vieles mehr, aber man muss ja mal irgendwo anfangen)

Deutsch:

Eine Stunde Historie

Das kommt davon, wenn man den Schulgeschichtsunterricht so vermisst. Was den Podcast eigentlich schon allein rechtfertigt beziehungsweise rechtfertigen würde. Ich will euch trotzdem noch ein bisschen mehr Inhalt bieten.

Ergo, eine Stunde History ist ein Format des Deutschlandfunkes Nova und beschäftigt sich eben mit der Historie der Menschheit. Von der Antike bis hin zur Neuzeit bleibt nichts unangerührt. Ich muss allerdings sagen, dass es jetzt auch keine Tiefenanalyse eines Themas. Dafür sind die meist 40 Minuten langen Aufnahmen dann doch zu kurz. Ich sehe deshalb viel mehr als Auffrischung meines Allgemeinwissens, denn seien wir ehrlich der Geschichtsunterricht deckt weiß Gott nicht die gesamte Weltgeschichte ab.

PodGedichtung:

Shame on me, die neuste Folge ist seit sechs Tagen draußen und ich habe sie noch nicht gehört. Junge, ambitionierte coole Socke, die auch noch Song schreibt, singt und es auch noch kann. Ohne sie würde ich vermutlich 24/7 meine Old School Metal Playlist hören, einfach weil ich momentan nicht die Zeit dazu habe aktiv nach guter Musik zu suchen. Darüber hinaus redet sie auch noch über Bücher sowie soziale/ gesellschaftliche Themen. Übrigens fette Daumen nach oben, dass sie (fast) die einzige weibliche Person in meinen Bekannten ist, der ch ewig zuhören könnte ohne nich schreiend wegzurennen. Ich will damit sagen, dass junge Menschen keinesfalls unreflektiert und völlig desinteressiert gegenüber ihrer Umwelt sind.

Soziologisches Kaffeekränzchen

Dieser Podcast stand tatsächlich auf der Empfehlungsliste, welche ich via YouTube gefunden habe. Irgendwie war ich dann von der ersten Minute an angefixt. Die Kaffeetafel zählt drei Personen und wohl das hübscheste Maskottchen dass ich kenne: Flocke, die Hundedame.

Zu den menschlichen Mitgliedern der Kaffeerunde zählen eine Soziologin, der man wirklich nicht im Dunkeln begegnen möchte, ein studierender/ angehender Soziologe, der unfassbar viel über Tee weiß und ein Soziologie-Englischlehrer, der gefühlt schon alles mal studiert hat und bei dem ich mich immer wieder frage weshalb er eigentlich in Bayern wohnt.

Zu dritt diskutieren sie über recht freie Themen wie Identität, Selbstoptimierung, Inklusion-Exklusion oder über Trauer und Tod. Sehr interessant, sehr lustig, und unfassbar lehrreich. Selbst für eine Leihe wie mich, die mit Adorno und Soziologie bis dato so viel anfangen konnte wie ein Vogel mit einem Flugzeug.

Ich habe durch die drei mehr gelernt, als von sämtlichen Personen denen ich begegnet bin innerhalb meines Auslandjahres. Deshalb: Empfehlung des Jahres!

Nachtrag: Ich hatte ganz vergessen ihren supercoolen Introsong zu erwähnen.

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Herzenkramen, Klappe die Zehnte: Lebens-Mittel

So, nachdem WordPress aus unerfindlichen Gründen meine Einleitung bereits zweimal eiskalt ins Datennirvana geschickt hat, schreibe ich sie nun ein drittes Mal. Falls der liebe Datengott mir damit mitteilen wollte, dass ich diese noch einmal überdenken sollte: Da hast du dich geschnitten Freundchen, ich schreibe sie genauso so. Wort für Wort, weil ich es kann und weil ich sie gut finde. Nur damit du es weißt! Wir steuern auf die Zielgerade zu, dies ist der vorletzte Beitrag von RandomRandomsens Serie Herzenskramen. Dieses Mal mit dem Titel Lebens-Mittel. Weshalb Lebens-Mittel? Ganz einfach, es ist ein schlechter Wortwitz. Ein zugegebener schlechter Wortwitz mit einer Prise Tragik. Lebensmittel wie ihr sie kennt dienen zur Nahrungsaufnahme und die Nahrungsaufnahme ist dafür da, dass ihr weiter lustig und fröhlich durch die Welt springen könnt, ohne Angst haben zu müssen jeden Moment umzukippen. Das Ganze geht jedoch auch anders. Nehmen wir mal an es gab lange Zeit keine Lebensmittel und ihr seid gerade umgekippt beziehungsweise kurz davor auf ewig umzukippen, dann bedarft ihr Hilfe. Nicht nur Versorgungstechnisch, sondern wie in meinem damaligen Fall auch psychische Hilfe. So gut die Versorgung auch sein kann, wenn ihr euch plötzlich für die Nahrungsaufnahme hasst sieht das Problem schon ganz anders aus. Auf gut Deutsch gesagt, ich bin tatsächlich bekloppt. Herzlichen Glückwunsch ich habe gerade dir, dir und vor allem genau dir gerade gebeichtet, dass ich eine Essstörung hatte/ habe. Beichten deshalb, weil viele Betroffene sich tatsächlich dafür schämen. Zum einen weil sie eben nicht so normal funktionieren wie Andere, zum anderen weil die Gesellschaft immer noch wunderbar mit dem Zeigefinder auf sie zeigt. Freiwillig hungern, wenn andere verhungern. Willkommen in dem Paradox schlechthin. Für alle: Eine Essstörung ist kein Spaß, sie ist nicht schön, aber man muss sich auf keinen Fall dafür schämen. Genauso wie bei anderen psychischen Krankheiten. Um es kurz zu machen, nach meinem damaligen Krankenhausaufenthalt hatte ich nicht nur die Diagnose Reizdarm, nein auch Anorexia Nervosa (Magersucht) stand dort. Schwarz auf Weiß, ganz unschuldig wie sie eben gekommen war. (Es würde mich an dieser Stelle mal übrigens sehr interessieren, wer von euch vorher Hobbypsychologe gespielt hat und es bereits vermutet hat) So unschuldig wie sie gekommen war, sich gemütlich eingenistet hatte so schwer wollte sie auch wieder gehen. Die Alarmlampen der allgemeinen Ärzte, des Kardiologen und natürlich die meiner Mitbewohner liefen auf Hochtouren, da um die Weihnachtszeit wenig Hilfe angeboten wurde. Weshalb ich bis Mitte Januar mir mehr oder weniger selbstüberlassen wurde. Dieser Beitrag handelt über Dinge, die mich damals am Leben gehalten haben. Ihr dürft gespannt sein…

 

  1. Mein Stolz

Die größte Motivation war tatsächlich nicht zu den 10-15% Todgeweihten zu gehören. Dass mag nun merkwürdig erscheinen und ein wenig scher zu erklären, aber ich wollte immer in allem die Beste sein. Dass dies nicht funktioniert, ist mir klar, war mir auch damals klar „aber alle anderen können es doch auch“ also weshalb nicht versuchen. Was mir später bewusst wurde, wie viel eigentlich 10-15% sind. Diese Personen haben schlichtweg zu lange gewartet gesund zu werden oder hatten nicht den Willen dazu. Denn aus einer Essstörung kann man sich nur selbst befreien, es gibt weder Medikamente noch eine Anleitung dafür. Die Erkrankten folgen solange der inneren Stimme bis sie eben über den Jordan gehen oder eben auf die innere Stimme scheißen. Das wohl Wichtigste was ich im Kampfsport gelernt habe ist: Stay strong, don’t give up, keep going. Mehr nicht… Weshalb sollte ich nun nach 16 Jahren Lebenszeit einfach so aufgeben? Es waren 16 Jahre harte Arbeit, 16 Jahre Erinnerungen, Spaß, Trauer, Wut etc. Wieso sollte ich jetzt aufgeben ich hatte noch so viel zu tun, so viel vor mir und ich würde garantiert nicht mein Erspartes auf der Bank verkommen lassen oder gar die Schule quittieren, wo ich doch so haarscharf vor dem Abitur stand. Wozu sitzt man sich denn 10 Jahre den Hintern platt?! Ihr seht aufgeben stand nicht wirklich auf dem Plan, das Einzige worin ich wirklich gut bin ist zäh sein. Weshalb nicht dem eigenen Gehirn mal zeigen wer der wirkliche Chef ist. Besiegt von einer einfachen Psychose, dass kam nicht in die Tüte! Deshalb gilt bis heute: Fall seven times, stand up eight. Also hieß es sprichwörtlich ran an den Tofu bzw. Kuchen.

