Thriller

Die Namenlosen, Teil III

Endgültig fassungslos und nichts Gutes ahnend stürzte ich aus der Höhle und rannte den steinernen Pfad entlang. Eine dumpfe Vorahnung machte sich in meiner Magengegend breit und sie verhieß absolut nichts Gutes.

Je länger ich rannte, desto mehr wuchs meine Sorge, irgendwann begann sie mein innerstes so stark zusammenzupressen, dass mir ganz flau wurde. In der Ferne glaubte ich Amons Rufe zu hören, aber ich wurde nicht langsamer. Es war mir egal, das einzige was zählte war so schnell wie möglich zum Plateau zu gelangen. Wenn der Weg leicht anstieg und ich meine Beine einen Teil in die Knie gezwungen wurden hörte ich Schritte. Schritte die nicht meine waren, gefolgt von schwerem Atem. Aber sie gingen in dem Geräusch von umherspritzendem Geröll und meinen Keuchen unter, als dass ich hätte feststellen können wessen Atmen es wirklich war. Amons oder der Atem einer Stadtwachen, die durch meine Unvorsicht mich schon längst entdeckt hatte. Falls es so wahr wäre ich fast froh gewesen. Auf der anderen Seite spürte ich, dass mein Körper dieses Tempo nicht mehr lange würde halten können. Meine Lungen brannten, meine Füße schmerzen und ich war immer noch geschwächt. Kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch sah ich den letzten Anstieg bevor sich vor mir das Tal auftuen würde. Das Tal in dem das Dorf lag. Wie auf Kommando rissen sich meine Beine noch einmal zusammen, trugen mich über die Schwelle hinweg nur um mich dann straucheln zu lassen. Gerade konnte ich mich noch fangen, bevor ich mich Hals über Kopf überschlagen hätte. Ich humpelte gen Kante und was ich sah verschlug mir die Sprache.

Das Tal, was einst die Stadt beherbergt hatte exestierte nicht mehr. Zumindest nicht mehr wie ich es in Erinnerung hatte. Vor mir lagen Ruinen: in Trümmern teils brennen teils bereits gelöscht und immer noch rauchend. So weit das Auge reichte erblickte ich nichts weiter als Trümmer und mir wurde schlecht… Menschen. In Mitten all dem Chaos lagen Teile von Menschen.

Ich wusste eigentlich sollte ich mich freuen, wir hatten unsere Rache schließlich bekommen. Oder sollte ich eher sagen Amon und was war mit den angrenzenden Landen? Eine fehlende Stadt würde doch bemerkt werden… Jeder würde wissen, wer es gewesen war und sie bräuchten nicht lange um uns zu finden, wenn sie sämtliche Truppen des Reiches nach uns schickten. Oder vielleicht doch? Mir wurde plötzlich eiskalt, immer noch keuchend, schwitzend und völlig fassungslos stand ich am Abgrund und starrte ins Leere. Hinter mir wurden die Schritte wieder lauter, das Keuchen blieb allerdings aus.

„Was- Was hast du getan?!“, flüsterte ich die Antwort bereits wissend trotzdem drehte ich mich nach ihm um. Mittlerweile kam es mir lächerlich vor, dass ich tatsächlich geglaubt haben könnte eine Stadtwache sei hinter mir her nicht nach Amon. Ich war froh, wenn es schnell gegangen war. „Ich sagte doch, wir hatten viel Spaß“, seine Stimme klang heiser. „Spaß?! Was, du meinst du hast…“ Meine Stimme überschlug sich, „Du kannst doch nicht eine ganze Stadt zerstö…“, abermals brach ich den Satz ab und setzte wieder neu an „Du glaubst, dass merkt keiner?“ Meine mittlerweile schrille Stimme verhallte über dem Tal. Man würde sieKilometer weit hören, aber das war mir ebenso gleich wie die fehlende Deckung. Mein Denken versagte und ich endete meine halbherzige Tirade nur noch mit „aber sie waren doch unschuldig…“

