Zukunft

Die gesammelten Schätze des Monats der Ausnahmezustände

Was für ein Monat. Ich weiß ich schreibe das seit Oktober irgendwie jeden Monat, aber warum muss auch soviel passieren. Ich meine, auf der einen Seite ist es natürlich schön auf der anderen Seite muss ich dann so viel aufschreiben. Ich bemerke auch gerade erst jetzt, dass ich nur noch fünf Wochen habe. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich allerdings noch nicht. Wer mich auf Twitter verfolgt oder ich ihn zwangsweise ungefragt bombardiere weiß, dass dieser Monat recht explosive Phasen hatte. Lag schlichtweg daran, dass unser Museum zwecks Ausstellungswechsel zwei Wochen lang geschlossen war und wir eine Woche lang hardcore renoviert haben und die andere Woche die Ausstellungsstücke aufbauen durften. Nicht sonderlich witzig kann ich euch sagen, aber fangen wir langsam an. Der Monat begann erst einmal mit einem Besuch in dem Museumsarchiv, welches am anderen Ende der Innenstadt liegt. Da ich immer noch scharf auf kostenlose Bustickets war und die Fahrkarten zum Archiv vom Museum gesponsert werden nehme ich mir jedes Mal fest vor dort hin zu laufen. Es ist machbar, aber laufen nennt sich das nicht mehr. Es ist vielmehr eine Wanderung, weshalb zeigt mein Navigationsgerät eigentlich keine Höhenmeter an? Es fängt perfiderweise mit einem sehr langen Stück bergabwärts an, da ich ebenfalls auf einem Hügel wohne und steigt dann aber um so steiler an. Was das ganze dann jedoch ein wenig abgemildert hat war, dass ich auf dem Weg durch eine Art Wald/ Nationalpark wandern durfte. Sehr schön, sehr einsam (wenn man die Gärtner nicht mitrechnet) und sehr überraschend. Dort wachsen nicht nur Laubbäume, nein auch gibt es dort einen kleinen Trail für die ansässigen Islandpferde sowie einen riesigen Stausee.

Das Archiv ist an sich nicht wirklich erwähnenswert. Es steht jede Menge abgefahrenes Zeug herum, was noch abgefahrener wäre, wenn es nicht in Noppenfolie stecken würde. Was nicht gerade zu groß für die Kartons, Regale oder Schubladen ist wird dort drin verstaut. Das Herumstöbern macht Spaß als Archivfotografin tauge ich allerdings weniger. Nicht weil ich nicht fotografieren könnte, nein ich bin meist schlichtweg zu klein für die monströsen Poster oder Modelle, welche die Künstler so fabriziert haben. Da helfen weder Stuhl noch anderes Mobiliar. Wobei ich schon arg schlucken musste, als mir die Archivarin mal eben ihre Kamera in die Hand drückte. Einer dieser herrlichen Spiegelreflex-Kameras mit tausend Optionen… Wie gut, dass der Autofokus an war. Ob die Fotos allerdings wirklich etwas geworden sind werde ich wohl nie erfahren. Zu Gesicht bekommen habe ich sie nämlich nicht mehr. Eines noch, weshalb benutzt man Seidenpapier zum Verpacken von Dingen? Einmal eingepackt, kann man die doch nicht mehr entpacken?! Ich habe schlicht weg über zwei Stunden damit verbracht, das Seidenpapier nicht zu beschädigen. Letztendlich habe ich einfach aufgegeben, weil es mir nicht möglich war. Das Einpacken dafür war die Hölle. Wer braucht schon Texttafeln in einer Größe von 1×2 Metern, die natürlich auf keinen Fall dreckig werden dürfen?!

Hatte ich schon erwähnt, dass ich tierische Kopfschmerzen von Archivluft bekomme? Oder dieser typisch staubtrockenen Luft in Shopping-Malls? Ich sehe gerade, ich benutze zu viele Fragezeichen. Zurück zu einfachen Aussagesätzen wie: Ich habe endlich einen polnischen Supermarkt gefunden. Der liegt nämlich gleich neben meinem zweiten Arbeitsplatz. Es mag ein wenig verrückt klingen, aber ich habe mich ein wenig heimisch gefühlt. Zumindest habe ich dort endlich mal etwas verstanden, und ich konnte die Produkte auseinanderhalten. Was Auslandsabenteuer so alles mit einem anstellen. Was mir dagegen ein bisschen Sorge bereitet ist, dass meine Unterwäsche so langsam den Geist aufgibt. Stoff hält eben auch nicht ewig, und dass was ich so dabei habe ist eben seit knapp acht Monaten im Dauereinsatz. Shoppen gehen möchte ich hier jedenfalls nicht, schon gar nicht Unterwäsche. Wenn ich mir die Frauenabteilung so anschaue, kann ich mir nämlich das Einkaufen auch sparen. Ich will Unterwäsche verdammt noch mal nicht „Nichts“ tragen… Vielleicht gibt es etwas anständiges in der Kinderabteilung. Hobbit sein hat auch seine Vorteile. Wenn wir gerade bei Geldausgeben sind, müsste ich mich auch noch um das Problem mit dem Übergepäck kümmern. Ich bräuchte definitiv einen zweiten Rucksack oder einen großen Beutel. Am liebsten hätte ich ja einen mit Universums-Print, nur wo bekomme ich den her? Ich sehe schon, ich werde Pokern müssen. Drückt mir mal die Daumen, dass es ein Royal Flash wird.

Da wir gerade bei Gewinner-Chancen sind Dublin war mit seinen teilweise streunenden Katzen, Füchsen sowie (Madern?) ein wenig abenteuerlich Reykjavik ist allerdings noch mal ein wenig besser. Hier ist zwar kein Eisbärengucken im Vorgarten angesagt, aber es gibt noch viel mehr Katzen. Der geniale Pluspunkt dabei ist, dass nicht alle scheu wie Rehe sind. Weshalb ich mittlerweile einen Stundenplan habe, wann die Nachbarskatzen draußen sind. Die kann ich nämlich gefahrlos streicheln und bespaßen. Freut beide Parteien und ich habe angenehme Beschäftigungs- sowie Flaumtheraphie. Weil wir gerade bei Katzen sind, ich bin immer wieder erstaunt wo sich alles in der Welt Amseln und Meisen ansiedeln können. Gibt es auch einen Ort, an dem es diese kleinen Piepmätze nicht gibt? Es ist zwar schön, dass hier morgens so viel Leben herrscht aber sie sind laut. Nicht so laut wie die nervige Müllabfuhr, aber die kann ich mittlerweile recht großräumig umgehen. Was tatsächlich noch lauter ist als das ohrenbetäubende Rattern des orangenen Monsters ist das Geschrei der hier ansässigen Nebelkrähen. Offiziell gehören sie anscheinend zu den Singvögeln. Das ich nicht lache. Wenn deren Babygeschrei als Gesang tituliert werden kann, weshalb habe ich damals in Musik keine eins mit Sternchen bekommen? Ich frage mich gerade ob Reykjavik eigentlich einen Zoo hat… Besuchen würde ich ihn zwar nicht, wäre aber mal interessant zu wissen oder zumindest ein Aquarium. Ein aquares-Feeling bekomme ich immer öfters gratis. Es liegt nicht immer am Regen, der ist mehr oder weniger kein Problem. Ich rede ihr von den Meeresbewohnern. Eines schätze ich an meinem Heimathafen mittlerweile besonders. Die Fischabfertigungshalle sofern sie überhaupt eine haben liegt nicht unbedingt im Einzugsgebiet. Hier dagegen schon, genauer gesagt direkt neben meinem Arbeitsplatz, was für mich bedeutet regelmäßig dezentes Fisch Horsd’œuvre genießen zu dürfen. Zu Deutsch: Es stinkt teilweise erbärmlich nach nicht mehr ganz so frischem Fisch. Besonders schön ist es, wenn von den Transportern der ein oder andere Fischrest auf den Boden fällt. Der wiederum bleibt dort erst einmal liegen im Zweifelsfall auch gerne mal länger. Wenn schwere Sturmböen aufkommen dann wehen die euch entgegen und ihr dürft morgens um kurz vor halb elf erst einmal Fischköpfe umarmen. Entgegenkommender Straßensand ist dagegen wirklich angenehm.

Das Gefühl bei fliegenden Fischen relativiert sich übrigens wieder als ich krank wurde. Nicht wirklich richtig krank sondern eher das Level von Männergrippe. Ergo ich war fit genug um zur Arbeit zu schleichen und zu Arbeiten, aber der Rest viel eben flach. Das waren die ersten zwei Wochen des Monats, weshalb ich in dieser Zeit kaum etwas vorproduzieren konnte. Mein Tagesplan sah nichts anderes vor außer Bett und Arbeit… Zumal es sich mit Kopfschmerzen des Todes wirklich schlecht schreiben ließ ebenso wie mit Halsschmerzen schlecht reden. In dieser Zeit vielen auch relativ viele Sprachnachrichten flach, was meinen Frust weiter anwachsen ließ. Genauso wie zwei Wochen ohne Sport… Es klingt lächerlich, aber wenn dir das einzig probate Mittel genommen wird sich selbst auszulasten dann wird das ganze Leben ein wenig schwieriger. Weshalb die zwei Wochen recht schlecht gelaunt durchlebt wurden, wenn ich es vorsichtig ausdrücken darf. Was es am Ende war? Keine Ahnung, in Deutschland grassierte zu der Zeit der Influenza B Virus, ob der zur selben Zeit auch hier in Island angekommen war? Ich bezweifle es.