 

  1. Gronkh

Es gibt diverse Geschichten von ehemaligen psychisch Kranken oder Genies, die sich mit etwas ihr Leben zurückgeholt haben. Dieses Etwas hat sie damals entweder abgelenkt oder sie haben sich damit irgendwie selbst therapiert. Ich wünschte ich könnte dasselbe über mich sagen, jedoch sah es zu der akuten Zeit mit dem Malen und Zeichnen eher schlecht aus. Angst vor dem weißen Blatt, Angst nicht perfekt genug zu sein, Kreativitätsverlust etc. Hörbücher waren gerade aus oder zumindest nicht nach meinem Geschmack und ich verbot mir Geld dafür auszugeben, zumal gerade Weihnachten gewesen war und wer kauft sich nach Weihnachten noch selbst Geschenke? Lesen war ganz unmöglich, da es zu viel Konzentration erforderte. Hätte ich diesen Menschen nicht gehabt, ich hätte mich vermutlich tot gelegen.

Der Hintergrund: Ich sagte Ablenkung ist wichtig, mal keine Minute an das Essen, Nicht-Essen, Sport- Kein Sport zu denken ist… befreiend. Musikhören war damals noch nicht ganz so meins und was blieb war der schon ewig bestehende Wunsch nach Videospielen. Es war das Einzige, was meine Mutter nie verstanden hat und nie sonderlich als sinnvoll ansah. Deshalb gab es außer einem Nintendo nie wirklich Videospiele. Alleine deshalb, weil wir das völlige falsche Betriebssystem besaßen, aber man will ja doch seinen Willen und vor allem mitreden. Aufgrund der frühen Entdeckung (war wohl einer der ersten) konnte ich plötzlich Spiele ab 16 oder sogar ab 18 spielen ohne dafür Geld oder Finger zu bewegen. Ich schaue jemand anderem beim Spiele spielen zu… und dass ist bis heute wunderbar erheiternd, amüsieren, ablenkend, entspannend und je nach Spiel sogar sehr informativ und philosophisch. Imaginäre große Brüder sind eben ultra-praktisch. Besonders wenn sie dich vor dem endgültigen Wahnsinn retten.

 

3. LealovesLifiting

Ich entdeckte diese Dame durch Stöbern auf YouTube.  Ja, damals war dies noch möglich ohne den Glauben an die Menschheit zu verlieren. Sie war damals sehr viel älter als ich, steckte ebenfalls in einer Essstörung und wollte ihren Weg daraus dokumentieren. Die Jahre gingen in die Lande und ihr könnt euch vorstellen, dass es einige Zeit gedauert hat bis sie sich alle ihre Zwänge eingestanden hat und es dauerte noch viel länger diese abzulegen. Neben diversen fragwürdigen What I eat in a day-Videos (in ihren Augen eine völlig normale Ernährungsweise) lud sie Kontext aus ihrem Studium hoch. Alles rund um Ernährung, Sportwissenschaften mit dem Nebenfach Psychologie tummelt sich bis heute auf ihrem Kanal und rette mir damit das Leben. Denn die Wissenschaft sieht diverse Dinge anders, als es uns Fitnessmagazin XY weiß machen will. So machen Kohlenhydrate nach 18 Uhr nicht dick, auch nicht nach 22 Uhr. Fette sowohl ungesättigt als auch gesättigt sind essentiel wichtig für den Körper. Aspartam ruft keinen Krebs hervor und es gibt auch keinen eingeschlafenen Stoffwechsel. Das kam mir gerade recht, denn mit der Zeit verlor ich die Angst vorm Essen und wusste welchen Bullshit ich nie wieder glauben wollte.

Zur ihr selbst kann ich nur sagen, man muss sie mögen zumindest ihre Art. Gerade in ihren alten Videos merkt man ihr die Essstörung noch deutlich an und auch das Gefühl alles besser zu wissen. Auch heute noch, nachdem sie wirklich eine große Portion Reife dazu gewonnen hat ist sie gerne mal unverschämt, provozierend und nicht gerade der höflichste Mensch auf Erden. Dadurch ist sie allerdings auch eine der Wenigen in der Fitness-Branche, die stets ehrlich und authentisch bleiben. Sie verkauft ihre Seele nicht an Firma XY, nur weil diese ihr die neuen Fettschmelzpillen gratis überlässt. Für Ehrlichkeit, Transparenz und wissenschaftlichen und kostenlosen Kontext muss man ihr eindeutig Pluspunkte geben.

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Gesammelten Schätze des Monats des Lärms

Da ich quasi über die Hälfte diesen Monats Ferien hatte und deshalb nicht in die elendige StrafvollzugsBildungsanstalt musste, kann ich kaum von irgendwelchen verrückten oder gar vernünftigen Taten berichten. Ich selbst habe die ganzen vierzehn Tage (mit Ausnahme von 48 Stunden) an meinen beiden parallel laufenden Kunstprojekten gearbeitet und bin immer noch am Verzweifeln oder schon wieder? Zumindest war am Donnerstag der Abgabetag des einen Projektes. Das Papierkleid. Wobei ich sagen muss, dass die ehre nicht mir gebührt sondern meiner Mitbewohnerin. Ich habe lediglich Papier geknüllt und Rüschen zusammen getackert. Als Essstäbchen bin ich eben nur der Kleiderbügel für dieses Meisterwerk, aber immerhin mit Stolz.

Und während sämtliche Mitschüler sich fleißig ans Lernen fürs Abitur begaben saß ich zeichnend in meinem Kämmerlein und bastelte. Dabei brauche ich nun wirklich eine Punktmutation, die in mir irgendeine Aminosäure so verändert, dass ich auf einmal quasi das Superhirn für Mathematik würde. Dafür würde ich mich sogar von so nem Viech beißen lassen: Kakerlake, Spinne, Tausendfüssler völlig einerlei…

Dabei gibt es so viele schöne Dinge in meinem Leben, trotz Streß. Zum Beispiel endlich einen Ort, an dem ich mich wohl und vor allem akzeptiert fühle so wie ich bin ohne wenn und aber. Ich muss mich für nichts rechtfertigen. Zudem gibt es mittlerweile zwei Menschen mit denen ich wunderbare Gespräche führen kann, zwar nur über Sprachnachrichten dafür über mehrere hunderte bzw. tausende Kilometer hinweg. Gar kein schlechter Schnitt. Die Zeitverschiebung ist dabei allerdings irgendwie sehr gewöhnungsbedürftig.

Und hey, ich war sogar seit langem wieder im Kino, Gegen aller Vernunft und wie ihr bereits gelesen haben werdet, hat es sich wahrlich gelohnt. Ghost in the Shell wird dennoch verweigert. Nicht in diesem Aufzug, einfach Nein.

Dafür habe ich ein sehr exquisites Theaterstück sehen dürfen. Exquisit liegt dabei im Auge des Betrachters. Es lag allerdings nicht an dem Umstand, dass es sich mal wieder um den Zerbrochenen Krug handelte. Nein, vielmehr war es die Interpretation der Komödie/ des Lustspiels. Statt süfisant, satirisch und hämisch präsentierte sich das Werk als absurd und blutig.

