Monat: Februar 2019

Aus dem künstlerischen Nähkästchen geplaudert #1

Wo zieht Kunst die Grenzen? Oder auch, wenn ich schon mal Kunstgeschichte studiere kann ich euch gleich mal teilhaben lassen. Das erste Fachsemester in der Kunstgeschichte ist fast überstanden und endlich schreibe ich mal über ein Thema, welches ich mal hier irgendwo angekündigt habe. Der Rahmen, in dem die interessantesten Sachverhalte meines Studiums aufgeworfen wurden wäre wohl ein Seminar gewesen, welches sich mit der Bedeutung von Hexendarstellungen vom Altertum bis in die Neuzeit beschäftigt. Von Goja, Waterhouse über Kenneth Anger, W.I.T.C.H, bis zu LaVeys war alles dabei. Schließlich kamen wir zu einer bis dato mir restlos unbekannten Dame namens Ana Mendieta. Das Referat offenbarte folgendes: 

Im Jahre 1972 stand die Studentin Ana Mendieta nackt vor einer weißen Wand in einem der Räume der Intermedia Studios und sah zu wie ein Huhn von ihrem Professor mit Hilfe eines anderen Studenten enthauptet wurde. Anschließend greift sie das (immer noch zappelnde Huhn) an den Füßen und hält es nun mühsam vor ihrem Körper fest. Die Flügel des kopflosen Huhns schlagen immer noch, das Blut verteilt sich in alle Richtungen.

So viel zum Performanceablauf. Die Aktion der Künstlerin wird gerne mit dem Glauben der Santería in Verbindung gebracht. Dies ist zwar nicht falsch, aber auch nicht wirklich richtig. In erster Linie wollte die Studentin die Gewalt, die sowohl von der Gesellschaft als auch von den Männern ausging aufzeichnen. Gleichzeitig wollte sie sich gegenüber ihren männlichen Seminarsteilnehmern beweisen, denn sie war damals die einzige Frau.

Das Motiv des Tieropfers hat Ana Mendieta wie bereits erwähnt aus der ethischen Religion namens Santería. Santería ist afrikanischen Ursprungs und kam sowohl im 18. Jahr als auch im 19. Jhr aufgrund des spanischen Sklavenhandels nach Kuba rüber geschippert. 

Darüber waren die Spanier damals auch noch so freundlich gewesen ihr menschliches Eigentum zu zwangschristianisieren. Die frisch gebackenen nicht ganz freiwilligen neuen Gläubigen wurden zu regelmäßigen Gottesdienste gezwungen, was ihnen allerdings gar nicht so unrecht kam. Unter dem Mantel des Katholizismus gelang es den Sklaven ihre ursprüngliche Religion weiterhin zu praktizieren. Das Fehlen ihrer heiligen Statuen revidierten sie durch die Umdeutung der katholischen Ikonen. 

Aufgrund der vielen verschiedenen Plantagen auf denen die Sklaven mehr oder weniger abgeschottet lebten entwickelten sich im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Nuancen der Santería. Begünstigt wurde die rasche Differenzierung, durch das Fehlen (bis heutige Fehlen) einer einheitlichen Heiligen Schrift wie wir und eigentlich alle großen Weltreligionen kennen. Damals sowie heute gab es schlichtweg niemanden, der sich dazu ermächtigt genug sah zu bestimmten was allgemeiner Konsens werden sollte und was nicht.

Essentiell an dieser Religion ist (wie bei allen anderen Religionen) die Huldigung ihrer Ikonen. Mit der Opferung des Huhnes soll einem der vermenschlichten Geistwesen/Götter (Orishas) gehuldigt werden. Das Blut dient dabei als Symbol der Eigenermächtigung der Frau gegenüber des Mannes, der Welt und der Gesellschaft. In unserem Seminar kam nach der Vorstellung des Projektes dann im Laufe der Diskussion, die Frage nach der Ethik hoch und die Gesprächsrunde endete (leider) in einer Grundsatzdiskussion. Meine persönliche Meinung ist dazu übrigens recht eindeutig, aber dröseln wir das Thema einfach mal auf. Mit Fragen wie: 

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Die gesammelten Schätze des Monats, der nervigen zwei Punkte Klausur