Was nach meinem Kranksein kam, war allerdings um einiges Schlimmer. Wir sollten für das Museum beziehungsweise für die Galerie die neue Ausstellung aufbauen. Wir müssen es selbst machen, da die Administration zu wenig Geld von der Stadt bekommt wie gefühlt jede kulturelle Institution. Voller Vorfreude sah ich den zwei Wochen entgegen und schon am ersten Tag merkte ich: Sechseinhalb Stunden Tapete von der Wand abzukratzen, die Wand zu waschen und fürs Streichen vorzubereiten ist eine Hausnummer. Die nächsten Tage wurden nicht besser… Wir strichen, putzen, strichen, verputzen Löcher, schliffen Wände ab und putzen erneut. In Anbetracht dessen, dass wir trotz Anweisung unserer Chefin die falsche Farbe benutzt hatten begann alles wieder von vorn. Eine Woche lang hieß es Putzen, Staubsaugen, Steine schleppen, Streichen und wieder Putzen.

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„Realistische“ Männer in der Literatur

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde der letzte Beitrag diesbezüglich starker Frauen in der Literatur wäre nicht eingeschlagen wie eine Bombe wiederhole ich das Ganze doch einfach. Nur nicht mehr mit Frauen, sondern mit Männern. Gleichberechtigung ist hierbei durchaus erwünscht, weshalb es hier weder um Hexer (Gerald von Riva), Zwerge oder den perfekten Schwiegersohn (Augustus Walters) gehen wird geschweige denn um die beliebten Bad Boys (Daemon Black), welche noch nicht einmal im Ansatz das Prädikat menschlich verdienen. Selbst Männer haben ein recht darauf sensibel, gefühlvoll, zickig, ängstlich zu sein. Dabei habe ich allerdings auch hier drauf geschaut, dass besagter Charakter nicht bloß in Selbstmitleid versinkt und als bloßer Sidekick dient (Peter Mellark). Der Umstand ist genauso schlimm die der perfekte Schwiegersohn oder das öberflächliche, naive Mädchen. Ich nenne diese Reihe also nicht  starke Männer in der Literatur sondern eben reale Männer/ Jungs. Denn stark finde ich in diesem Zusammenhang allzu missverständlich. Übrigens für alle Quellenangaben einfach auf das jeweilige Foto klicken….

 

  1. Dante

Der Titel ist scheiße, aber er vermittelt genau das was Jungs/ Männern heutzutage vermittelt wird. Sie dürfen um alles in der Welt nicht weinen jetzt frage ich mich allerdings weshalb? Wirkt das unmännlicher? Ich meine wenn Frauen weinen zeigt keiner mit dem Finger auf sie und ruft „schwul“ (den Zusammenhang habe ich auch noch nie verstanden) oder Pussy… Wenn Frauen weinen, wollen Menschen erst einmal helfen. Wieso denn zur Hölle nicht bei Männern? Können wir bitte auf die Steinzeitrollenverteilung verzichten? Das war vor gut 5500 Jahren….

Aber zurück zum Buch. Dante hat gerade mal mit 17 Jahren sein Abitur bestanden und gar nicht mal so schlecht. Was ihm vorschwebt? Ein Germanistikstudium und später den Beruf des Journalisten. Nur wäre da nicht seine Ex- Freundin, denn die steht eines Tages samt Baby vor der Tür drückt es ihm in die Hand und verschwindet dann. Schließlich ist er der Vater und nun ist er mit Kümmern an der Reihe. Sie verschwindet darauf hin spurlos und Dantes Träume zerplatzen.

Er hat ein Kind am hacken, eines was sich noch nicht selbst versorgen oder gar reden kann. Herzlichen Glückwunsch! Willkommen im Reality TV. Statt sich der Vaterrolle jedoch zu verweigern, reißt sich der Junge gehörig zusammen (sein Vater spielt dabei keine unerhebliche Rolle) und beginnt zu lernen, zu lieben und irgendwie sein gesamtes Leben mit Baby auf die Reihe zu bekommen. Es dauert, er macht Fehler, aber er lernt daraus. Der Leser bemerkt sehr wohl, dass er am Ende des Romans alles für seine Tochter tun würde und sie für nichts in der Welt abgeben möchte. Dies gilt übrigens auch für seinen Bruder… Der im Gegensatz zu seinem besten Freund mein persönlicher Held ist (neben Dante).

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„All that happens must be known“ -The Circle

The roman novel called The Circle is a current topic book and the newest work from the popular author Dave Eggers. But is this book, which splits the critiques world a real dystopian masterpiece like 1984 or Brave new world? Let’s take a look in at the world of Mae Holland to find out if the anthems or the scorchers are right.

As mentioned before the book tells thea  story about a young lady called Mae Holland who applies to for a new job at one of the famous companies in the the  world known as The Circle. At her old working place she felt never overburdened nor insufficiently challenged, that is one of the reasons why Mae is deeply grateful about Annie’s recommendation of herself and describes her new working place as heaven. But soon the Circle reveals his native face and the place with all time clean places, an own gym, several perfect restaurants and nice people turns into an monopole which refuses every employee his one privacy by the help of the Circle’s inner and outer social media accounts. If Mae notices the dangerous of the ideas of her new heads of the business I will lleave that open.

The most important fact is that Dave Eggers picked up a very interesting and contemporary topic, which concerns everybody in the world. Even the people who hasn’t haven’t gotten an smartphone nor computer. In addiction the author built up an current world which appears as almost the same thansimilar to our world,. The only acceptation exception is the extremely need of social media tools. This makes the difference between the potential of the book and the actual story.

As good as Eggers intentions were he doesn’t implement it convincingly. At the beginning his writing style fits in to the situation, the reader is like Mae overwhelmed by the perfection and the unbelievable new impression of the company. Nevertheless the opinions about the topic surveillance split up in black and white. Every person, who is able to think logical and knows one or two things about the topic realisesrealizes that the authors makes himself comfortable to completely ignore the most important aspects of the grey zones… Only at the end it appears such an situation, but even in this case Eggers doesn’t let reflecting his own characters reflect their doings. As a reaction the reader gets the impression that the authors created most of the characters and dialogs just to underline his opinion of the black/ white world concerning surveillance.

That means Mea is incredibly one dimensional for a protagonist. She is naive, and later she became more and more egotistic and narcissistic because of the circle’s intrigues. She never ever questions anything or even cares about the opposite opinions of others. Mae can be defined as the black side of social media… A brainwashed zombie… The white side, the complete opposite is her ex-boyfriend Mercer, he refuses everything what is linked with the internet and social media. As you can see he is designed as the proper antagonist of Mae. His role is just to remember the reader how dangerous surveillance can be but hasn’t got any other treats. Especially at the end of the story the plot becomes more and more exaggerated and at one point I dropped off Eggers intention that the Circle or an other big company in our reality can be compared as a totalitarian system.

The writer should have more concentrated on the successful intentions and ideas in his story. Not everything is bad. For example there are more-dimensional characters in the Circle like Francis or Annie both represent an own topic of the surveillance, but in the so called grey zone (surveil kids because of the high criminal rate). They develop in the history and that causes more attention from the reader. He becomes more empathetic and the situations becomes more emotional which appeals to the reader as well written.

All in all this book is in the beginning a real an page turner, but not because of the unbelievable good designed characters or writing style. It is more about the curiosity for the introduced system. What will happen to the world? Is it possible to retrogressive the whole society? Due to that and the overexplaining of the intentions and ideas my by using simple metaphors and extreme appealing of the opinion about the topic I would recommend this book for youngsters, who haven’t read classic works yet like Animal Farm, 1984, or Brave new world.

And thanks again to Sternchen for correcting my revier, you’re helping me a lot.

Gesammelte Schätze des Monats der Wintersonnenwende

Die Gesammelten Schätze werden auch diesen Monat wieder offenbart… Aber bevor der extra Jahresrückblick erscheint, hier mein schier unglaubliches, subjektive, einzigartiges, kreatives sowie innovatives Monatresumé…

Also was habe ich diese 31 Tage so erlebt?

Definitiv sehr viel mehr als im November. Beispielsweise fing es gleich am ersten Dezember an mit dem Start meines selbsterstellten Adventskalenders. Dieser wollte schließlich jeden Tag umsorgt und behütet werden. Zumal endlich Sternchen zurück zu den Lebenden gekehrt ist und so mal wieder ordentlich Schwung in die Kommentarbox kam. Ihr anderen seid aber auch so still ;)

Tja, und kaum ist man Volljährig durfte ich auch schon die erste Überweisung meines Lebens schreiben. War gar nicht so schlimm wie erwartet… Im Grunde genommen ist es auch nicht anderes als irgendwelche Arbeitsblätter in Mathe auszufüllen und man hat sogar für gewöhnlich sogar noch die Lösungen für die einzelnen Felder. Im Gegensatz zu Mathe ein Kinderspiel würde ich sagen.