Der Dorfrichter Adam war ohne ersichtliche Begründung, die ganze Spielzeit über nackt. Komplett… Soweit so gut, so theatralisch. Ich hätte dennoch gerne eine Begründung dafür gehabt. Ähnlich wie für folgende Interpretationen: Das über den gesamten Körper verteilte Blut, den cholerischen Veit der seinen Sohn verprügelt, die Liaison zwischen Licht und Adam (?!) und zu guter letzt Walters Kuss mit Evchen und dem darauf folgenden Missbrauch (?!). Bitte, wie Bitte?

Ihr lest, eine wundervolle Abendbeschäftigung, zumal die ach so wundervolle Betonung nicht existierte. Für mich zumindest nicht, ich empfand es eher als monotones Heruntergerassel.

Unsere Fassung hat mir wesentlich besser gefallen. Humorvoller, mehr Elan und auch nicht ganz so Interpretationsfrei…. Um die Pressestimmen mal zu kommentieren: Ja, dieses Stück ist eine Farce nur keine geistreiche, bitterböse sondern lediglich eine gewalttätige sowie verstörende. Ich hätte genauso gut Mann gegen Mann oder Bück dich ansehen können. Es hätte keinen Unterschied gemacht….

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5. Türchen:

55. “Die Heimat liegt nun hinter euch- vor euch die Welt.“ -Der Hobbit/ Teil 1

„Können wir los? Hast du jetzt endlich alles?“ meckerte meine Schwester mir ins Ohr. „Natürlich, was denkst du denn?“ zischte ich zurück, „und schrei nicht so, willst, dass wir alle aufwecken oder was?!“ Statt einer Antwort bekam ich nur einen bösen Blick zugeworfen, typisch Mädchen. Aber jetzt darauf einzugehen würde uns nicht nur zu viel Zeit kosten sondern vermutlich auch noch den Kopf. So schwieg ich geflissentlich und tastete mich direkt hinter ihr die schwere Eisentreppe hinunter. Oder zumindest tasteten wir uns irgendetwas herunter, denn mochte es zwar eine Treppe sein, so sah ich sie nicht. Um genau zu sein sah ich gar nichts, noch nicht einmal meine eigene Hand vor Augen. Gewitterwolken sei Dank… Insgeheim hoffte ich die schweren Wolken würden auch weiter so brav und geduldig auf ihrem himmlischen Platz bleiben, zumindest bis wir mindestens eine Meile von unserem Gefängnis, gennant zu Hause, entfernt wären.

„Au! Du Vollidiot! Kannst du nicht besser aufpassen?!“, schrie es direkt vor mir… Als Antwort bekam sie lediglich ein Schnauben… „Lauf nicht in mich rein du Blödmann“, schnauzte sie erneut. „Und du weck nicht das ganze Haus auf!“, erwiderte ich erneut. Darauf hin kam wiederum nichts von ihr. Na, das würde ja heiter werden. Weshalb hatte ich noch einmal der dämlichen Idee zugestimmt, genau zu diesem Zeitpunkt, in dieser Jahreszeit und überhaupt von hier abzuhauen? „Denk nicht mal dran Freundchen… Ich geh auch alleine und dann darfst du diesmal ohne Babysitter die Seife aufheben, kapiert?“ kam es mit einem leisen Klack wieder von vorne. Mein Auge zuckte nervös „Halt den Mund.“ entgegnete ich leise. „Wie viele Schlösser noch?“ setzte ich hinter her. Angespannt lauschte ich in die Stille, aber außer dem Kratzen des Drahtes an der Tür konnte ich nichts wahrnehmen. Hoffentlich würde es klappen. Es musste einfach und zwar in den nächsten Minuten sonst wäre das Risiko zu groß um die geplante Route zu laufen. Wachen waren auch nur für eine bestimmte Zeit ohnmächtig…

Einatmen, leise wieder ausatmen mittlerweile eher etwas lauter. „Könntest du dich nicht einmal beeilen? Du hast mir versichert, dass du dieses Schloss blind knacken könntest…“

So langsam wurde ich wirklich nervös, mit der laufenden Zeit schwand meine Angst vor den da gewesenen Zuständen. Viel mehr bekam ich Angst vor der Situation zu scheitern. Einzelhaft oder viel mehr Hausarrest wie die Hausherrin es nannte war noch das angenehmste und geringste was einem hier passieren konnte. Langsam wurde es hier unten im Gang auch stickig. So leise wie möglich krempelte ich meine T-Shirtärmel hoch, noch 3 Minuten. Unglaublich, trotz der gebildeten Schweißperlen hatten sich meine Körperhärchen wie eine Ritterrüstung aufgestellt. Ich sah vermutlich aus wie eine elektrisierte Ratte.

„Hetz mich nicht…“ fauchte sie und schon ertönte der letze Klick. „Siehst du?“ an ihrer Stimme hörte ich wie sie triumphierend lächelte. Jetzt hieß es rennen und zwar so schnell und so leise wie wir konnten. Mit dem Türenknacken war der erste Teil geschafft nur was war der erste Teil ohne den zweiten oder dritten viel mehr vierten? Richtig gar nichts, und so hieß es während des Rennens auch noch den Positionslampen ausweichen. Gott, verdammte fünf Kilometer lagen noch vor uns. Fünf Kilometer voller Gefahren, wie plötzlich entgegenkommende Autos oder spontane Patrouillen. „Verdammt hörte ich es von weiter vorne“, schnell legte ich noch ein Zahn zu. Ich war bereits jetzt schon aus der Puste und wir hatten gerade mal 500 Meter hinter uns. „Was ist passiert?“ fragte ich keuchend merklich panisch. Die Gänsehaut dominierte nun klar meine Synapsen. Vorhin war es wohl kein Hitzeschweiß gewesen sondern pure Angst. „Merkst du eigentlich überhaupt noch etwas, du Holzkopf?“ , „Tut mir Leid, wenn ich nicht so multi-taskingfähig bin wie du, Supertrooper… was denn?“, flüchtig blickte ich um mich aber sehen konnte ich nichts verdächtiges. „Bingo“, du siehst nichts, was?“ kam es von ihr. Ich schaute sie an. „Woher. Schau mal nach oben… Deine lieben Wolken verabschieden sich gerade.“ Irritiert starrte ich sie an, „na los“ damit deutete sie über sich. Immer noch verwirrt legte ich den Kopf in den Nacken und merkte erst jetzt das der Mond sowie die Umgebung heller geworden war. „So ein Mist, zischte ich…“ Mit diesen Worten peitschte uns eine eiskalte Windböe in den Rücken. Die Wolken bewegten sich schnell. „In die Wälder. Sofort!“ Die Landstraße und Felder konnten wir ab sofort vergessen. Wir wären zu leichte Ziele. Wie lange würde der Wind noch auf unserer Seite sein? Würde unser Fehlen entdeckt würden sie hundertprozentig die Hunde loslassen und dann gnade uns Gott. „Wo geht’s lang?“, meine Schwester drehte sich fragend um sich selbst. Mittlerweile keuchte ich nicht nur sondern meine Beine wurden Bleiklötzen immer ähnlicher, weshalb ich fast wiederholt in sie hineingerannt wäre. Mit ihrem riesigen Mantel war sie von der wieder rabenschwarzen Nacht kaum zu unterscheiden. „Äh…“, zerstreut entfaltete ich die provisorische Kugelschreiberkarte. Dummerweise war diese leider ausschließlich für die Felder gezeichnet und nicht für den angrenzenden Wald, dennoch Jammern half nun auch wieder nichts. „Auf gut Glück in 10 Minuten über die Straße und dann wieder in die Büsche…“, lautete deshalb meine wage Antwort. Falls man es noch Antwort nennen konnte so sprachlos wie mich meine Lunge machte. „Könnten wir dann etwas langsamer werden?“ , keuchte ich wieder denn meine hyperaktive Schwester war schon wieder losgerannt, den Baustamm überstieg ich lediglich. „Erstens wer trägt hier den Rucksack und wer ist hier kleiner? Außerdem wir haben noch vier Kilometer vor uns… Ich stöhnte, diese Wälder hatten den Weg verdoppelt. „Wenn wir in die Nähe des Dorfes kommen, dann können wir langsamer werden rief sie über die Schulter zurück. Ich seufzte darauf nur erneut und riss mich zusammen. Dorf, Dorf? Ich wusste zwar nicht wovon sie redete doch mir war es egal weshalb wir langsamer werden mussten Hauptsache wir taten es.