Ich zuckte bei meinen eigenen Worten zusammen. Hatte ich das wirklich gerade gesagt? Nein, dass durfte nicht wahr sein. Aber ich wusste, dass es wahr war und ich wusste ebenso, dass er es wusste. Nur würde er es niemals wahrhaben wollen. Ich stand im Schweiß, wusste ich doch dass es die falschen Worte zur falschen Zeit gewesen waren. Ehe ich mich verteidigen konnte kreuzte sich mein Blick mit Amons. Es würde kein Zurück geben, nicht für mich. War Amons Miene schon vorher grotesk gewesen blickte ich in das Gesicht eines nicht mehr menschlichen. Wobei wir noch nie menschlich gewesen waren, wir hatten es nur versucht und er war daran wohl zerbrochen.

„Unschuldig?“ zischte er ganz leise und fixierte mich dabei wie ein Raubtier. Dann hob sich ein Mundwinkel, sein grausamstes Lächeln kam zum Vorschein. „Wann hast du das erste Mal den Tod zu Gesicht bekommen?“ Ich öffnete den Mund, da sprach der einfach weiter. „Ich meine damit nicht nur einen toten Körper, sondern einen töten Körper von jemanden den du geliebt hast. Ich meine den Hunger in den Augen von deiner Familie, deinen Freunden, deinen Verwandten. Die ausgemergelten Körper, die aufgeblähten Bäuche. Offenen Wunden, die nicht versorgt werden können, die Maden die sich dort drin eingenistet haben, der Geruch von verwesendem Fleisch. Die Toten, die schon lange nicht mehr leben aber auch nicht bereits zum sterben sind, Mütter die ihr Frischgeborenes im Arm halten und im besten Falle gleich mit ihm zusammen sterben damit sie das Leben nicht ertragen müssen?“ Die letzten Worte spuckte er mir mit purer Verachtung in Gesicht. „Wann hast du dies jemals gesehen?!“, schrie er mir nun endgültig entgegen. Dann rissen seine Wunden wieder auf und er verstummte, sein Gesicht voller Schmerz.

Ich wollte den Mund au machen. Ihm antworten ihn abermals beruhigen und zur Vernunft bringen. Doch mir fehlten erneut die Worte das Geschick jemandem wieder Hoffnung zu schenken. Stattdessen schaute ich ihn einfach nur an und begann mich zu fragen, ob Amon jemals wieder zur Vernunft kam vielmehr kommen wollte.

„Wusste ich es doch… Falls du es nicht weißt oder vergessen hast ich konnte meine Eltern nicht mehr vergraben, weil ich keine Kraft mehr dazu hatte. Ich hatte die Wahl zwischen Chumur in Sicherheit bringen oder den Rest des Stammes in Stich lassen. Seitdem sehe ich sie jede Nacht, schreiend, wimmernd, langsam verwesend. Leben, was nie bereits war zu leben außer Chumur. Chumur, mein kleiner Bruder und Engel, ein Wunder. All die Jahre hat er es geschafft zu überleben. Ich weiß nicht wie und es ist mir bis heute egal. Wenn ich ihn sah, bekam ich erneut die Hoffnung auf ein neues, besseres Leben. Trotz Hunger, Tod und Schmerz war er nicht zu bändigen. Sein Blick strotze vor Trotz und Neugier und jedes Mal wenn ich aufgeben wollte half er mir wieder auf die Beine und brachte mich dazu weiter zu machen. Weiter zu jagen, weiter zu bauen, weiter uns davor zu bewahren entdeckt zu werden. Nur uns zwei, die anderen konnte ich schon nicht mehr retten. Weshalb also musste er sterben und ich nicht?!“