Danach kam nicht minder spannendes E-Mailgeschreibsel auf mich zu, denn endlich fand ich auch nun mal Zeit mich mit meinem geplanten Auslandsjahr nach dem Abi zu widmen. Ebenso steht im neuen Jahr vielleicht ein neues Hörbuchprojekt an, aber das steht noch in den Sternen. Ich darf nur hoffen und Tatzen drücken.

Jetzt aber näheres zum Projekt: Raus aus zu Haus!

Der letzte Stand von euch müsste Irland als Ziel gewesen sein oder? Wenn nicht, jetzt wisst ihr es. Die gründe sind ebenso vielfältig wie die Farben des Regenbogens an dessen Ende wir bitte den Goldtopf finden werden. Bei dem Ziel ist es vorerst auch geblieben und eigentlich wollte ich nun auch nicht mehr umschwenken. Denn die Finnen sollen ein sehr verschlossenes Völkchen sein und um ehrlich zu sein bin ich dafür dann wiederum viel zu introvertiert und der Hauptgrund wäre für leidliches Bereisen dieses wundervollen Landstrichs: Die Sprache. Ähnlich wie walisisch oder gar gälisch herrschen teilweise in einem Wort lediglich Konsonanten und meine Zunge bibbert schon beim Anblick des Wortes.

Mein derzeitiges irisches Problem wäre der schlichtweg nicht vorhandene Wohnraum. Oder präzisier ausgedrückt. Der Wohnraum der auch nur einigermaßen in leidlicher Stadtnähe liegt ist schlicht weg ausgebucht für die nächsten Monate und ist dazu quasi für mich als Student unbezahlbar. Jeden Morgen anderthalb Stunden dann mit dem Rad, Bus oder der Bahn zu fahren macht dann auch nicht wirklich Spaß. Schließlich will ich ein wenig Irland erleben und dass nicht nur in dieversen Pendlerverkehrswegen.

Darum bin ich jetzt tatsächlich auf das Umgestiegen, was ich am wenigsten wollte. Nein keine Sorge, ich habe mich nicht in einem irischen Kindergarten als Erzieherin angemeldet, viel mehr habe ich jetzt um die vier Reiseorganisationen angeschrieben ob sie mir nicht helfen könnten. Diese vermitteln einem nicht nur ein Praktikum in der Wunschbranche, nein ich haben sie Beziehungen zu Gastfamilien sowie Wohnheimen/ WGs.  Die Entscheidung nagt schon arg an meinem Stolz, da ich eigentlich vor hatte das gesamte Projekt allein durch zu ziehen nur will ich keinen 0815-Job in den Wochen machen schon gar nicht bei einem Magazin als Kaffebräuerin…. Auch will ich nicht das Jahr ständig in irgendwelchen Hostels wohnen müssen, was richtig ins Geld gehen kann.  Es ist ja auch nicht so, als dass ich es nicht versucht hätte. Nur was bei der Wohnungssuche heraus kam habt ihr ja gelesen und mit der unabhängigen Jobsuche erging es mir ähnlich. Denn zwar gibt es eine sicherlich wunderbare Seite für Jobsuchende, nur ist die nur für Iren selbst bestimmt. Dies habe ich aber viel zu spät gelesen… Brav also sämtliche Fragebögen ausgefüllt, gläsern geworden abgeschickt und dann eine Rück-E-Mail erhalten, dass ich jetzt doch bitte zu meinem Einwohnermeldeamt gehen soll mit Sozialversicherungsnummer und allem um dann einen Anmeldecode für Einheimische Arbeitslose zu erhalten, denn ich dann hier gegen eine Gebühr einlösen konnte. Ah ja… Klar.

Erst meine Daten klauen und mich dann auch noch auflaufen lassen. Dankeschön… die 60 Minuten hätte ich mir auch sparen können.

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19. Türchen:

7. “Ich würde ihnen gerne die Vorschriften zitieren, aber ich weiß, Sie werden das alles ignorieren.“ -Star Trek XI/ Teil 8

„Ich kann gerne nicht mehr stören. Aber leider weiß ich wo weder die Schlafzimmer sind noch das Bad, oder sonst irgendwas.“, fuhr ich ihn funkelnd an. Mochte es ihm gerade aufgefallen sein oder nicht, ich wäre hier gerade fast elendig verreckt! Jetzt platze mir endgültig der Kragen „Mag sein, dass ihr euch länger kennt. Mag auch sein dass ich hier vielleicht nicht sonderlich erwünscht bin aber um ehrlich zu sein interessiert mich das einen feuchten Dreck denn ich brauche diese verfluchte Kohle und es ist mir aktuell auch völlig egal was ich dafür tun muss. Genauso gut könnte ich auch zwei einfach umbringen und mich davonstehlen, mit Geldkasten den würde ich nämlich auch noch suchen. Genauso wie neue Klamotten oder etwas zu essen. Eine Tür wäre übrigens auch nicht schlecht, denn dann könnte ich euch nicht mehr auf die Nerven gehen, wobei dass ja dann egal wäre, weil ihr tot wäret.“ Ein wenig erstaunt von meiner durchschlagenden Stimme nach der Eiskonservierung holte ich nun erneut tief Luft. Wenn er jetzt noch etwas dagegen sagte dann… Ich schielte deutlich zu den Küchenmessern. Groß genug wären sie. Dann wieder zurück zu den zweien. Der Große schaute nun nicht mehr mich an, sondern den kleineren. Ihm schien scheinbar der Blick nichts auszumachen. Also konnte der Herr wohl seine Fähigkeit kontrollieren. Ein wunderbarer Meuchelmörder.

Eine Weile geschah erneut nichts. Irgendwie bekam ich das Gefühl in einer Zeitschleife zu stecken. Aktion, Reaktion, lange Pause… und wieder von vorn. Wie gerne wäre ich jetzt wieder hinter Gittern. Dort gab es zumindest einen enorm gerechten Alltag. Dann eine Reaktion,  “…und wir sollen es ihnen zeigen?“ Ich stöhnte ärgerlich, dabei wäre mir fast meine Decke heruntergefallen. Wie begriffsstutzig oder dumm waren denn hier alle?!“ Wortlos drehte ich mich um und langte nach den Messern, wozu hatte ich überhaupt gefragt. War ja klar, dass das nicht funktionieren würde, die waren doch alle komplett verrückt. „Die einzig verrückte sind wohl Sie, aber das dürfte ihrer Arbeit wohl kein Abbruch tun. Nur stürmen Sie nicht gleich wieder davon ich bin nicht so schnell“, völlig unbeeindruckt kam der Große näher und schob sich an mir vorbei, nicht ohne seinen Freund auf seinen Rücken zu laden. Ein Absurditätenkabinett hätten die zwei wirklich alleine verdient. Ich folgte ihnen mit gebürtigem Abstand mit dem Messer, was wusste ich schon… Die beiden verursachten noch nicht einmal irgendwelche Geräusche, selbst auf den Holzböden nicht. Genauso wenig redeten sie, sahen sich nach mir um oder taten überhaupt etwas anderes als zu laufen.

Nach mindestens 10 Korridoren, drei Stockwerken in die Höhe und vielen, vielen, sehr vielen Treppen standen wir am Anfang eines Ganges, von dem verschiedene Türen abgingen. Einige waren weiß und aus Holz, andere wiederum aus Metal. Auf jeder Tür war ein Symbol abgebildet. Sonst nichts, keine Klinke, kein Schloss. „Ihre Tür ist die dunkelrote. Den Rest finden Sie im Zimmer.“ Langsam schob ich mich an den zweien vorbei, es folgte ein Blitz, ein Kreuz und ein Traumfänger. Welche Bedeutung hatte diese Zeichen. Elektrizität? Telekinese? Gedanken Manipulation?

War vielleicht das vorhin gar keine wirkliche Kälte sondern nur gedanklich eingepflanzte? Eine Halluzination? Inzwischen war mir nicht mehr kalt, viel mehr knurrte mein Magen noch lauter. Dann stand ich vor besagter Tür. Dunkelrot und mit einer hölzernen Masserung. Statt eines Kreuzes oder Kompass war ein Auge abgebildet. Ich lächelte, dass war das erste was mir an diesem Ort gefiel. Das Auge, über alles wachend, über alles wissend. Neugierig strich ich über das vermeintliche Holz. Statt meiner Berührung stand zu halten glitt die Tür beiseite und gab mir meinen Blick frei auf mein neues Zuhause. „Für warmes Wasser legen Sie einfach den Hebel um“. hörte ich von hinten. Ich ignorierte sie lediglich. Ab jetzt gehörte die Welt wieder mir…

 

Ende

18. Türchen:

7. “Ich würde ihnen gerne die Vorschriften zitieren, aber ich weiß, Sie werden das alles ignorieren.“ -Star Trek XI/ Teil 7

Um es kurz zu fassen so oder so wäre ich geliefert. Also war es eigentlich egal wie ich mich entschied und da mir immer noch Klamotten fehlten, ich spürte meine Zehen nicht mehr und mein Knöchel brannte immer noch entsetzlich, wäre es schlauer auf direktem Wege zum Ziel zu kommen, als einen womöglich riesigen Umweg zu laufen. Vielleicht behielt mein Chef ja doch Recht und es war lediglich die erste Begegnung gewesen. Beim Hinausgehen kam mir noch der Gedanke:  „Mein Chef“… wie komisch das Klang. Ich konnte die Male an einer Hand abzählen wo ich wirklich einen echten Chef gehabt hatte.