Während des hinweg rennens machte ich mir Gedanken über unsere Vorbereitungen. Über ein Jahr hatten sie gedauert, was wir in der Zeit alles an Plänen geschmiedet hatten und an Dingen zusammen gesucht, gebaut, geklaut hatten war schier schon fast ein Lebenswerk. Vor allem hatten wir Lebensmittel gehortet. Unter der rechten Bodendiele des Hinterzimmers des Putzmannes. Was nicht alles mit einem passierte wenn man auf Nahrungssuche war. Mein Geruchssinn hatte sich in den letzen Monaten zu dem eines Hundes verstärkt. Die Augen meiner Schwester waren so stark wie die eines Adlers. Was wir alles aufgetrieben und was der Preis dafür gewesen war. Köche konnten so gierig werden…

Nun bogen wir auf eine geradere Strecke ohne Unterholz oder Hügeln ein und ich nutze die Zeit um zurück zu schauen. Von unserem höher gelegenen Standpunkt aus konnte ich nun das gesamte Tal überblicken. Fast schon wunderschön, wenn dort am Ende des Kessels nicht dieses eine Herrenhaus gestanden hätte. Der Horrorort für Kinder wie uns, „schwer erziehbar“ wurden wir geschimpft und „wertlos“. Das Einzige was uns noch hätte helfen könnte war laut Regierung ein Programm zur „Konditionierung auf die gesellschaftlichen Normen“. Unsere Eltern sahen es wohl ähnlich und so schickten sie uns mit gutem Gewissen an diesen grausigen Ort. Einen Ort ohne Freiheit, Kreativität oder Genuss für Bildung. Bloßes Arbeiten und Lernen. Arbeiten an Ziegelsteinen oder Straßengraben ausheben und Propaganda lernen, die besagt wie großartig doch der Staat sei. Darüber hinaus liefen über den ganzen Tag Nachrichten wie erfolgreich wir im Krieg gegen den Westen seien… Dumm nur dass sich der Westen gerne mal in den Süden oder Norden verwandelte. „Nett, dass du einen Reisebericht verfasst, aber im Zug haste Zeit genug dazu.“ Damit packte mich jemand von hinten und schleifte mich mit…

54. „Ich zeichne Faultiere für die Nachwelt“ -Ice Age

54. „Ich zeichne Faultiere für die Nachwelt“ -Ice Age

„Nächste Haltestelle …..!“

Ich sprang auf. Wie der nächste Halt hieß wusste ich schon seit Jahren, schließlich träumte ich eben so lange mir hier meinen Lebenstraum zu verwirklichen. Zugegeben ein wenig nervös war ich schon, aber das gehörte eben dazu. In dem Moment kam mir der Lieblingsspruch meiner Großmutter in den Sinn, stets predigte sie mir: Leben heißt Veränderung sagte der Stein zur Blume und flog davon. Im zarten Alter von fünf Jahren gefiel er mir außerordentlich gut, doch spätestens als meine beste Freundin auf die andere Seite der Erde zog, ich von meiner ersten großen Liebe betrogen wurde oder ich meinen Lebenstraum entdeckte ging er mir zusehends auf die Nerven.

Es gab Dinge die sich nicht veränderten wie mein Traum beispielsweise. Fünf Jahre mochten für manche eine kurze Zeit, doch für mich war es eine halbe Ewigkeit und diese undefinierte Ära reichte aus um mir die Entscheidung der Vermählung mit mir selbst und der Kunst abzunehmen. Ich hatte gesucht, gelesen, weiter gesucht, Termine vereinbart, weiter überlegt, gefunden, verworfen, wieder gesucht und vor ein paar Wochen hatte plötzlich alles gepasst. Der Ort, die Menschen, der Preis sowie meine Wünsche. Endlich fühlte ich mich respektiert und ernst genommen, außer der Himmel. Er fand meinen Lebenstraum wohl nicht allzu prickelnd, denn er schickte mir den heißesten Tag des Jahres ohne auch nur eine einzige Brise geschweige den Wolken.

Zu meinem Bedauern war da nicht nur der sengende Scherz der brennenden Mittagssonne sondern ebenso diese Angst. Diese verdammte Angst, sie ließ sich trotz Optimismus und immer wieder kurz aufblitzenden Glücksgefühlen einfach nicht abschütteln. Unversehens spürte ich wie der Wagen langsamer wurde, dann erschien der kühle orange, grün, gelb gekachelte Bahnhof in meinem Blickfeld. Die Türen schwangen wie von Geisterhand und mit einem undurchdringlichen Quietschen auf und ich sprang quasi aus dem Zug. Ich durfte meinem Restzweifel auf keinen Fall die Oberhand übergeben. Komme was wolle, ich würde es durchziehen. Kneifen galt nicht, auch wenn niemand, wirklich niemand von meinem Vorhaben wusste. Wenn es auch nur irgendjemand erfahren hätte, wäre ich auf dem Präsentierteller meines gesamten Freundes- sowie Familienkreises verbal gehängt worden.

Aber egal ich durfte jetzt keine kostbare Energie verschwenden um mich um andere zu kümmern. Bloß nicht, also Treppe hinab sprinten. Die Hitze traf mich wie ein Vorschlaghammer, der Bahnhof selbst war trügerisch kühl gewesen, doch der Rest der Welt schien dem Hitzetod erlegen. Kein Wunder, dass keine einzige Seele auf der weiten Verkehrsstrasse zu sehen war.

Straßenseite wechseln, Fassade suchen… Noch 20 Meter. In mir kribbelte es, besonders in meiner Nase. Noch 10 Meter, ich fing an in meinem Schweiss zu baden. Die Hitze, und die Angst ließ meinen Körper einen gewaltigen Cocktail voller Adrenalin, Testosteron, Endorphine sowie Trijodthyronin. Konnten Frauen überhaupt Testosteron bilden?! Verdammt vor Aufregung konnte ich mir noch nicht einmal den Stoff des ersten Semesters merken.

Mittlerweile hatte sich meine Nervosität mit meiner Angst zu einem fiesen Darmknäul entwickelt welches sich ganz langsam als lähmende Ungewissheit in meinen Adern ausbreitete. Das Gift des Menschen: seine Launen. Hätte ich nicht doch noch einige Nächte darüber schlafen sollen? Oder lieber Sophie mitnehmen sollen? Ich hatte selbst überlegt, ob ich Anke bitte sollte… aber wenn es Anke wusste, wussten es alle.

Vor wenigen Tagen hatte ich mir noch gesagt, dass ich tapfer genug wäre um diese Stunden mit mir allein durch stehen zu können. Es wäre ein hervorragender Selbstfindungsprozess werden. So viel zum Thema Erwachsenenvernunft. Im Moment hatte ich nicht den geringsten Hauch des Gefühls, dass immense Schmerzen meine Selbstfindung auch nur irgendwie positiv beeinflussen würden. Wo musste ich eigentlich stehen bleiben? Richtig, bei Meter null. Null Meter über dem Abgrund der Hölle oder null Meter vor dem Eingang zum Himmel… Wie ging das gleich noch einmal? Schultern straffen, Brust raus und lächeln. Es würde so oder so kein zurück geben, also was sollte schon passieren. Dieses Ereignis hatte ich seit Monaten geplant… Es war alles abgesprochen worden, mehrmals sogar. Wieso blieben also mir diese Bedenken? Ich würde gerade wegs durch diese Tür hinein gehen, meine alte Hülle abstreifen und als vollkommen neuer Mensch hinauskommen. Wo war das Problem?!