Ja, ich lebe noch! Ja, der Beitrag ist definitiv überfällig und mich nervt es, dass ich nie die Zeit gefunden habe zu schreiben und nein, ich denke dieser Zustand wird sich auf Dauer leider vermutlich sogar noch verschlechtern. Studieren ist insbesondere in den Prüfungsphasen sehr anstrengend und wenn man dann von 6:00 bis 20:00 unterwegs ist, will man auch irgendwann nur noch ins Bett. Falls es euch tröstet mein gesamtes Leben kam die letzten Monate zu kurz, was jedoch an einer ganz bestimmten Professorin lag (ich hoffe inständigst, dass ich es mir nicht mit ihr verscherzt habe). Es ist eine der Professorinnen, die wollen dass man alle Werke der Literaturliste ließt um anschließend alles Zitieren und in den Kontext setzten zu können. Ich hatte den Fehler gemacht am Anfang des Semesters eine ihrer Vorlesungen zu belegen. Die Vorlesung war grandios nur eben nicht die Klausur zur Überprüfung am Ende. Rein rational gesehen hätte ich nicht mehr als 60 Arbeitsstunden in diese Überprüfung investieren müssen. Weit gefehlt… Glaubt mir mein Timer blieb kurz vor unendlich stehen und ich fühlte mich immer noch absolut ungebildet diesbezüglich der Themen. Wir werden sehen was daraus geworden ist. Meine ganze Situation wurde dadurch verschlimmbessert, dass die Professorin sehr wohl wusste wer ich war. Ich hatte ihr nämlich Rede und Antwort gestanden, weshalb viele ihre vorgeschlagene Fachliteratur nicht lesen würden. Erstens, dieses eine Buch war zwar thematisch großartig und interessant jedoch zu polarisierend und auch zu spezifisch für die ohnehin schon spezifischen Seminarsthemen. Den einzigen ausgebildeten Historiker, den wir in unserem Seminar hatten ließ sich nach an Mitte des Semesters nicht mehr blicken. Das will was heißen, schließlich kam Frau nie wirklich auf das Thema Hexen zu sprechend. Darüberhinaus war die Lektüre war verständlich geschrieben, dennoch steckte in jedem Satz so unfassbar viel komprimiertes Wissen dass es trotzdem Stunden gedauert hat gerade mal dreizig Seiten zu lesen gerade wenn sie digital auf dem Computer existieren, Ich stelle immer wieder fest, mein Gehirn ist absolut konservativ was das Lesen von Dingen angeht. Papier funktioniert eben immer noch um 100% besser.

Wie auch immer all diese Argumente fand sie natürlich absolut nicht lustig. Ehrlichkeit wird oft überbewertet, zumindest in der Öffentlichkeit. Jetzt zu erfreulicheren Dingen.

Das Jahr wurde mit Semesterferien und einer richtig fetten Erkältung eingeläutet. So viel zum Thema: Entspannung nach der Anspannung, aber was soll ich machen wenn es überall um mich herum schnieft, niest und fiebert. Vor allem, wenn es kleine Kinder sind. Ich schwöre euch, falls uns jemals ein Killervirus alle dahin raffen sollte, der wäre nicht aus dem Reagenzglas gekommen sondern aus einer Kita oder Grundschule. Knapp zwei Wochen war ich außer Gefecht gesetzt, die typische Berg und Talfahrt. Ich habe trotzdem die Füße still gehalten, denn etwas anderes ging irgendwie auch nicht. Gliederschmerzen? Knochenschmerzen? Hals und Kopfschmerzen? Alles in doppelter Portion zum Mitnehmen bitte. Darüberhinaus war am Wochenende eine Geburtstagsfeier geplant und da musste die physische Hülle zumindest wieder Bewegungsunfähig sein.

Es klappte, was weniger klappte war der Weg zu Party. Ich bin angekommen, nur eine Stunde später als geplant. Pendeln ist absolut bescheiden, erst recht wenn man währenddessen dreimal umsteigen muss und nur von zwei mal wusste. Vororte von Vororten können tatsächlich recht lauschig sein, vor allem wenn sie noch ne richtig funktionierende Dorfkneipe haben die sogar noch gemütlich aussieht.

Wir lagen schließlich um 4:00 morgens im Bett dazwischen lag viel Pizza, gute Gesprächsthemen (die dann zu drei Leute diskutieren, der Rest hört zu) eskalierten, noch besseren Gesprächen und jede Menge Gesellschaftsspielrunden: Stichwort Secret Hitler oder Cards against Humanities. Es sind die beiden einzigen Spiele, die vermutlich ein FSK ab 18 tragen würden oder sogar tragen.

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