In dem Moment setzte sein Husten wieder ein. Er begann sich wieder vor Schmerzen zu krümmen und drohte erneut zusammen zu sacken. Ich war hin und her gerissen, hatte ich zwei Möglichkeiten Fliehen oder Kämpfen. Mir war klar ich müsste früher oder später sowieso gegen ihn antreten. Aber jetzt und hier? Er war so etwas wie mein Bruder, er hatte mir das Leben gerettet und wer wusste schon ob er sich nicht wieder beruhigte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er von irgendeinem Menschen hier gefunden würde lag nicht einmal so niedrig, wenn ich Glück hatte würde sich das Problem von selbst erledigen. Langsam bewegte ich mich immer weiter vom Abgrund hinfort und dann fing ich wieder an zu rennen. Amon hatte wieder angefangen Blut zu spucken und lag auf allen vieren. Kurz bevor ich in ihn reingelaufen wäre setzte ich zum Sprung an und… Dann ging alles ganz schnell. Ich sah noch aus dem Augenwinkel wie Amons Arm hochschnellte meinen Fuß packte und sich dann in einer blitzschnellen Drehung aufrichtete. Ehe ich ausweichen konnte wurde ich durch die Luft geschleudert. Ich verlor jegliche Kontrolle und überschlug mich in der Luft und sah den großen Felsen zu spät. Brennender Schmerz durchfuhr zuerst meinen Kopf dann meinen Torso und schließlich mein Steißbein. Ich drohte nach vorne zu fallen, versuchte mich abzufangen aber vergeblich. Der Schmerz war zu groß, um meine Arme auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Amon hatte sich inzwischen wieder erholt, wankend kam er auf mich zu gehumpelt. „Dachtest du ernsthaft du könntest fliehen“, sein manischen Grinsen setzte wieder ein und ich Begriff, dass ich verloren hatte. Ich würde hier nicht mehr rauskommen, dass Einzige was ich tun konnte war ihn mit mir zu nehmen.

„Du hattest ernsthaft geglaubt ich hätte vergessen, dass du an dem Tag für die Schutzzauber verantwortlich gewesen bist? Du warst schon immer naiv gewesen aber für so dumm hätte ich dich wirklich nicht gehalten. Schade, ich hatte wirklich geglaubt, dass es sich lohnen könnte jemand anderem außer mir selbst zu vertrauen.“ Mich auf ihn konzentrierend

beobachtete ich ihn wie er näher kam. Ich musste bei Bewusstsein bleiben, andernfalls war meine Chance vertan. Die weißen Punkte vor meinen Augen wurden immer mehr, sie fingen an zu tanzen, zu kreiseln und schließlich hatte ich das Gefühl zu fallen. Mein Kopf drohte zu explodieren, mein Rücken fühlte sich so an als ob gerade jeder Wirbel einzeln gebrochen würde und meine Rippen lagen überall dort wo sie definitiv nicht hingehörten. Ich biss mir auf die Lippe. Überdecke ferneren Schmerz mit näherem, es war mein letzter Versuch bei Bewusstsein zu bleiben um Amon auch nur irgendwie zu stoppen. Die Menschen hatten bereits genug bezahlt… Ich musste nur den richtigen Moment abpassen dann könnte ich ihn packen und mit mir ziehen. Aus den Augenwinkeln nah ich gerade so den Klippenrand wahr.

Nur noch Umrisse erkennend bemerkte ich Amon wie er immer noch schwer atmend vor meinen Beinen Halt machte. Weshalb kam er nicht näher? Würde er mich hier liegen lassen? Über die Klippe ziehen würde er mich nicht, dafür war er zu schwach. Aber da stand er, Minute für Minute. Ich spürte wie er kämpfte nicht gegen sich, sondern gegen seinen Körper. Er war am Limit, soviel stand fest. Ich wollte etwas sagen, brachte aber gerade so ein Grunzen heraus.

Ich bemerkte wie nun nicht mehr nur aus meiner Lippe Blut lief, sondern sich ein kleines Rinnsal an meiner Schläfe gebildet hatte. Der Schmerz nah abermals zu und schlug in Wellen durch meinen gesamten Körper. Mein Geist wehrte sich, durfte ich noch nicht nachgeben aber mein Widerstand sank zusehends. So lange Amon außerhalb meiner Reichweite stand hätte ich keine Chance. Verzweifelt versuchte ich meine letzten Energiereserven zu mobiliseren, aber vergebens. Ich konnte weder nach rechts noch nach links geschweige den aufstehend.