Es gab keins. Punkt fertig aus, meine Angst wollte mir nur einen Streich spielen nichts weiter… Mit einem gewaltigen Zischen zog ich die Luft ein und drückte dann versucht entschlossen die Tür auf. Ein Windspiel ertönte. Ein Windspiel in einem Tattoostudio? Das war bei meinem letzten Besuch aber nicht hier gewesen… Sofort nagte die eben noch erfolgreiche verdrängte Angst wieder an mir. Windspiele hingen doch nur bei Dosensammelnden Omas, nicht dass ich etwas gegen dosensammelnde Oamas habe, die im Wald wohnen mit ihren zwölf Katzen, aber von einer solchen älteren Dame wollte ich in Paracelsus Namen nicht gezeichnet fürs Leben werden! War so etwas überhaupt legal? Die Crew zu wechseln ohne jemandem auch nur ein Sterbenswörtchen zu erzählen? Ich spürte wie ein sich das ganz kleine Schweißrinsal das meine Wirbelsäule entlang lief leicht anstieg, wehe es würde ein Amazonas werden. Ich sah mich im Vorzimmer um. Allerdings sehr, sehr langsam… Falls ich auch nur eine unbekannte Nasenspitze erblicken würde, wäre ich ebenso schnell wieder weg mit Hyperlichtgeschwindigkeit. Auf ins andere Ende des Universum!

Nach einigen Sekunden angestrengtesten Lauschens setze ich zögerlich einen Schritt vor den anderen Richtung Tresen. Dann fiel mein Blick auf die Klingel… Konnte ich es wagen? Sicher… Im Klingelstreichspielen war ich schon immer die Größte gewesen, nur Bowie war damals noch flinker gewesen als ich. Dennoch, sollte ich sie wirklich drücken? Dann gäbe es wirklich kein Zurück mehr. Jetzt könnte ich immer noch umdrehen und mir lebenslang einreden, dass ich es geschafft hätte, aber unter diesen Umständen niemals.

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26. „Muss ich dich erst überfahren, damit du auf mich hörst?“ -Ziemlich beste Freunde

Folgendes ist über mehrere Wochen entstanden… Quasi Me and Julio down by the schoolyard mäßig. Wobei wir auch schon beim Thema wären. Dieser Monolog entspricht nämlich dem Gespräch, was heraus kommen würde wenn man die Quintessenz auf Gefühlsebene unseres schulischen Lebens extrahiert und zwar von allen Schülern fünfte bis zwölfte Klasse…
„Das Glücklich ist eher ein deprimierendes Glücklichsein weißt du? Ich meine kennst du das Gefühl wenn du weißt, dass du glücklich sein solltest, aber es irgendwie doch nicht bist, weil du es irgendwie nicht zulassen willst oder kannst? Deinem Schweigen nach zu urteilen wohl nicht… Wie solltest du auch.. Hey, hör dann mal zumindest zu! Vielleicht kannste dir ja mal zur Abwechslung ein Beispiel nehmen.
Gerade eben in der Metro von San Lázaro nach Balderas ist es um diese Uhrzeit ja immer höllisch überfüllt, wegen des noch gesperrten Autobahndeckels…. kennste ja, deshalb würde ich die Strecke ja normalerweise laufen, aber dank des Regens und meiner undichten Jacke fiel mein Vorhaben ins Wasser, sprichwörtlich sogar. Gerade jetzt kann ich ja wegen der Arbeit unmöglich pulmonale Symptome zeigen, bin ja so schon gehandicapt genug. Jedenfalls stand ich da halt so an der Haltestelle neben den ganzen Massen an Menschen und habe erst bei der Einfahrt der Bahn, die viel zu kleine Relation von Menschenmassen zu Bahnwagon gesehen. Der schlimmste Albtraum – dank des ganzen semi-ariden Stromes jedoch konnte ich auch nicht mehr zurück. Wurde nun also unaufhörlich vorangetrieben auf die sich öffnenden Türen zu. Was sollte ich denn machen außer mich mittreiben zu lassen? Mit nem Achsenknick in der Extremität lässt es sich schlichtweg einfach nicht freiboxen. Meine Idee im Türbereich stumpfsinnig sinnierend zu verweilen haute schließlich auch nicht so hin wie geplant. Scheiß Nahverkehrslogistiker.
Nicht ma’ festhalten konnt’ ich mich. Die Enge reichte eben auch nicht aus, um mich so fest zu pressen wie eine Sardine in der Dose, sodass ich alleine stehen konnte. Gott sei dank traf ich Frau Klaustrophobie heute mal nich’. Vielleicht hat sie ja den Wink mit dem Zaunpfahl endlich mal absorbiert und inhaliert. Der noch ausstehende Raum maximierte allerdings leider die Wahrscheinlichkeit des Sich-auf-die-Fresse-legens bei vier von fünf Bremsen um ein Hundertfaches. Also stand ich da so vollkommen konzentriert auf meine Füße starrend und war in diesem Augenblick überhaupt nicht fröhlich, bis ich direkt vor mir diese Haltestange erspähte. Der Junge neben mir hatte sich nämlich immer mehr zu seinem Kumpel hin geschoben, um sein Longboard zu betrachten, so dass ich Platz für meinen Arm bekam. Ich war gerade beim Moment des Ausstreckens angekommen, als ich bemerkte, dass da gar kein Platz mehr für mich war.
Ist dir diese Emotion des völligen im rechtseins schon mal in deinem Leben bekannt gewesen? Du fühlst einfach, dass du keinen Rückzieher machen darfst, weil es sonst einfach zu peinlich wäre?
Genau das ist mir dann zugestoßen, diese entsetzlich paralysierende Peinlichkeit hat mich nicht nur geschockt sondern mich richtig ins Transpirieren gebracht, sowie der Umstand, dass el subterráneo gleich ihre Geschwindigkeit sowas von drosseln würde wie nen’ Selbstmörder der auf’m Boden ankommt. Diese Emotion des ohnmächtigen Zusehens plus des auf die Fresssefliegens ist echt nicht ästhetisch. Besonders wenn du weißt, dass beim Druffallen uff die Anderen deine zweite Extremität auch noch erbrechen wird. Wie erklärst du das dann dem Chief? By the Way, weißt du übrigens wie beschiessen es ist, sich mit nem adhärenten, eingegipsten Arm ne Fluppe anzustecken?! Ätzend.
Wie auch immer… Suddenly hatte ich so ne’ Vision vor Augen, also ne reale Vision, die eines kultivierten Seraphen. Hatte anscheinend meine prekäre Situation erfasst und hab‘ dann anscheinend in Sekunden beschlossen völlig altruistisch ihre Hand einfach nach oben zu rücken um mir Platz zu machen. Dabei konnte die sogar noch freundlich ihre Zähne fletschen. Kannste dir dass vorstellen, ne Jüngere macht mir Platz! Ich meine, dass war zwar voll gut wegen des Auf-die-Fressefliegens aber sehe so abgefuckt aus? Die Haltestange habe ich dann aber angepackt, dass kannste mir glauben. Sekunden später hätte es Tote gegeben. At this moment war ich so quietschfidel einer Anklage wegen Körperverletzung entronnen zu sein, dass mir sogar ein ¡Gracias! über meine zyanose Labium Oris entfuhr. Natürlich nicht freundlich, aber dennoch laut genug damit es die umstehenden hören konnten. Mein erstes ¡Gracias! seit Äonen und dass nur wegen ner verdammten Haltestange! Alter Finne, ich glaub’ ich werd’ noch weich auf meine alten Tage. Nicht dass ich noch als verweichlichter, nostalgischer Vermes auf der Chaiselongue einer Psychotante ende. Diese Seelenklempner sind das Letzte was wir brauchen, ne Wilson? Wenn sich nen Mensch ins Himmelreich schicken will soll er es doch tun. Schützt uns vor Überbevölkerung. Also nicht das du jetzt denkst, dass ich an einen Stairway to Heaven glaube, kennst’ mich ja… Hab mit dem dort oben nicht viel am Hut… und Wilson auch nicht.
Sag mal hörst du mir überhaupt zu? Also ich weiß ja, dass es dir wohl echt beschissen gehen muss zumindest nach deiner Hämatemesis zu urteilen, aber kannst du mich nicht wenigstens einmal angucken wenn ich dir hier mir mein Herz ausschütte? Kannst dir ja ne hässlichere Klobrille kaufen, dann ist es auch leichter mich anzuschauen. Weil dass hier gerade voll die vielen großen Fortschritte sind, die ich hier mache und du emesist dir hier lediglich die Seele aus dem Leib.
Kann ich doch nichts dafür, dass du dir eben gerade wieder mal nen‘ Kilo Nudeln, nen’ Glas Erdnussbutter mit Stückchen, zwei Tafeln XXL Nougatschokolade und drei Packungen Cupcake Fertigmischung gefressen hast. Ich habe dir doch extra Tipps aufgeschrieben wie du eben das verhindern kannst. Mann, 20 Días clean und jetzt sowas. Ich predige dir doch schon seit Monaten, dass du dir Hilfe suchen musst. Selbst Wilson ist der Meinung… und der is ja echt nich’ der Emphatischste. Warum willste de eigentlich nie auf mich hören? Du fühlst dich doch immer prekär nach so nem’ Gelage, dass sehe und fühle ich. Das Schlimme ist ja nicht nur, dass du dich scheiße fühlst sondern du ziehst mich ja automatisch auch mit runter… Ich verehre dich ja, aber wie soll ich dir helfen wenn du dir nicht helfen lässt? Dass ich heute mal deinen Anruf determiniert habe, weil ich dachte es wäre meine santísima Madre de Dios war ja nur ein Versehen. Ist es meine Schuld, bin ich culpable?
Muss ich dich erst überfahren, damit du auf mich hörst? Ach weißt du was, wenn du dich hier so aufführst wie el Gallo, dann sag ich dir mal eins: Ich kann ja noch was drauf setzten auf deine dich so belastenden Neurosen, denn das ist im Moment noch wunderbar blühende Rosa. Ich sorg dafür, dass deine wunderbar blühenden Rosacea ganz schnell zu verdorrter Biomasse wegschimmelt. Vergiss deinen Minderwertigkeitskomplex ganz schnell, denn der ist bloß imaginär. Du bist hübsch, beliebt und hast sogar Grips, was tatsächlich Realität ist, dass dein Abstand von der Nase zum Kind asymmetrisch ist. Es ist nicht derselbe Abstand den daVinci für den Menschen bestimmt hat… Jetzt haste deine vergammelnde Biomasse. Mann, mann, man… Warte, ich hol dir ne’ Packung Kleenex oder auch zwei oder drei.… Okay, vergiss es, ich begehe gleich Kahlschlag, aber wehe ich krieg die Asche nicht zurück.