Kurz darauf, kurze Wege sei dank, stieß ich die Küchentür erneut auf und wäre am liebsten gleich wieder gegangen… In der Küche befand sich zwar nich Xion, dafür aber der humanoide Eisbären-Panther und der junge Mann mit dem Raubtier-Beute-Blick. Nicht unbedingt die besten Startvoraussetzungen, doch hatte ich zumindest auf dem Weg hier her eine riesige Filzdecke schnappen können, die herrenlos über einem Treppengeländer hin. So war das Unterwäschemodell Dasein endgültig passé. Hoffte ich zumindest.

Der große trug übrigens jetzt eine riesige Kapuze, starrte auf den Boden und stand ansonsten genauso dort wie vor meinem Einstellungsgespräch. Der kleinere saß dagegen auf der Küchenzeile und las in etwas. Was genau konnte ich allerdings nicht erkennen, denn beim Anblick des Buchrückens verstand ich außer Kauderwelsch genau gar nichts. Symbole an Symbole tummelten sich dort und fast erschien es mir so als ob sie mich tanzend auslachen würden. Zumindest hatten sie mich noch nicht bemerkt.… Hinausschleichen und nach einem Flucht- und somit Lageplan suchen wäre noch im Bereich des möglichen.

Infolge dieses Geistesblitzes wollte ich mich gerade rückwärts in Sicherheit bringen als der Große plötzlich den Kopf hob und mich wie vorhin anstarrte. Genauso wenig erfreut wie ich und darüber hinaus noch weitaus böswilliger als der rothaarige. Reflexartig blieb ich stehen, was nun? Entdeckt hatte er mich. Ein Kneifen in Form von panischem Hinausrennen fiel ebenfalls weg. Die Würdelosigkeit nur in eine Decke gekleidet, immer völlig ahnungslos zu sein, reichte mir für das nächste Jahr. Zumal wenn ich jetzt zurückstarrte könnte ich meinen Status vielleicht etwas mehr auf sein altes Niveau heben. Kurz um, mein Brustkorb hebte sich möglichst unbemerkt und dann starrte ich zurück, in diese eiskalten grauen Gletscheraugen… Ohne dass ich es beeinflussen konnte wurde mir kalt, noch kälter als draußen im Schnee. Dies war keine fremde Kälte von außen, nein diese Kälte kam aus mir heraus so als ob… Gefror ich etwa gerade von innen?! Verdammt, mit so etwas hatte ich nicht gerechnet. Ich kannte die Gerüchte über Hybriden, die das Wetter beinflussen konnten, aber seit wann gab es Kräfte, die einen von innen erfrieren ließen? Sofort horchte ich auf meinen Puls, gut er war noch da zwar schwach aber noch definitiv da. Stellte sich nur die Frage,wie kam ich aus der Situation wieder raus. Meine Füße inklusive Beine waren inzwischen taub so viel stand fest. Weglaufen war also unmöglich geworden. Immer noch in seine Augen starrend versuchte ich abzuschätzen ob er wusste was in mir vorging. Ach was war ich auch doof, natürlich wusste er es. Er kannte schließlich seine Stärke. Unvermittelt vernahm ich von der Seite das Rascheln einiger Buchseiten, garantiert war der Zweite nun auch auf mich aufmerksam geworden. Die Reaktion auf mich blieb allerdings aus. Wie lange konnte ich wohl den Blick des Großen standhalten bevor ich endgültig zu Eis erstarrte. Vor Kälte waren jetzt nicht nur meine Füße, Schienbeine und Oberschenkel gelähmt, die Kälte begann auch in den Fingerspitzen und zog ganz langsam meine Unterarme hinauf. Perfide, er spielte mit mir wie die Katze mit der Maus. Der Raubtier-Beute-Blick bekam nun eine ganz neue Bedeutung. Ich bekam Angst, wäre mir nicht so entsetzlich kalt gewesen, ich hätte garantiert angefangen zu schwitzen.

“Miss, schauen Sie ganz langsam weg… Dass reicht, lassen Sie ihn.“, die Stränge war nicht zu überhören. Äußerlich versuchte ich mich geschlagen zu geben, was allerdings kaum mehr möglich war. Ich konnte noch nicht einmal mehr die Schultern oder meinen Hals bewegen. Apropos Hals, plötzlich dämmerte es mir. Wenn mein Gesicht gefror konnte ich gar nicht mehr wegschauen. Ich würde weiter einfrieren, ob ich es wollte oder nicht und wer sagte, dass man diesen Vorgang umkehren konnte?! Ich tat gerade nichts anderes, als mir mein eigenes Grab zu schaufeln! Hatte ich bis vor wenigen Sekunden noch Angst so schwebte ich innerlich in blanker Panik. „Bitte“ , die Stimme klang nun nicht mehr streng sondern genauso panisch wie ich mich fühlte. Dann schließlich brach ich meinen Stolz und wollte den Kopf wegreißen als ich bemerkte dass nichts geschah. „Drehen sie den Kopf einfach zur Wand und lassen Sie ihn… Jetzt!“ das „Jetzt“ klang schon fast drohend. „Das würde ich ja gern..“ brachte ich noch heraus bevor  un auch mein Mund erstarrte. Ich dachte, konnte aber nicht mehr sprechen. Was ging hier ab?!

Bereit für mein Ende kniff ich die Augen zusammen und wartete, dass mein das mein Herz aufhörte zu schlagen oder mir die Luft ausblieb, da meine Lunge erschlaffte. Doch nichts passierte. Nichts –  weder das eine noch das andere. Selbst nach gefühlten Minuten nicht. Um mich herum raschelte es wieder, dies mal länger und lauter. Selbst jetzt spührte ich immer noch meinen Puls, der übrigens nicht mehr schwach sondern wie ein Vorschlaghammer meinen Brustkorb sprengen wollte. Auch kam es mir so vor, als hätte ich wieder Gefühl in den Zehenspitzen bekommen. Die Kälte blieb, aber ich konnte definitiv meine Zehen wieder zusammen ziehen und auch meine Gänsehaut fühlte sich nun wirklich nach Gänsehaut an. Erleichtert versuchte ich zu schlucken und siehe da es funktionierte. Nach und nach taute mein körper wieder auf. Zwar noch innendrin völlig vermutlich blau und verbrannt, falls man das übehaupt sein konnte. Zumindest nach außen völlig normal aussehend. Inzwischen hatte ich mutig die Augen wieder geöfnnet. Ich starrte geradeaus auf den Boden. Das war keine Vorsicht. In diesem Fall war es pure Lebenserhaltung. Ganz heimlich schielte ich doch irgenwann nach oben und sah gerade noch so von meinen wimpern vedeckt, wie seine Fingerknöchel mittlerweile ganz weiß waren. Und die Fingernägel gruben sich unnatürlich tief in  seinen Handballen…

Wie aus heiterem Himmel tauchte in meinem Blickwinkel plötzlich das weise Fell des humanoiden Bären auf. “Was haben sie sich eigentlich dabei gedacht?!“ Ich fuhr zusammen. Also meine Körperrflexe funktionierten wohl wieder. Um meinen Schrecken zu verbegen, zuckte ich lediglich mit den Schultern, dann knurrte mein Magen. Sollte ich es wagen ihn zu duzen? Er schien nicht viel jünger zu sein als ich, vielleicht war er sogar älter. Aufgrund seines schneeweißen Fells war es echt schwer zu schätzen.

17. Türchen:

7. “Ich würde ihnen gerne die Vorschriften zitieren, aber ich weiß, Sie werden das alles ignorieren.“ -Star Trek XI/ Teil 6

Plötzlich wie auf Knopfdruck aktiviert von meinem Gedanken des Rückzugs um mir endlich  gewisse Kleidung zu besorgen, die mich vor dem erfrieren retten würde, begann sich der halb humanoide vielmehr Eisbär als Panda zu bewegen. Er sprang von der Anrichte herunter und schlurfte oder krabbelte aus dem Raum hinaus um kurz danach mit einer Sprühflasche zurück zu kommen, die er dann über dem noch einzigen Schlafenden positionierte. Seine weißen Haare vielen ihm über die Augen, so dass nun endgültig ein weißes Fellknäul vor mir stand. „Wasser marsch“, meinte der rothaarige nur und sofort schrak der Betroffene auf und sah als zu allererst nur mich. Nach einigem Blinzeln murmelte er so etwas wie: „Nicht schon wieder…“, und versuchte dann Anstalten zu machen aufzustehen. „Miss äh….“, er fing an zu überlegen. Ich konnte es förmlich ein seinem Hirn rattern hören. Waren denn hier alle völlig beschränkt, selbst die FreakShow am ersten Tag des Strafantritts war amüsanter gewesen. „Ähm…“ er hob die Augenbrauen und sah mich an. Dann zuckte er die Schultern und stieg über den Eisbärenpanda hinweg und rauschte an mir vorbei. „Folgen sie mir einfach“, wortlos setzte ich mich in Bewegung. Kurz bevor ich um die Ecke bog drehte ich mich noch einmal um und sah zur Küche. Der rothaarige versuchte sich gerade an einem Kopftand auf dem Tisch. Wo war ich hier bloß gelandet?!

