Hüter des Uhrwerks

Lang, lang ist’s her…. doch auch die Italien sowie Islandreise wird irgendwann mal sein Ende finden. Doch erst wird die Leipziger Buchmesse beendet. Noch nicht mit diesem Post, doch es nähert sich dem Ende. Denn am 15. März 2014 um 12:30 standen wir punktgenau und sehr entspannt in Halle 2 vor der Lesebühne und warteten geduldig sortiert auf Miss Ingrid Pointecker. Nicht, natürlich. Denn um 12:30 stand ich immer noch bei Xiaolu Guo um zu überlegen, ob ich mir wirklich noch ein weiteres pflegebedürftiges, zartbeseiteten Tierchen in mein heimisches Regal holen sollte. Es sah so einsam aus… und die anderen Bücher schienen so agressiv. Ich hielt es quasi schon in meinen Armen, als ich verstohlen auf den Preis schaute. Heiliger Himmel war der happig!  Über das darauf folgende Überlegen und dem gedanklichen Hin und Her vergingen zehn extrem wertvolle Minuten, die ich dann per Sprint quer über die Messe wieder wett machte. Zumindest fast. Denn nach einer Menge Au, Sorry, Entschuldigung und darf ich mal?! War ich pünktlich dort. Nur allein… Da war wohl jemand nicht so schnell gewesen und schon meldete sich mein Mobiltlelfon der Zukunft im Sekundentakt. Mein nun nicht mehr ganz so entspannter Mitbewohner sprach sprach regelmäßig wütend hysterisch aufs Band während ich ihn versuchte zurück zurufen, was allerdings ständig fehlschlug da er mich ja anrief. Irgendwann kam er dann und anstatt sich zufrieden still/ leise neben mich zu setzen entsprang aus seinem Mund (in dem Moment als Frau Pointecker die Bühne betrat) eine Moralpredigt aller erster Sahne. Warum ich denn nicht auf ihn gewartet hätte. Mir hätte was passieren können Blablabla.

Also erstens war ich den voherigen Tag schon die ganze Zeit allein gwesen und zweitens habe ich ihm am Vorabend klipp und klar zu verstehen gegeben wie ich dazu stehe wenn er mitkäme. Mein Zeitplan ginge nämlich über alles, selbst über blutige-sozale Bindungen. Er hat sich dann wieder beruhigt… nach einer Stunde!

Währrend mein Mitbewohner vor sich hin schimpfen (wie ein Rohrspatz) entspannte ich mich zusehends, denn ich war schließlich da. So nun zur Vorlesung. Frau Pointecker hielt zuerst eine kleine Wilkommensrede, danach folgten einige Floskeln inklsuive herzlicher Danksagungen um dann in einer großen Entschuldigung für die lange Wartezeit für den zweiten Band zu enden. Nun Qualität vor Quantität. (Lieber Walter Moers falls Sie, dass jemals lesen sollten… Beeilen Sie sich gefälligst! Ich warte seit Jahren auf en dritten Teil und versauen sie den dritten nicht sowie den zweiten. Der war grausam!) Es fällt definitiv leichter auf Dinge zu warten, die man nicht zu seinem Lebensinhalt erklärt hat. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja…

Frau Pointecker began zu lesen. Da ihr vermutlich genauso wenig über diese Bücher wisst wie ich damals, als ich den ersten Teil aus dem Regal gezogen habe hier ein kleiner Exkurs.

Die Hüter des Uhrwerks ist eine Buchreihe der Autorin Ingrid Pointecker. Die Geschichte beginnt im ersten Teil namens Wegstein.