Die Schwärze um mich herum wurde größer, Amons Keuchen dumpfer, meine Schmerzen schwächer, mein Blickfeld kleiner und mein Atmen schwächer.

Zuletzt setzte ihre Atmung aus. Eins musste man ihr lassen, sie war verdammt zäh gewesen. Zäh aber so unfassbar naiv. Ich machte einen Schritt nach vorne bis ich neben ihr stand und schaute auf sie herab. Wenn nicht die Knochenbrüche gewesen wären, hätte sie fast so ausgesehen als ob sie schlafen würde. So friedlich, so unschuldig wie mein kleiner Bruder. Beide hatten für ihre Fehler zahlen müssen, auf dass sie nun auf ewig i frieden Ruhen würden. Damit trat ich einmal fest gegen sie und sie rollt über die Kante. 

Rezension, »Projekt Epilog« von Peter Georgas Frey

Ich habe schon fast so etwas wie ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht 24 Stunden pro Tag lese, aber auch nur fast ;D Ein wenig Spannung gehört eben zum Leben dazu. Ich kann allerdings verstehen, wenn die Nerven mit einem durchgehen erst recht nach so einem Stress. Denn Peter Georgas Frey hat nun seinen sowohl dritten als auch letzten Band seiner ehemaligen Aurumer-Dilogie veröffentlicht. Ganz ehrlich, meine Erwartungen waren keinesfalls gering. Schließlich wurde man immer mal wieder gerne angeteasert und am Ende gewann dann doch die Neugier auf ein Rezensionsexemplar.

Deshalb Vorhang auf für den neuen Roman „Projekt Epilog“ von Peter Georgas Frey.

Wir erinnern uns (dank des kleinen Vorworts) an die Geschehnisse gen Ende des zweiten Bandes der Trilogie: Menschen sterben, Wesen sterben, Alles geht drunter und drüber und am Ende bleibt eine große, sehr große Leere. Daher ist es glaube ich nicht zu viel verraten, dass dieser dritte und voraussichtlich wirklich letzte Band auch noch die letzten Handlungsstränge ergänzt und jede Frage beantwortet.

Der Plot an sich beginnt zwei Jahre nach den letzten Seiten des zweiten Romans und in dieser Zeit hat sich so einiges verändert. Die Welt liegt wieder friedlich in einer scheinheiligen Homöostase, die allerdings zu kippen droht. An dem Tag, an dem W. Peck mit einem Ultimatum seitens des Präsidenten konfrontiert wird, tut es das auch und wie.

So viel zur Handlung. Kommen wir als erstes zum Äußeren, beispielsweise dem Cover. Ich liebe das Cover, ich liebe allerdings auch warme Farben: rot, gelb und orange sind mein Ding. Die Schrift in der das Buch verfasst worden ist, ist dagegen dieselbe wie schon in Band eins und zwei. Gute Größe, schlichte Buchstaben, wunderbar. Für die Verstreuten unter euch, steht der jeweilige Romantitel nebst Reihenfolge auch noch einmal hinten ganz klein unter dem Klappentext. Sehr zuvorkommend, wobei ich bezweifle, dass ich warm mit kalt verwechsle.

Des Weiteren bedient der Autor bereits altbekannte Elemente. Das Wichtigste wäre wohl der klare sowie leicht verständliche Schreibstil, gebettet innerhalb von prägnanten Sätzen. Das Lesetempo kann aufgrund dessen teilweise erheblich an Fahrt aufnehmen. Mag ich persönlich besonders gerne, da ich es nicht leiden kann beim Lesen da Gefühl zu bekommen auf der Stelle zu stehen.