„Entschuldigen Sie, die benehmen sich manchmal wie kleine Kinder“, ich brauchte einen Moment um zu kapieren wen er mit „die“ meinte… „Das hört irgendwann wieder auf“, setze er schnell nach als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte. “Ich wüsste gerne wann ‚irgendwann‘ ist“, entgegnete ich. „Kommt ganz d’rauf an. Es kann sich auf 3 Stunden oder 3 Monate hinziehen. Je nach Laune…. Setzen Sie sich, bitte…“ Dabei zeigte er auf einen der unzähligen Bücherstapel, die wie ungeordnete Zinnsoldaten auf dem Boden seines Büros herumstanden. Hätten sie bis zur Decke gereicht, stünde man in einem Wald. Statt setzen beäugte ich den Buchenholzstamm eher misstrauisch, mindestens 10000 Seiten, ob die wohl „sitzfest“ waren?

Um mein Glück heute nicht noch mehr herauszufordern dankte ich liebend gerne ab. Mein Gegenüber grinste bloß, er selber pflanzte sich auf seinen großen, schwarzen Bürostuhl mit hoher Lehne. Um dann noch mehr Papier aus den Untiefen des Schreibtischs heraus zu befördern und mit einem erstaunten Pfiff den Stapel Papier auf seinen Schreibtisch fallen zu lassen. Ein Blick darauf und sein Stirnrunzeln glättete sich. „Hier haben wir Sie ja: Lilith Zeller, geboren 1988, Berlin. Mutter verschollen, Vater ein todgeglaubter Mutant aus der Fabrik, statt Abschlusszeugnis eine schriftliche Auflage für einen Haftantritt und statt eines Lebenslaufes randvolle Bewährungsauflagen. Ich sehe sie waren fleißig und schon früh darum bemüht vorzusorgen.

Nichts Gutes ahnend schaute ich auf ihn hnrunter und versuchte einen kurzen Blick auf das genau Geschriebene zu erhaschen. Keine Frage, dieser Typ kannte mich besser als ich mich vermutlich selbst. Die Frage blieb immer noch, woher? Er schien kein Mann, der besondern Art zu sein…

So scheinheilig wie möglich hackte ich nach: „…und was wollen Sie mit dem Kram. Vor allem mit oder von mir?“

Nach der geäußerten Frage hing der erhobene Ton noch etwas in der Luft und ich konnte quasi zusehen wie die Klangmalerei verhallte. Gut es war eher Klanggeschmiere. Erneut verspürte ich wieder tiefe Unruhe in mir, irgendwas lief hier schief oder zumindest ganz und gar nicht richtig. Waren diese Kerle nicht von der Regierung – so waren sie doch nicht vollkommen legal, so schien es mir. Der Mann starrte mich an. Dann schaute er verständnislos und schließlich lachte er wieder. „Was ich mit Ihnen will? Einstellen natürlich! Sie sind die Beste die Xion je gefunden hat und glauben sie mir ihre Lebensgeschichte hat ihm ganz schöne Arbeit bereitet. Der Arme weiß selbst bis heut nicht mehr so ganz wo er ist…“

„Also?“ Jetzt strahlte er wie ein vierjähriges Kind, dass stolz seiner Mutter präsentierte allein auf die Toilette gehen zu können. Es sah zu dämlich aus. „Ich erwarte ihre Antwort natürlich nicht sofort, aber solange Sie nicht unterschrieben haben müssten wir Sie nun ja eher unter Verschluss hierbehalten. Nur zur Sicherheit…“. Ich überlegte, plötzlich schien es mir so als ob ich gar keine andere Wahl mehr hatte. Entweder… oder. Und über das Oder wollte ich gar nicht so genau nachdenken. Wer wusste schon, ob der Verschluss auch irgendwann wieder aufging. Nur behagte mir die Vorstellung wieder in etwas Illegales abzurutschen gar nicht. Nochmal einsperren ließ ich mich nicht. Totentänze hin oder her. Zellennachbarn zu haben, die acht Augen besaßen oder Kettensägen anstatt Händen, den Mund am Hinterkopf waren nicht unbedingt eine Wiedersehensparty wert. Andererseits, wie sah es denn nochmal mit Nötigung aus. Theoretisch könnte ich die Drohung seinerseits durchaus gegen in verwenden. Wenn ich es nur aufgenommen hätte! Mist… musste wohl so gehen. Essen und Bits war wichtiger als Legal und Illegal. Die Begriffe waren schließlich durchaus dehnbar und sobald ich genügend BitCoins zusammen getragen hätte würde ich hier verduften und zwar im Hyper-Raum. Zumal das Amt garantiert bald vor meiner Tür stehen würde und dann würden sie nicht mehr so freundlich anklopfen wie vor drei Monaten…

„Aber damit eins klar ist…“, setzte ich an, „wenn Sie mich noch einmal im Regen oder Schnee stehen lassen sorge ich davor, dass dieser kleine Maulwurfshügel hier ganz schnell auffliegt und wenn wir schon mal dabei sind – ich will verdammt nochmal neue Klamotten.“ Damit unterschrieb ich per Fingerabdruck und starrte meinen wohl nun offiziellen Chef erwartungsvoll an. Sollte der jetzt mal zusehen, wo er Damenkleidung herbekam. Unterwäschemodell war definitiv noch nie mein Traumjob gewesen und würde es auch nicht werden.

Doch statt sich an die Arbeit zu machen um meine Forderung zu erfüllen reichte er mir die Hand, ergriff sie und schüttelte sie immer noch breit grinsend. „Sehr erfreut, Sie glauben gar nicht wie wichtig Sie für uns sind. Ich heiße übrigens Orion, Orion Tonak, ehemaliger Psychologe und Arzt der Wyoming-Klinik“. Dann sah er mich ernst an, „Ich würde ihnen gerne die Vorschriften zitieren, aber ich weiß, Sie werden das alles ignorieren. Sie sollten spätestens um 24:00 hier sein. Und niemand, wirklich niemand darf von uns und diesem Ort erfahren?! Verstanden?! Und glauben Sie mir wenn Sie zumindest gegen diese zwei Richtlinien verstoßen werden Sie sich den Schnee nur wünschen.“ Seine Ernsthaftigkeit war mittlerweile einer Finsternis gewichen, dass ich mich fast entschuldigt hätte, aber nur fast. Ich hatte weitaus schon fiesere Typen vor mir, beispielsweise die merkwürdigen Männer aus der Küche. Bemüht unbeeindruckt auszusehen, nickte ich lediglich. Als er, Tonak das wahrnahm, lächelte er wieder breit und nickte wie ich, nur sehr viel glücklicher mit dem Kopf. „Ich wusste Sie sind vertraulich.“ Dann schaute er zufällig auf seine Uhr um daraufhin erschreckt aufzustöhnen „mein Gott so spät schon, entschuldigen Sie vielmals, aber ich habe noch einiges zu tun…“ und damit schritt er um seinen Schreibtisch an mir vorbei und aus der Tür. Kam allerdings gleich zurück mit den Worten: „ Den Komplex lassen Sie sich am besten einfach von einem der Jungs zeigen… Einmal aufgewärmt können sie sehr hilfsbereit sein.“

Bei den Worten kam erneut eine dunkle Vorahnung auf, dass hier könnte ganz böse enden…

Nachfragen waren offenbar nicht erwünscht und gerade überlegte ich stark ob nicht ein Erkundungsrundgang allein weniger lebensgefährlich war, als erneut auf die Gestalten zu treffen. Normalerweise war ich nicht so leicht einzuschüchtern. Vor allem hatte ich die Herren nur Augenblicke erleben dürfen. Aber irgendetwas sagte mir, dass ich hier nicht die Einzige war, die ihre Begabungen besonders beherrschte. Mich komplett zu durchleuchten, allein und ohne Hilfe hatte ich bis jetzt für unmöglich gehalten. Besonders scharf darauf, es herauszufinden was seine Freunde alles konnten, war ich nicht. Nur wollte ich denen weder in der Gruppe noch einmal begegnen, noch einem von ihnen von Angesicht zu Angesicht.