Wer will mit nach Shangri- La?

Nachdem klitzekleinenJapanausflug steigen wir nun wieder ins imaginäre Flugzeug und überwinden die 4.552 Kilometer Luftlinie in gute fünf einhalb Stunden oder eben innerhalb von 60 Sekunden wenn es lediglich in den Nebenraum geht. Das Publikum schrumpfte von guten 100 Zuhörern auf höchstens 20 und weshalb? Vermutlich an der Bekanntheit des Faches. Tibetologie ist ähnlich wie Uralistik oder Finnougristik eher weniger populär.

Dort wird sich das sprachliche Glück finden...

Dort wird sich das sprachliche Glück finden

Auf dem Campus gehören Indologen und Tibetologen zusammen in eine Studiengruppe. Während Indologie noch 2 Professoren und einen Lektor besitzt, bedient Tibetologie genau einen Professor (oder eine Professorin? Der Name war herrlich neutral) und einen Lektor. Recht familiär…

Somit startete die Vorlesung mit einer Einführung für uns Ahnungslose auf engstem, kuscheligen Raum. Das Thema möchte ich euch jeden Falls nicht vorenthalten, denn Tibet ist nicht gleich Tibet.

Es gibt das allgemeine Tibet, dies bezeichnet das tibetische Hochland, ergo die Qinghai-Tibet-Hochebene bzw. Hochasien… Die Hochebene beinhaltet nicht nur den Lebensraum aller tibetisch sprachiger Völker sondern auch das historische Tibet. Dies wieder rum schließt das heutige Autonome Gebiet der Volksrepublik Chinas ein sowie die Gebirgszüge des Himalayas, Kunlun, Shan, Qilian- Shan usw.

Die heutige Autonome Republik zählt ungefähr 6 Millionen Tibeter auf 1,2 mio. Quadratkilometer. Diese Quadratkilometer mache allein schon 12,5 % der Gesamtfläche Chinas aus… Drei mal größer als Deutschland.

Das Tibet vor 50 Jahren betrug 2,5 Millionen Quadratkilometer was ganze 25% ausmachte. Ein Viertel der Gesamtfläche Chinas… Sieben mal größer als Deutschland. Die chinesische Verwaltungsgliederung des größten Teils des historischen Großraums Tibet umfasst heute das autonome Gebiet (neues Tibet) sowie weitere unabhängige Bezirke und Kreise.

Das historische Tibet hat sich nicht nur innerhalb Chinas aufgespalten sondern zerteilte sich unfreiwillig in Teilregionen Pakistans, Indiens, Nepals, Bhutans und Myanmars.

Soweit so kompliziert… es wird noch weit aus komplexer.

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„Willkommen in der Todeszone!“ – Tomp Raider #4

Statt der flackernden Bilder sah ich nun nur rote und schwarze Punkte, sie kreisten wie wahnsinnig um mich herum, tanzten einen Reigen. Rechtsherum, Linksherum, drumherum. Mir wurde flau… Blinzel, blinzeln befiehl mir eine Stimme irgendwo her. Ich gehorchte, infolge dessen wurden der Reigen etwas langsamer. Ich blinzelte wieder und ganz langsam formten sich die, inzwischen nun nicht mehr nur roten und schwarzen, Punkte zu einem Bild zusammen. Da war Gelb, etwas Blau und so viel Grün… Von dem alten Schwarz oder Rot war keine Spur mehr zu sehen, dafür jede andere Farbe des Spektrums vertreten.

Vorsichtig zog ich erneut die Luft ein, meine Lunge brannte nun noch schlimmer als in dem grauen Nebel. Ich öffnete den Mund und röchelte , das Röcheln ging in einen lauten Reizhusten über, der mein ganzen Körper für Minuten durchschüttelte… Gott Luft, süße, klare, kalte Luft. Ich schluckte gierig, mein Husten wurde weniger. Erschöpft streckte ich die Zunge heraus mir war nicht nur Flau im Magen sondern übel. Dieser widerliche süße Gestank. Ich erschauderte. In dem Moment in dem ich den Kiefer ein wenig nach unten bewegte, hörte ich ein Knacken und als ob ein Damm bräche schwappte ohrenbetäubender Lärm über mich hinweg und ließ meinen Kopf wieder ins Gras zurückfallen. Ich presste meine Hände auf meine Ohren, wieder keuchte ich nach Luft. Jäh wurde ich bei meinem regelmäßigen Ein und Ausatmen unterbrochen, etwas packte mich unsanft und versuchte mich hochzuhieven. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nicht mehr im Auto saß sondern frei auf einer Wiese gelegen haben musste, doch anstatt stehen zu bleiben knickten meine Beine wieder unter mir ein und ich viel unsanft zu Boden. Ein stechender Schmerz durchfuhr meine Brust und ich schrie auf. Jetzt riss mir jemand die Hände von den Ohren und schrie ebenfalls: „Leif?! Geht’s dir gut?“, „Sollen wir einen Arzt holen?“, „Kannst du sprechen?“ „Gott verdammt, antworte!“ Ich antwortete nicht, zu viele Fragen in zu kurzer Zeit. Ich war immer noch damit beschäftigt tief ein und aus zu atmen und in die Dunkelheit zu starren. Ganz ruhig du bist in Sicherheit. Die Zeit dehnte sich, ich atmete. Mein Mund war trocken, dann fiel mir auf wie mich sechs schwarze Silhouetten anstarrten. „Alles gut…“, flüsterte ich. Meine Stimme brach weg. Hatte nur einen Albtraum, versuchte ich zu ergänzen doch in dem Moment durchfuhr mich ein erneuter Hustenreiz und brach ab. Der Schmerz verstärkte sich wieder, wuchs ins Unermäßliche und bevor ich schreien konnte wurde der Husten wieder weniger und der schmerz verschwand fast wieder. Was war bloß passiert? In Zeitlupe drehte ich mich zurück auf den Rücken und stütze mich auf meine Unterarme, sie zitterten, alles an mir zitterte. Was wohl kein Wunder war denn die erdrückende Hitze war nun einer Eiseskälte gewichen und Nässe. Woher kam die Nässe? Nichts Gutes ahnend schaute ich an mir herunter, mein Blick bestätigte mein Gefühl. Etwas oder Jemand musste mich wohl baden geschickt haben, denn meine Kleider selbst meine Socken klebten durchweicht. Hatten die Irren mich versucht etwa zu ertränken?! Automatisch spannten sich alle meine Muskeln auf einen Schlag an und meine Harre stellten sich hoch, doch statt wie gewünscht hochzuspringen und Thomàs oder wem auch immer eine zu verpassen blieb ich nur verwirrt liegen. Mein Brustkorb hatte bei der Kontraktion wieder angefangen zu schmerzen. „W-W-Was ist passiert?“, stotterte ich statt dessen zwischen Zähneklappern. Pierre kam auf mich zu: „Junge hast du uns erschreckt! Das war kein Traum! Du warst wie besessen!“ Die Anderen nickten lediglich wie mechanisch aufgezogen sie alle waren kreidebleich, gegen sie hätte selbst eine Leiche mehr Teint gehabt.