Zugegeben, dass Buch in die Hand genommen hätte ich so niemals. Zwar gefallen mir die Steampunkelemente des Schriftzuges, doch abgesehen davon gefällt mir das Cover eher weniger. Ich finde die Illustration von Dermandres absolut grausig, zu harte Schatten, nicht realistisch aussende Haare und selbst der Faltenwurf stört mich irgendwie. Aber was macht man schon für sich selbst wenn man mal wieder „Out-of-Lesestoff“ ist? Man soll bekanntlich ja nicht immer das Buch nachdem Einband verurteilen. Aber in diesem Falle stimmte es, der Einband ieß mich mit gemischten Gefühle an diese Geschichte gehen und so verließ ich dieses Universum auch wieder.

Aber ganz von vorne, die Handlung setzt im Jahre 162 nachdem Beginn des großen Tickens ein. Doch, dass Jahr 162 ist nicht bloß irgendein weiteres Jahr auf dem Buckel aller Jungen und Alten. Nein, das Jahr 162 ist das Jahr der Wegsteine. Diese öffnen nämlich nur alle sieben Jahre ihre Pforten für die Meisterhüter, um ihnen einen Einblick in ihren unendliche Bücherbestand zu gewähren bei dem selbst die Alexandriner neidisch geworden wären. Dieses zutiefst beschütze Wissen stammt nämlich aus dem Zeitalter vor dem Ticken, quasi aus unserer Gegenwart. Und genau deshalb ist dieses Ereignis sein Spektakel auch wert, denn niemand wirklich niemand kann sich an die Geschenisse aus dem DAVOR erinnern, selbst die ältesten und mächtigsten Meisterhüter sind auf die Wegsteine angewiesen. Aufgrund ihrer magischen Fähigkeiten und dem Schicksal des Auserwählt sein dürfen sie alle Jahre wieder entscheiden und beraten welches Wissensfragment sie an ihr jeweiliges Gefolge weiter geben können, ohne dass ein erneuter Krieg ausbricht. Die Zeiten stehen unter großer Spannung, denn nicht überall im Reich des Uhrwerkes werden die Meisterhüter und ihre Schüler und das dazugehörige Gefolge geduldet oder sogar verehrt. Manchen Bürgern vor allem Bauern auf dem Lande machen diese Zahnräder der Auserwählten auf deren Stirnen so große Angst, dass der Aberglaube existiert sie wären ein böses Omen. So werden die Kinder im mildesten Falle verjagt, im schlimmsten einfach ins Jenseits geschickt auf welche Weise ist dabei völlig egal und eben diese Abergläubigkeit macht sich eine gewisse junge Frau zu nutze, die nun sämtliche Verstoßenen um sich herumscharrt und sie durch ihren Hass lenkt.

Na, bemerkt ihr leichte Parallen zu unserer heutigen gesellschaftlichen Situation? Stichwort Glaubenskrieg. Zwar ist Sitadejils Organsiation keine Vereinigung heiliger Krieger“zu einem missionarischen Krieg, doch ist mindestens so voller Hass, dass ihre Radikalität sich definitiv mit dem Terror der auf die zweiundspiebzig hoffenden Männer/ Frauen messen kann. Das bekommt selbst der Leser zu spühren.

Denn das einzige wirklich Interessante ist eigentlich an diesem Buch die einzelnen Erzählstränge. Die Idee ist zwar nich neu doch durch parallele Handlungen und unterschiedliche Erzähltempi erhält das Buch eine ganz andere Dynamik. Was es alles allerdings auch baucht, denn ansonsten ist die Schlacht um Gut und Böse und der Motivation weshalb Menschen dem Bösen verfallen eher ein alter Fantasyhut. Gefühle sind aber auch kompliziert… Zumindest wenn Hass, Liebe, Eifersucht, Hoffnung und verrat direkt aufeinander Treffen.

Ehrlich gesagt, empfinde ich es als nicht sonderlich störend wenn Verrat die Vergangenheit prägt. Ist bei fast jedem zweiten der Fall, aber das Klischee Liebe ist in diesem Falle relativ vorhersehbar ebenso wie die anderen Reaktionen vieler Charaktere. Denn leider leidet die unglaublich kreative Vielzahl an Personen an zu vielem Schwarz-Weiß Denken beziehungsweise typischen Fantastikrollen. Man nehme einen Paladin, den Barden, Die Druidin, die Heldin, die Ambivalente und schon haben wir den Kern.