16. Türchen:

7. “Ich würde ihnen gerne die Vorschriften zitieren, aber ich weiß, Sie werden das alles ignorieren.“ -Star Trek XI/ Teil 5

Wirklich Lust es herauszufinden verspürte ich nicht und so riss ich mir nicht nur meine Maske vom Kopf sondern im selben Atemzug auch meine Klamotten. Bloß raus aus dem verseuchten Zeug. Angeekelt und stinkwütend schleuderte ich die Sachen so weit weg von mir wie ich nur konnte. Dann nach Vollendung der Tat klaubte ich meine noch einigermaßen verschonten Habseligkeiten wie mein heißgeliebtes Lederetwas zusammen und richtete mich langsam auf und stellte fest das das Auftreten mit meinem Knöchel nicht mehr ganz der Norm entsprach, schon gar nicht das Verhältnis von Schmerz zu Körper. Wieder umschauen. Von Wachposten oder installierten Kameras keine Spur. Wo waren diese Bastarde? Niemand ließ mich einfach so draußen stehen. Ich schaute zurück in den Hof, der Schneefall hatte aufgehört und der vorhin noch so fröhlich rieselnde Wattebausch verwandelte sich nun in radioaktive Pfützen, die nun um die Wette strahlen würden, falls dort jemand hineinträte… einzig und allein um diese Freerider tat es mir leid… Diese wunderbaren Gefährten waren nun endgültig hinüber.

Gerade wollte ich mich wegdrehen als mir ein Gedanke durch den Kopf blitzte. Rache war Blutwurst und so knallte ich das Fenster zu und legte den Schalter um. Jetzt konnten Nachkömmlinge sehen wo sie blieben. Ich drinnen alles andere draußen, dass zählte. Dann drehte ich mich auf einem Bein energisch zur diesmal existierenden Tür und hinterließ neben meinen halbdurchlöcherten Klamotten jede Menge Dreck auf dem sauberen Boden. Ich würde die Scheiße nicht sauber machen. Genauso wenig würde ich nicht ohne Bewerbungsgespräch und eine Entschädigungssumme gehen. Schließlich war ich gezwungen worden nun halb nackt durch die Gegend zu lahmen. Für ein T-Shirt unter dem Sweater hatte es nämlich nicht gereicht, geschweige denn für eine Leggins unter der Hose.

Nach passieren der, oh Wunder, unverschlossenen Tür, humpelte ich weiter den schmalen Gang entlang und tastete währenddessen die Wand ab. Raufasertapete… gab schlimmeres. Der Boden war mittlerweile zu bordeauxrotem Linoleum gewechselt, weshalb nahezu mein gesamtes Humpelpaket absorbiert wurde. Fast schon gruselig. Wo war ich hier nur reingeraten? Hoffentlich nicht in das woran ich dachte. Kaum bog ich um die Ecke tat sich eine Gabelung vor mir auf… Rechts oder Links? Schwer zu sagen. Ich horchte. Vielleicht würden mir der Luftraum und Schallwellen mehr Anhaltspunkte geben als meine optische Wahrnehmung. Es existierten weder Wegweiser noch irgendwelche Flecken, die darauf hinwiesen wohin die beiden Flure hätten hinführen können. Vorsichtig legte ich mein Ohr zwischen den verschiedenen Ausgängen an die Wand und horchte. Tapeten waren nicht die besten Schallleiter, aber besser als blind ins Leere zu laufen.

Da – ich hörte Stimmen, dann ein Lachen. Die Vibration kam von rechts. Trotz Linoleum auf leichte Schritte bedacht, wendete ich mich in besagte Richtung und folgte dem Gang. Das Erste was mir nach einiger Zeit auffiel war, dass sich der Boden erneut änderte. Statt bordeauxfarbenem Linoleum zierten nun abgewarzte Holzdielen in derselben Farbe den Untergrund.

Ich murrte widerwillig, jetzt hieß es erst recht vorsichtig sein. Holz so neu es auch scheinen mochte verzog sich unheimlich leicht und ein fieses Knarren war somit vorprogrammiert.

Ich trat wieder einen Schritt vor, nur im Unterschied darin, dass ich mich bemühte so leicht wie eine Feder zu werden. Einatmen, ausatmen. Sich vorzustellen man selbst sei ein Kranich und würde über den Boden schweben. Dann, nach dreimaligem Sammeln betrat ich den Boden beziehungsweise ich stellte mir vor wie ich darüber schwebte. Plötzlich krachte die erste Diele so laut, dass ich einen Augenblick dachte sie würde weg brechen. Die Stimmen verstummten sofort, anschließendes hektische Stühlerücken dann nichts mehr.

Wie beschissen konnte ein Tag noch werden? Ich rollte mit den Augen, biss die Lippen so fest zusammen, dass ich aussah wie Voldemort auf dem Sterbebett und schmiss all meine persönlichen Vorsichtsmaßnahmen über Bord. Wenn nichts mehr ging, half nur die Flucht nach vorn. Direkt ins Kreuzfeuer. Ehrentod war immer noch besser als zigtausend dahinsiechende Jahre ohne nicht ein Fleckchen Tageslicht. So fiel ich quasi die letzten Schritte und riss in einem Zug schwungvoll die Tür auf… Dass ich immer noch lediglich Unterwäsche trug war mir gerade einerlei. Sollten sie sich doch in Grund und Boden schämen… oder was auch immer dort drinnen auf mich wartete.

Was ich in kürzester Zeit nach betreten des Raumes wahrnahm waren: sechs Männer, die allesamt auf dem Tisch saßen, auf dem Boden oder auf der Küchenzeile, wie beispielsweise der größte von allen. Der Eine stand und trug etwas weißes auf dem Rücken. Ich kniff die Augen zusammen. Etwas sehr großes weißes. Ein Panda? Plötzlich bewegte es sich und schaute mich verschlafen an und aus dem Panda wurde ein Mensch mit sehr viel weißem Fell… Ein weiterer junger Mann mit eisblauen Augen starrte mich an, wie eine Eule in die Nacht. Dann drehte er den Kopf und schlief weiter. In dem Moment schaute der Träger des möchte-gern-Pandas von seinem Becher auf und sah mich genauso durchdringend an, mit den gleichen Augen nur nicht wie eine Eule in die Nacht sondern wie ein Raubtier auf seine Beute. Ich fröstelte. Davon völlig unbeeindruckt löste sich sein Blick von meinem Gesicht und taxierte mich weiter von oben nacht unten und zurück. Dabei verzog er keine einzige Miene. Dort wo seine Blicke mich getroffen hatten, waren meine Körperhaare so dermaßen noch oben geschoßen, dass ich mich wie ein elektrisiertes Kaninchen fühlte. Na wunderbar, ihn möglichst zu ignorieren und mir nichts anmerken zu lassen musterte ich die anderen. Wer mir sofort auffiel war der Unbekannte von vorhin am Fenster. Ebenso wie der andere saß er auf einem bequem aussehenden Birkenholzstuhl und schlief. „Sie an, der Geschäftsleiter schläft!“, kommentierte ich aggressiver und ein wenig lauter als eigentlich beabsichtigt. Sofort starrten mich zehn Augen an, direkt, und sie sahen nicht erfreut aus. Vielleicht hätte ich mir den Kommentar doch sparen sollen. Der Umstand der fehlenden Kleider machte es sicher nicht besser. Wobei allzu schlimm sah ich jetzt nicht aus. Särge schleppen machte eine gute Figur.

„Bist du die Neue?“ fragte der erste den ich wahrgenommen hatte. „Nein ich bin der Weihnachtsmann, deshalb auch der wunderbare Auftritt.“ „Es ist Mitte…“, er geriet ins stocken und brach dann ab. Anscheinend musste er sich erst darüber klar werden wo und in welcher Zeitdimension er sich befand. Ein typisches Zeichen von Wandlern… Den Gedanken offenbar verworfen stand er auf und ging zum Kühlschrank. Jetzt war ich es die ihn anstarrte. Er war es gewesen der vorhin an mir vorbei gesprintet war. Die Statur passte zumindest, weinrote Haare und als er sich erneut zu mir drehte sah ich, dass er neben den eisblauen Augen nur ein Ohr besaß, das andere fehlte. Er lächelte nicht. Er sah eher so aus als ob er mir gleich an die Gurgel gehen wollte. Trotzdem streckte er mir die Hand entgegen und reichte mir eine braune Flasche. „Nimm“, war das einzige was er sagte und schlurfte mir die Flasche in die Hand drückend wieder zurück zu seinem Platz und vertiefte sich in den Kaffeesatz seiner vor ihm stehenden Tasse. Ich biss mir auf die Lippen. Ich machte mir hier gerade keine Freunde.