„Kurz nachdem du eingeschlafen warst, wollte dich Jewgaf nach den Stiften fragen und sah, dass du komplett verschwitzt warst und wie verrückt zittertest“, legte er los, „er versuchte sofort dich zu wecken, aber es klappte einfach nicht. Weder mit Rütteln noch mit lautem Anschreien. Irgendwann hat er dann Thomàs angeschrien und meinte wir sollten anhalten. Du bekamst bereits blaue Lippen und es sah so aus als ob du ersticken würdest!“ Karen nickte abermals immer noch wie versteinert. Sie sah so aus als ob sie sich gleich übergeben musste. Ich war immer noch nur mit Atmen beschäftigt und den dabei auftreten Schmerzen, ein Glück das kein Husten mehr dazu kam. Die Erde hatte sich für mich immer noch nicht gänzlich beruhigt sie schwankte ebenso wie mein Magen. „Wir haben versucht dich mit dem Baustrahler aufzuwecken, dass klappe aber auch nicht. Als uns klar wurde, dass du gleich krepieren würdest rannte ich zum See und schüttete dir einen Eimer Wasser über dich, das half zumindest ein Bisschen.“, ergänzte Karen kleinlaut, ihre Stimme zitterte noch mehr als meine. „Zumindest hörtest du auf zu schreien und dich zu verkrampfen, danach lagst du allerdings wie tot da. Schließlich hat Pierre angefangen dich zu beatmen damit du wieder zu dir kommst…“ ergänzte Thomàs erschöpft. Er wirkte auf einmal überhaupt nicht mehr angetrunken sondern stocknüchtern wie die Anderen. Sie musterten mich immer noch voller Schrecken. Der Schock stand ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben insbesondere Pierre, der sich nun erleichtert neben mich ins Gras fallen ließ. Der Kerl der neben ihm stand musste anscheinend dieser… Wie war noch mal sein Name? Ich konnte mich nicht mehr erinnern, außer Kälte und Luft erfüllte nichts mein Denkvermögen.

„Wäre nett gewesen uns vorher zu informieren, dass du seit neustem gegen etwas allergisch bist.“, hörte ich Pierre sagen. Er roch entsetzlich nach Feuerwerkskörpern, vermutlich hatte er geraucht. „Oder Epileptiker“, tönte es hinter Piere aus der Dunkelheit zu uns herüber. Ich setzte zu einer Antwort an, jedoch wurde ich vorher von Karen unterbrochen. „Wenn wir im nächsten Dorf sind sitz du im auf jeden Fall im nächsten Zug nach Hause, du musst zum Arzt!“ Pierres neuer Freund murmelte was da zu und runzelte die Nase, ich glaubte „Psychiater“ verstanden zu haben. Aber dafür die Hand ins Feier legen würde ich nicht. Dass war mir auch herzlich egal… „Hört… Ich hatte einfach einen Albtraum, und der kam mir eben so echt vor, dass ich etwas überreagiert habe. Mehr nicht!“ „Du bist uns fast krepiert. Schau dich dann! Deine Lippen sind blau, du schnappst immer noch nach Luft und du bist so blass wie ein Vampir… Ich bin froh, dass ich genug Knoblauch gegessen habe! Schluss. Aus. Punkt. Du fährst ins nächste Dorf mit Thomàs und dann geht’s nach Hause!“, Karen hatte sich anscheinend gefangen, den nun ging sie um Angriff über. Auf ihre Nase hatte sich diese Zornesfalte gebildet, die ich aus früheren Zeiten nur allzu gut kannte. Wenn dies auftauchte war Obacht geboten, eine scharfe Handgranate in der Hand zu halten war nicht dagegen. Dennoch, was mischte sie ich gerade in meine Gesundheit ein?! Ich war erwachsenen, besaß einen eigenen Verstand und war somit allein für mich verantwortlich. All meine Erfahrungen, guten Vorsätze und Thomàs Warnung waren mir auf einen Schlag völlig egal. Sie wollte Konfrontation, die bekam sie nun auch. Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust, ich würde nicht zurückfahren. Nicht nachdem ganzen Mist den ich erlebt hatte. „Vergesst es. Ich fahre nicht zurück, ich klaue nicht umsonst mein eigenes Gepäck und lasse mich von einem angetrunkenem Volltrottel anfahren nur um wenig später wegen eines Alptraums zurückfahren…“ „Du hast was?!“, Pierre prustete los, aus Hysterie oder wegen Übermüdung konnte ich nicht feststellen ich wusste nur, dass er mir tierisch auf die Nerven ging. Mein Kopf hatte angefangen zu dröhnen und da war lauthals Lachen nicht unbedingt förderlich. „Das erklärt vieles… Aber warum?“ Thomàs schaute mich ungläubig an, „Mein Freund du fährst definitiv nach Hause.“ „Wer wollte den früher starten?! Ich nicht!“ schrie ich zurück.

Der Traum war wahr gewesen, doch inwiefern war es real? Nur weil ich ein bisschen überreagiert hatte, wollten sie mich nach Hause schicken… Waren sie verrückt? Was sollte aus der Reportage werden? Aus der Natur dort, irgendjemand musste doch zeigen, dass dort illegale Versuche durchgeführt wurden. Nicht wegen so eines Drecks würde ich umkehren! Beleidigt schob ich das Kinn vor und setze erneut an, „Ich fahr aber nicht nach Hause, ich fahre weiter. Mit euch und dann zeichne ich drei Monate lang! Was soll denn schon passieren, dort ist Niemandsland. Wir müssten mit Tonnen von Glück gesegnet sein, damit wir die Monate überleben!“ Karens Augen verkleinerten sich augenblicklich zu eiskalten Schlitzen: “Sag das nie wieder. Hast du mich verstanden!“ fauchte sie mir ins Gesicht, „Ich will so etwas nie, nie wieder hören. Dein Pessimismus geht mir gehörig auf den Geist.“ Dann drehte sie sich auf ihren Absätzen um und stampfte in die Dunkelheit davon. „Du hast aber nicht Monate im Krankenhaus verbracht du…“ Noch bevor ich meinen Satz auch nur annähernd zu Ende sprechen konnte durchzuckte mich dieser Schmerz und stellte mich ruhig. Satt mich geschlagen zu geben meckerte ich statt dessen Thomàs an „Sieht dass für dich aus wie Liebe? Das einzige was Karen liebt, ist sich selbst und Leon, aber nicht mich du Idiot!“