Was ich ebenso schätze, ist die abermalige Unterteilung der Geschichte in drei große Abschnitte inklusive kurzer Kapitel. Das Gesamtbild wird/wirkt dadurch erheblich strukturierter und ist einfacher zu verfolgen. Gerade für Leser, die ohne Lesezeichen lesen. Ja, ich bin sehr dankbar dafür, wenn ich mir das Heraussuchen von Seiten oder Zeilen ersparen kann.

Zumal ich jemand bin, der gerne ohne Lesezeichen liest und sehr dankbar dafür bin wenn ich während des Beendens und wieder Anfangens eines Buches nicht jedes Mal ewig nach den Seiten oder Zeilen suchen will.

Ohne allzu viel zu vorwegzunehmen, sage ich nur so viel: Die Handlung des neuen Romans ist ähnlich spannend wie die der vorherigen. Das Gefühl von dunklen Vorahnungen ist von Anfang an da, ähnlich wie die Vermutung, dass alles nur noch schlimmer wird. Ein zukunftsorientiertes Game of Thrones mit vielleicht nicht ganz so vielen Ebenen. Mitschuldig daran sind die recht häufig vorkommenden Plottwists oder Planstörungen der Helden aufgrund anderer Parteien. Eins kann man sich merken: Egal wie sicher sich die Protagonisten wirken, sie werden alle mehr oder weniger ihr Fett wegbekommen. Immer. So oft es nur geht.

Ebenfalls beibehalten wurden die Ortsangaben, bewährt und beliebt würde ich sagen. Wenigstens bei mir, ich spiele ja immer gerne Vögelchen. Ich maße mir hier einfach mal an zu behaupten ich könne Dinge auf Herz und Nieren prüfen. Normalerweise wäre ich übrigens für eine Karte im Anhang, allerdings weiß ich auch, dass eine vollständige Weltkarte auf DINA4-Format definitiv zu klein und viel zu ungenau wäre. Die lieben Suchmaschinen waren mir auch so behilflich.

Die altbekannten Charaktere wieder zu treffen, war ein bisschen wie nach Hause kommen.

Alle Figuren fühlen sich irgendwie bekannt an, aber auch irgendwie nicht. Schließlich sind zwei Jahre vergangen und der Abgang im vorherigen Band war von vielen recht traumataverdächtig. Ich habe mich während des Lesens übrigens allen ernstes gefragt wie so manch einer das bereits Erlebte verarbeitet hat. Vermutlich leiden deshalb ein zwei Charaktere unter Momenten der geistigen Umnachtung. Ich verstehe, dass Menschen nicht immer rational handeln und schon gar nicht erst logisch denken, aber es knirschte trotzdem gewaltig. Die Gedanken und die Intention des Autors dahinter kann ich noch irgendwo verstehen aber irgendwo auch wieder nicht. Nur weil einem plötzlich bewusst wird, dass alles und jeder vergänglich ist gleich solche Pheromone zu bilden. Halleluja.

Dagegen gefallen mir immer noch die kleinen Anspielungen, durch die leichte Veränderung der Originalbezeichnungen/ Originalnamen. Vermutlich ist es dem Lektorat durch die Lappen gegangen, aber an manchen Stellen müsste da noch ein bisschen nachgebessert werden. Denn es gäbe dort einen Whistleblower, der unter dem selben Namen läuft wie sein reales Pendant ebenso wie zwei Fastfoodketten sowie diverse ominöse Nachrichtendienste.

Wenn ich gerade schon einmal dabei bin… Ich weiß mit der Sprache und dem Reisen ist das in Büchern so eine Sache, aber mir ist trotzdem etwas aufgefallen. Im Roman gibt es eine Szene, in der sitzen zwei höchstwahrscheinlich deutschsprachige Charaktere zusammen und neben ihnen ein Amerikaner (bis jetzt dachte ich zumindest, dass er Amerikaner sei) und einer der Deutschen fragt den anderen, ob er ihn nichts duzen könne. Auch wenn die Erzählung in unserer Realität auf deutsch verfasst worden ist, wäre es irgendwie nicht sinnvoller den Satz umzuformulieren oder zu ersetzen, weil die Charaktere doch eigentlich (innerhalb der Handlung) Englisch reden würden? Schließlich gibt es dort kein „Sie“ als Anredepronomen. Falls ich da was missverstanden haben sollte, großes Sorry ich bin da wohl ein wenig Känguru geschädigt.