15. Türchen:

7. “Ich würde ihnen gerne die Vorschriften zitieren, aber ich weiß, Sie werden das alles ignorieren.“ -Star Trek XI/ Teil 4

Der Mann stützte sich mittlerweile mit seinen Händen im Rahmen ab. So weit ich es erahnen konnte sah mein Gegenüber nicht wirklich gesund aus, selbst für die Verhältnisse die hier herrschten. Sein Gesicht war arg eingefallen und die Zähne gelb verfärbt, fast wie Zitronen. Vermutlich rauchte er, das würde auch seine gräuliche Haut erklären. „Oh. Das heißt ich habe hier mein Vorstellungsgespräch?“ ich hoffte dass meine Maske den sarkastischem Unterton überdecken würde. Was war hier los? „Falls sie mit jedem ihrer Bewerber ihr Gespräch vom Fenster aus geführt haben würde ich diese Tradition gerne brechen…“ fuhr ich leicht wütend fort. Meine Laune war endgültig am Ende mir war kalt, ich hatte Bärenhunger und als I-Tüpfelchen sagte mir das Blinken eines blauen Streifens in meinem Display, dass sich Regen ankündigte und da es bereits ungefähr minus fünf Grad hatte würde aus Regen Schnee werden, gelber Schnee. Gefahr im Anflug und wenn ich so den aufkommenden Wind einschätze – verdammt schnell. Wer diese Defahr überlebte, dem sah man dass an und dann war es aus mit der versteckten Identität. Dann stand selbst für die Dümmsten fest, derjenige war ein Drag und für den Abschuss freigegeben. „Warten Sie kurz“, hörte ich gerade noch. Dann verschwand der Unbekannte nach Innen und aus meinem

Sichtfeld. Vorsorglich positionierte ich mich unter den kleinen Sims. Zumindest war der besser als gar nicht. Für die ersten Flocken würden es geradeso reichen…

Was mich wohl drinnen erwartete? Der Kerl meinte er hätte schon mehrere Bewerber gehabt oder waren bereits mehrere Menschen eingestellt? Erst jetzt realisierte ich erst wirklich wie wenig ich über diesen Menschen oder dieses Wesen wusste. Nur wie viel er oder es über mich wusste, dass war beängstigend. Ich hatte weder einen Schulabschluss noch sonst irgendwelche Referenzen außer dass ich einen Pokal besessen hatte, der besagte, dass ich mit 8 Jahren das Kind mit dem meisten Wissen, zumindest im Genre der Kunstgeschichte gewesen war und dem Geheimnis, dass ich zu der Gattung der Drags sowie der Undertaker gehörte. Nun negativ und negativ ergab positiv.  anscheinend nicht für mich, leider. Wie unvernünftig… Hätte ich nicht doch eine Sicherheitsbrücke mehr schließen sollen? Waren all die geduldeten Zellengenossen Spione gewesen? War zusammen gegen den Feind verbündet nicht die Tagesregel gewesen? Warum hatte er mich auserwählt? Wegen der Affinität zu Binärcodes und elektronischen Einbrüchen? Lilith finde den Fehler…

Ungeduldig lugte ich nach oben. Rauchte er erst einmal ein ganzes Pack Zigaretten um sich von dem Schock zu erholen oder hatte er mich vergessen? Ich vermutete letzteres mal wieder.

Dann wie gerufen vernahm ich Schritte. Noch fern, doch kamen sie rasch näher, sehr rasch, zu rasch für rein menschliche Beine und ich musste es wissen. Mein erster Gedanke gehörte dem merkwürdigen Kauz, der zweite gehörte wiederum einer Falle. Noch einmal hörte ich genau hin. Eine Person, das Wiederhallen von bloß zwei Beinen. Das bedeutete derjenige besaß lediglich die Fähigkeit der übermenschlichen Schnelligkeit. Schnelligkeit war leider relativ neutral, sie sagte nichts über das Individuum aus. Oft war sie nur eine Begleiterscheinung des wahren Kerns. Gut oder Böse, dass war hier die Frage. So schnell wie die Schallwellen näher kamen musste diese Frage entweder sofort gelöst werden oder ich brauchte einen verdammt guten Plan B.

Ein großartiges Versteck bot dieser Hinterhof nicht. Der Container stand an einer Wand und die beiden Seitenwände waren leicht einsehbar. Wäre die Bedrohung nicht blind würde sie mich sofort entdecken. Die einzige Möglichkeit bestünde darin mich neben dem Tor an die Wand zu pressen und zu hoffen, dass es mich nicht bemerken würde. Diese Sekunde könnte ich ausnutzen um entweder anzugreifen oder zu flüchten. Fight or Flight wie der Sympathikus es betiteln würde.

Gedacht getan, so gut es auch nur irgendwie ging, presste ich mich gegen die Mauer, Atmung verlangsamen, den aufkommenden Wind und Schnee ignorierend. Mit der Schnelligkeit wäre das Problem schnell behoben. Je schneller dieser jemand war desto schneller konnte ich wieder unter den schützenden Sims. Kleinste Auffälligkeiten konnten mich verraten. Genau in dem Moment in dem ich sogar meinen Atem anhielt um das Rauschen des Filters zu unterdrücken, zischte etwas an mir vorbei. Etwas Helles. Der Größe nach zu urteilen konnte es kein wirklich Erwachsener sein.  Allerdings bedeutete es nich außer Gefahr zu sein. Die Regierung züchtete auch Kinder, um uns dranzukriegen, darüber hinaus gab es auch kleine Erwachsene…

Nur war dieser Person meine Wendigkeit anscheinend gleichgültig, denn statt sich umzudrehen und mich anzugreifen sprang es einbeinig aller Kängurumanier vom Boden ab in die Luft und flog anschließend durch das geöffnete Fenster.

Diese ganze Szene hatte laut meiner eingebauten Stoppuhr noch nicht einmal Sekunden gedauert. Wahrgenommen konnte sie kaum ein anderer. Selbst für meine geübten Augen war dies schon arg schnell gewesen… Bemerkenswert. Jetzt waren es schon zwei Unbekannte in einer Jobgleichung, die jetzt gelöst werden musste, sofern ich nicht bis ans Lebensende entstellt würde sein wollen. Meine Neugier war geweckt, nicht nur meine Neugier auch mein Forscherdrang, mein Adrenalin und den Argwohn, dass sich so die Regierung nicht verhalten würde. Wenn es eine Situation gab, in der man uns Undertaker oder Drags beseitigen könnte hätten sie es sofort getan, leise und effizient.

Wenn ihnen so viel an mir lag konnten sie auch ruhig ihren Arsch hier runter bewegen. „Hier wartete jemand auf sein Vorstellungsgespräch!“. Den stärker werdenden Schneefall verschwieg ich lieber. Sollten sie ja nicht denken, dass ich hier draußen verkümmern würde. Schnell trat ich erneut unter den Sims, die ersten Flocken begannen zu fallen und ich bemerkte nach einigen Minuten wie die Freerider leise anfingen zu zischen. Scheiße, sobald der Wind wieder einsetze wäre ich nicht mehr sicher.

Damit trat ich gegen den Müllcontainer. Der Container hielt stand, mein Knöchel weniger. Verflucht! Wenn die Idioten halt nicht raus kommen wollten, musste ich zu ihnen. Auch ohne Wohnungstür. Das Ding von eben hatte es ja auch geschafft, wenn auch sehr viel akrobatischer als ich es je schaffen würde. Ich stemmte mich mit einem Fuss gegen den Boden und warf mich auf den riesigen schwarzen Kasten – mit mäßigem Erfolg. Er bewegte sich zwar ein Stück Richtung Fenster, aber war noch weit davon entfernt. Um den Containern weiter bewegen zu können musste ich mich vom Sims entfernen. Wobei – ich musste so oder so hier weg und die Wahrscheinlichkeit drinnen sicher zu sein war größer als die Wahrscheinlichkeit heil zurück zur Metrostation zu schaffen. So warf ich mich ein zweites Mal gegen den Containern, dann ein drittes und viertes. Ich spürte bereits ein gewisses Pitzeln in den Fasern des Pullovers und ein Ziehen auf meiner Haut. Der Stoff war durch, die Kacke am dampfen und ich endlich mit einem halb zerstörtem Knöchel endlich am scheiß Fenster.

Durchnässt, schlecht gelaunt, hungrig, durchgefroren und zittrig waren keine Ausdrücke meines Zustandes, als ich begleitet von purem Ächzen und Stöhnen durchs Fenster fiel, geradewegs in die nächste Gefahr. Doch statt Kolonnen von Wachen oder auch nur einem Gegner lag ich in einer Art großem Lager in dem sich ein riesiges Sammelsurium an Schrauben, Muttern, Metallstreifen, Spulen, Kabeln, Platinen und Leuchten befanden. Jeweils alles ganz ordentlich beschriftet und mit einem Schild versehen. Von jeder Schraube gab es ungefähr Hundert verschiedene Variationen und von den Muttern, kam es mir so vor, mindestens doppelt so viele. Ich legte den Kopf in den Nacken und schaute zur Decke. An ihr hingen weitere Regale. Doch was dort gelagert wurde konnte ich nicht erkennen. Sie waren zu weit entfernt….