 

Feministinnen werden hier trotzdem ihre wahre Freunde finden, da wie ihr oben sicherlich gelesen habt sing gut 80% der wichtigsten Charaktere weiblicher Natur. Frauenquote= erfüllt.

Der Erzählstil ist mir leider ebenfalls zu eindemensional gewesen. Weder eine passende Wortwahl für Adjektive noch für Verben geschweige denn ein genialer Syntax. So viel zum ersten Band…

Jetzt saß ich da, vor der Autorin, die den zweiten Band gerade vorlas und gegen all meinen Erwartungen gefiel mir was ich hörte. Der erste Eindruck war allerdings das Cover. Cover 2.0 sozusagen, anscheinend hatte ein gönnerhafter Grafiker dem Buch einen kleinen Evolutionsstein zukommen lassen. Der hässliche khakifarbene Grundton ist zwar leider immer noch vertreten, doch nicht mehr in so großem Ausmaße.

Auch die Illustrationsweise hat sich erheblich verbessert, zwar ist der hart Schattenstil geblieben aber durch die dynamische junge Lady wirkt die Buchvorderseite wesentlich spannender.

Der Schreibstil hat sich insofern verbessert, dass ich nicht jedes Mal über einzelne Wörter falle. Die Kampfszenen werde dennoch weiterhin viel zu kurz geschildert… Trotz allem schaffte es der zweite Band dennoch in meinem Rucksack, natürlich mit Widmung und Signatur. Auf eine geheimnisvolle Art und Weise überwog wohl die Hoffnung der Evolution.

Die literarischen Darsteller sind keine weniger sterotypenhaft und entwickeln endlich mal ihre ganz eigenen Eigenarten. Selbst das Universum und die einzelnen Zusammenhänge werden verständlicher.

Fazit für mich, eine zweite Chance ist selbst bei Büchern ratsam es sei denn sie wurden von Cornelia Funke geschrieben… Dann lasse ich sie gleich im Regal.

12 Kommentare

  1. Uh kein Cornelia Funke-Fan?
    Vollkommen nachvollziehbar, wenn du dich nur mit der Tintenblut-Reihe beschäftigt hast.
    Als Kind war ich aber großer Fan von den Wilden Hühnern (wohl auch die einzig guten Bücher von ihr, meiner Meinung nach).
    Liebe Grüße Itchy

    Gefällt 1 Person

    1. Nein, Cornelia Funke ist die einzige Autorin, die ich schon immer sterbenslangweilig fand…

      Tinten-Trilogie (nie zu Ende gelesen), Drachenreiter (drei Anläufe gebraucht), Herr der Diebe (abgebrochen, dann mir das Hörbuch geholt) und Reckless habe ich noch nie angefangen … :D Wie gesagt ein riesen Fan

      Welches der Bücher gefiel dir?

      Gefällt 2 Personen

      1. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich sie jetzt auch nie wirklich unglaublich fand.
        Die Tintentriologie hab ich nach dem ersten Buch nicht mehr weiter gelesen, weil sie eben auch nicht so mein Fall war.
        „Die Wilden Hühner“ allerdings waren womöglich die Bücher, die mich zum exzessiven Leser gemacht haben (oder zumindest dazu beigetragen haben).

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  2. Wenn ein Cover so aussieht, wuerde ich das Buch nie lesen…ich schliesse immer vom Cover auf den Inhalt….die Kombi aus Erlebnis plus Buchbesprechung war sehr spannend!!!

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    1. Das ist womöglich das Problem am kleinen Budget… Das finde ich immer wieder schade, den Fantasy-Fans würden hier garantiert Freude daran haben.

      Ich hoffe der Text war verständlich… War ja schon ein bisschen später ;-)

      Gefällt 2 Personen

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