Und deine Anfälle werden garantiert nicht durchs Zeichnen besser. Vielleicht werden sie sogar noch schlimmer“ Sie fröstelte und zog ihren Pullover näher um sich. In dem Moment hörten wir den Motor des Busses. Pierre zog mich hoch. Ich liess mich wieder fallen, ich würde nicht zurück fahren. Erst würde ich dass hier beenden. Ich war es ihnen schuldig, den Opfern, den Angehörigen und vor allem Jordis Eltern. „Ich bleib hier!“ sagte ich nur und kauerte mich noch mehr zusammen. Mittlerweile war mir eiskalt und meine Glieder schmerzten, trotzdem zur Not würde ich hier 40 Tage und 40 Nächte hocken. Thomàs kam und sah mich schief an „Was ist jetzt? Zurück oder nicht?“ „Leif, wenn du so weiter machst fahren wir alle zurück und blasen das gesamte Projekt ab…“

Ich erstarrte, dass konnten sie unmöglich machen. Sie riskierten damit ihren Job. Bis auf die zwei Fotographen, schien dies aber niemanden sonderlich zu beunruhigen. Ob die zwei sich wohl gerade eine Notlösung überlegten? Schließlich sahen sie nur so ihre Familien… anders kamen sie nicht in die Sperrzone. Nicht alleine oder zu zweit sondern nur mit einer Internationalen Genehmigung. Die Strahlung war zu stark. Pierre ergriff abermals meine Schultern und machte Anstalten mich wie einen Mehlsack zu schultern, als der Mann der mich wecken sollte nach seinem Handgelenk und mit der anderen Hand auf mich zeigte. „Zweiter Van Gogh schadet niemals. Was soll schon im Niemandsland passieren? Zurücklassen können wir ihn immer noch.“ Ob er lebendig im Sinne hatte? Ich sah mich schon in seinem inneren Auge mit einem Stein an den Füßen unter Wasser… Auf einmal gefiel mir der Typ überhaupt nicht. Sein Freund folgte ihm mit hängenden Schultern in Richtung Bus, anscheinend hatte sich für die zwei das Thema erledigt. Kurz bevor sie einstiegen nickte der größere mir noch einmal zu. Dann sah er wieder Pierre an und schüttelte den Kopf. Thomàs schaute zwischen mir und Pierre hin und her, er sah aus wie der kleine Bruder der gerade darauf wartete, ob er nun das Eis bekommen würde oder nicht.  „Als Übersetzter sind Jobs rar.“, meinte er nur und trottete ebenfalls in Richtung Bus. Ich schaute immer noch stur gerade aus „Es geht mir gut ehrlich.“, sagte ich. Machte dabei aber keine Anstalten mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Sicher war Sicher. „Igiot“ meinte Karen nur und dann stieg auch sie ein. Pierre schüttelte den Kopf. „Unser Chef wird uns umbringen so oder so… Aber damit das klar ist: Du nimmst Tabletten klar?! Und du gehst nirgendwo alleine hin, verstanden?!“ Ich wollte schon protestieren, dass ich doch kein Kleinkind sei, da sah mich Pierre wieder scharf an. „Das oder Zug!“ Er klang eisern. Also was hatte ich für eine Wahl? Gefeuert werden oder wie ein Kleinkind behandelt zu werden. Ich entschied mich fürs Kleinkind. „Ich bräuchte, aber dringend frische Klamotten…“ nuschelte ich leise in mich hinein, prompt bestätigte mein Körper meinen lauten Gedanken mit einem gewaltigen Nieser. „Auch das noch“ seufzte Pierre und verschwand in der Dunkelheit.

Ich war gerade dabei zu versuchen den Nebel aus meinem Traum mit ein paar Strichen aufs Papier festzuhalten, da unterbrach mich eine Erschütterung und schleuderte meinen Bleistift 30 Zentimeter in die Tiefe ein leises Tatschung ertönte und dann herrschte wieder Stille. Die Anderen taten als ob sie schliefen. Vermutlich hatten sie sich mit der neuen Situation wohl noch nicht ganz angefreundet zu haben. Welch ein Segen, so hatte ich zumindest genügend Beinfreiheit, wenn sie allerdings in Zukunft jemanden einteilen würden um auf mich aufzupassen würde ich mir wohl eine andere Lösung suchen müssen als bloße Gleichgültigkeit. Skeptisch schaute ich hoch, erwartet ich Karen oder Pierre durch meine Skepsis schlug in unangenehme Überraschung um als ich direkt in das Gesicht meines womöglich-vielleicht Mörders starrte. Zuerst starrte er mich einfach nur zurück an, doch dann ließ er blitzschnell etwas in meinen Schoß fallen und starrte mich dann weiter an. Ich schielte nach unten, wagte es noch nicht meinen Gegenüber aus meinen Augen zu lassen. Nur für den Fall… Ich setze zu einer Frage an, doch er drückte mir bloß seine Hand auf meinen Mund und zischte: „Ich hab dir den Hals gerettet. Tu mir eingefallen zeichne.“ So schnell wie er gekommen war, war er auch wieder verschwunden und mein Mund war wieder frei. Instinktiv stellten sich mir die Nackenhaare hoch, und ich sollte der Freak sein. Langsam bekam ich das Gefühl, das unsere Reise nicht so geplant verlaufen würde wie angedacht und die Rede war hier nicht von der Planung. Ich zögerte, sollte ich ihn noch einmal darauf ansprechen? Vorsichtig beugte ich mich in den Flur, keiner rührte sich. Mein mysteriöser Besuch war wohl in den hinteren Reihen des Buses verschwunden, von ihm würde ich garantiert keine weiteren Gespräche erwarten können.

Vielleicht würde mir das zusammengefaltete Papier mehr sagen? Auf den ersten Blick viel mir eines auf, es musste alt sein. Sehr alt. Die Ränder waren abgegriffen, die Faltlinien brüchig, das Papier gelblich und die Fotographie fast vollkommen verblasst. Ich musste die Augen zusammen kneifen und das Stück ins Licht halten, damit ich überhaupt etwas erkannte. Eine Person, ein Kind, ein Kind mit Zöpfen? Ein Mädchen. Höchstwahrscheinlich. Es schien an etwas zulehnen, an was konnte ich nicht erkennen. Vielleicht an einem Baum? Doch was war nun das Besondere an diesem Foto? Der Blick des Mädchens? Im Gegensatz zum Rest des Bildes konnte man ihn selbst durch die klaren Faltlinien erkennen. Er sollte fröhlich sein, gewitzt, nachdenklich vielleicht auch nur neutral. Doch  anstatt der erwartenden Gefühle sah ich nur ein blankes Entsetzen. Die bloße panische Angst, die ich in diesem Nebel hatte. Ich schluckte schwer, mein Hals war plötzlich rau wie Sand und mein knurrender Magen auf der Stelle verstummt. Wer das wohl war? Seine Tochter, seine Schwester? Was hatte dieses Mädchen mit mir zu tun? Warum schaute dieses Mädchen so entsetzt? Ich ahnte, dass der Besitzer des Fotos genauso wenig wusste wie ich… War es möglich, das etwas auf der Rückseite des Bildes stand? Eilig drehte ich es um, da in der unteren linken Ecke stand etwas geschrieben. Mit schwarzer Tinte, meine Augen strengten sich noch mehr an um diese mögliche Information zu entziffern. Ein Datum… 26 апреля 1986. April also… 1986. Langsam wurde die Situation nicht nur unangenehm oder unrealistisch, schein sie schien langsam ein unheimliches Ausmaß anzunehmen, aber daneben stand noch etwas. Ich blinzelte stark, da. Ein Schriftzug, diesmal in römischen Buchstaben geschrieben: „Willkommen in der Todeszone!“