14. Türchen:

7. “Ich würde ihnen gerne die Vorschriften zitieren, aber ich weiß, Sie werden das alles ignorieren.“ -Star Trek XI/ Teil 3

Wäre die Wahrscheinlichkeit nicht so hoch gewesen nach dem ersten Jahr einsam, allein und völlig zerfressen von ein dutzend Geschlechtskrankheiten im Dreck zu sterben, ich hätte diesen Berufszweig durchaus für mich nutzen können. Fetische für Hyperschnelligkeit waren durchaus eine Marktlücke, aber die Aussicht von einem viel zu neureichen ausgebrannten Jungunternehmer als Gesprächspartnerin missbraucht zu werden hatte mich endgültig und sprichwörtlich sexuell ernüchtert. Gehorchte man denen nämlich nicht, dann starb man sehr viel schneller genauso einsam und allein nur statt mit Pilzen – einer Nadel oder Kugel im Körper. Ein solches Schicksal teilten viele junge Frauen. Wir nannten sie im Fachjargon Defectors, eine Art störender Parasit in unserer namenlosen Vereinigung. Bei dem bloßen Gedanken an diese verzogenen schlechteren Hälften unsererseits begann ich missmutig meine Kapuze über meinen grauen Pullover zu zerren. Sie war trotz beachtlicher Größe zu klein für meine Maske. Was hätte ich jetzt für einen warmen Maisfilzoverall gegeben, die besaßen nicht nur ein bereits eingearbeitetes Sichtfeld nein, auch hielten sie den gefürchteten gelben Schnee ab. Nur hätte ich mit diesem Luxusgut keine Nase lang überlebt.

Wer wusste schon wer wann das letze Mal hier etwas zu essen bekommen hatte oder zu trinken? So ein schöner sauber leuchtender Anzug war quasi das Signal für die Einwohner dich auseinander zu pflücken, wie eines der Gänseblümchen aus den Gärten der Bewohner des ersten Sektors. Wobei ich bezweifelte dass diejenigen hier noch nicht einmal wussten wie genau ein Gänseblümchen aussah. Bildungskanäle wurden überbewertet schließlich stahlen sie einem die Zeit, die man auch im Müll verbringen konnte. Wenn mein Mund und meine Nase nicht von der Gasmaske überdeckt worden wären, wäre ich vermutlich bereits erstickt. Erstickt an zu viel Geruch. Ob der Verkäufer auch Kiemen besaß, die für ihn die Luft filterten? Wahrscheinlich wäre es, nicht alle Drags waren so auffällige Echsenmenschen, wie der Weltrat den Ärmeren suggerieren wollte. Während meiner Auszeit durfte ich erfahren, dass ich sowie wohl 99% meiner Art eben humanoid aussahen. Nur hier und da manchmal vier Ohren, ein versteckter dritter Arm oder zu große Eckzähne gaben ein Hinweis auf die sonst noch verborgenen Fähigkeiten der Träger. Einige waren mehr verstörend, andere bei Spezialisierung sogar sehr praktisch. Eine Mutation am Prothrombingen brachte dem einen Typen eine immens schnelle Blutgerinnung. Selbstheilung garantiert, hatte er damals lachend gemeint – bis ihn jemand eines Tages erwürgt hatte. Schnell gerinnendes Blut half anscheinend nicht gegen Sauerstoffmangel. Das war der erste Tag an dem ich froh gewesen war mal kein Bestattungsdienst gehabt zu haben. Normalerweise liebte ich es mit den jeweiligen Leichen zu reden, sie anzumalen mit ihnen zu tanzen aber ihn hatte ich fast schon gern gehabt. Als Konsequenz des spontan Verabschiedung war für ganze fünf Tage der Westflügel gesperrt worden… damals hieß es dann den zwanzigminütigen längeren Umweg laufen… Durch den Nordflügel und der war bei weitem nicht so zivilisiert wie unser Heim. Glich unser Bereich mehr einer alten normgerechten Haftanstalt -herrschten im Nordflügel ganz andere Regeln, nämlich gar keine. Selbst die Wachen schleuderten die Körper der jeweilig Verurteilen lediglich hinter die Sicherheitstüren und machten sich wieder aus dem Staub.

Ganz anders als damals hätte ich nun noch 20 Meter laufen müssen. Sichtweite. Nur war das hier wie in der öffentlichen Stellenanzeige kein blaues Haus sondern ein kleiner Hinterhof und selbst dieses Fleckchen abseits der großen Straßen war kein Hinterhof wie die der urbanen Höfe in denen die Reichen und Schönen wohnten oder einkauften. Es war auch keiner dieser süßen, kleinen Hinterhöfe, die man in der Nähe von irgendwelchen Nischencafés fand, in denen man Weinreben, Klettertrompeten, Spalierobst oder hochgezüchteten genmanipulierten Strelizien und Lianen seinen vier Euro teuren extra von Wega importierten Jiaogulancuracao Tee süffeln durfte. Nein, dieser Hinterhof hatte definitiv schon bessere Tage gesehen, die große schwarze Gittertür lehnte nur halb geschlossen an der anderen, und neben einem riesigen grünen Müllcontainer standen mehrere halbaufgelöste Deltas herum. Reine Geldverschwendung solche Schätze verkommen zu lassen. Ein Unterstand hätte ja schon gereicht um diese Freerider vor dem Schnee zu schützen zumal dieser eigentlich nur in einer dreimonatigen Zeitspanne fiel.

Was ebenso merkwürdig erschien, war die fehlende Tür… Aber das konnte nicht sein, ich war mir ganz sicher gewesen dass ich sie richtig notiert hatte. Schließlich hatte ich dreimal nachgefragt. Beziehungsweise dreimal unterschiedliche Sicherheitscodes verwendet. Denn diesen Straßennamen hatte ich noch nie zu vor gehört und dass war sehr ungewöhnlich. Ich drehte mich noch einmal unentschlossen um mich selbst. Aber ich sah immer noch keine Tür. Verdammt, war die Stellenanzeige vielleicht doch nur eine Art Lockvogel gewesen, ein Lockvogel der Regierung? Mir war das gleich so merkwürdig vorgekommen. Warum sollte jemand es sich so einfach machen, lediglich zwei Ebenen für einen gut dotierten Job zu erstellen? Jetzt hatte ich meinen Vormittag umsonst verschwendet. Womöglich sogar meine gesamte Zukunft, denn schließlich wollen Bewerbungshelfer selbst, wenn sie lediglich elektronischer Natur sind, regelmäßig erfolgreiche Fakten zu futtern bekommen. Sonst würden nicht nur ihre Schaltkreise durchknallen sondern ebenso meine 191 Identitäten, was dieses mal fatal wäre, denn ich hatte keine Möglichkeit für eine 192zigste. Sämtliche Kontakte hatte ich über die Jahre verloren oder noch schlimmer sie waren  aufgeflogen. Das durfte doch nicht wahr sein! Ich hatte meine gesamte Monatsration an Zigaretten eintauschen müssen gegen diesen neuen Sweater und gegen gereinigtes Wasser. Wenn ich den Kerl jemals zu fassen bekäme… Selbst wenn es irgendein halbgararer Spion wäre oder ein zäher schon seit Jahrhunderten geräucherter, ich würde ihre eigene Hau abziehen. In mir duplizierte sich die schlechte Laune. Was sollte dass denn? Gerade wollte ich wutentbrannt den Rückweg antreten, da öffnete sich ein Fenster und ein Mann mittleren Alters streckte sich zu mir hinaus. Schließlich hörte ich wie aus weiter Ferne mehrere gurgelnde Laute. „Li..lit-h Zel-ler?“

Ich schwieg und wog meine Möglichkeiten ab, entweder ich spielte falsch oder richtig mit oder ganz anders. Ich nahm die dritte Möglichkeit. Wortwörtlich im Hyperraum zu verschwinden. Dank meines Sichtfeldes sah ich wie der Mann die Augenbrauen hoch zog. Ich dagegen zog die Augenbrauen zusammen. Lilith… fang nicht an zu krampfen, du musst ganz gelassen bleiben. Sobald du auch nur ein wenig Angstschweiß produzierst fliegst du auf. Bleib Cool. Von Angesicht zu Angesicht ist nichts anderes als von Screen zu Screen.

Ein tiefer Atemzug folgte, dann ein zweiter und schließlich starrte ich durch meine gelblich schimmernde Scheibe zurück und schnarrte mit Stimmenverzerrer: „Woher wissen sie meinen Namen. Ich wüsste nicht dass ich sie kenne.“ Der Mann zuckte mit den Achseln „Sie haben meine Anzeige gehackt, als einzige. Übrigens sie sind pünktlich, dass hat von meinen Anwärtern bis jetzt niemand geschafft. Viele musste ich sogar persönlich an ihre Zukunft erinnern, natürlich auf kryptischem Wege“ Meine Alarmglocken begannen zu schreien. Dieser Herr kannte nicht nur meinen Namen sondern, wie ich vermutet, hatte er nur für mich diese Anzeige doppelschichtig gestaltet. Das hieß, er hatte gewusst dass ich den Datenträger lesen würde… er musste meine Routine kennen, er hatte mich ausspionieren lassen ohne dass ich es bemerkt hatte. In diesem Moment wusste ich nicht ob ich erleichtert sein sollte, zur Regierung konnte dieser Mann nicht gehören. Selbst die geschicktesten Undertaker der Regierung fielen auf wie Nacktkatzen in einem Wolfsrudel. Konnte es sein, dass ich vielleicht nun doch meine „rechtmäßige“ Stelle antrat nur aus dem Grund, dass er nicht von der Regierung kam…