Mal von fünf kleinen Grammatikpatzern abgesehen, (ist vermutlich beim Kürzen oder Umschreiben von Sätzen passiert) wäre mein Gemecker damit auch beendet. Ich hätte zwar gerne noch ein bisschen mehr von den Aurumern gelesen, kann allerdings verstehen, dass der Roman „Projekt Epilog“ nur die Erde behandeln soll.

Deshalb hier mein Fazit: Dieser dritte Band steht den beiden vorherigen in nichts nach. Die Handlung ist genauso spannend wie in Band eins, die Charaktere sind sich größtenteils treu geblieben und wer einen gelungenen Abschluss des Abenteuers lesen will, der sollte sich unbedingt überlegen dieses Buch zu kaufen. Vielleicht aber erst, wenn die kleinen Schönheitsfehler behoben worden sind.

Rezension zu »Sontland«

Lang lang ist es her, dass ich ein Rezensionsexemplar des Herren Peter Georgas- Frey angefragt sowie wenig später in einem Briefkasten hatte. Ich gebe zu ich hatte des dementsprechend zügig durch, doch was kam nicht alles dazwischen. Abitur, mündliche Prüfung und diverses Privates… Jetzt aber, jetzt bin ich wach genug mich vernünftig diesem Werke zu widmen.

(Zur Quelle kommt ihr in dem ihr auf das Bild klickt)

Der erste Eindruck gilt dem Cover des Buches, zu sehen ist nicht viel außer ein Denkmal bestehend aus Mutter und Kind, welche zum Gedenken gewisser Kriegsopfer errichtet wurden. Was ich daran hervorheben möchte, ist dass es ein anderes Design als jeder x-beliebige Banhofsbuchhandelthriller einschlägt. Es ziert weder Bilder einer Postapokalyptischen Welt noch teuflische Symbolik noch hat es einen reißerischen Titel, der eher an die Boulevardpresse erinnert.

Ohne zu viel zu verraten stimmt in etwa die Botschaft des Denkmals mit dem Thema des Romans überein, die Statuen dagegen eher weniger. Aber vielleicht ist dies Interpretationssache.

Die Handlung des Buches spielt in Sontland einem kommunistisch, diktatorisch geprägtem Land welches sich jedoch im Wandel befinden. Sowohl Ost als auch West rütteln ganz gehörig an den Werten, kulturellen Fixpunkten und die Jugend spaltet sich zusehends von ihren älteren Vorgesetzten ab. Die Menschen sind arm, suchen nach Freiheit und Veränderung sind aber zu unwissend um zu begreifen wo man denn nun genau in diesem komplexen Staatssystem anpacken muss, damit sich zumindest eine Forderung erfüllt.

Hier greift der Autor die Handlung auf und lässt aus verschiedenen Perspektiven die Geschichte erzählen. Mal aus der Sicht des diktatorischen Präsidenten mal aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln der einzelnen Oppositionsanhänger. Vielschichtigkeit ist hier die Devise und wird unglaublich gut erfüllt. Aufgrund der großen Diversität der Charaktere bekommt der Leser einen umfassenden Einblick in einen solch komplizierten politischen Prozess. Das Staatsoberhaupt ist nicht per se böse nur weil er augenscheinlich das alles beherrschende Staatsoberhaupt ist. Weshalb er so regiert wie er regiert, hat durchaus seine berechtigten Gründe. Denn es wäre ein leichtes zu sagen, er wäre der Alleinherrscher des Landes schlecht hin.

Auch sieht es ähnlich bei der oppositionellen Formation aus, jede erdenkliche Gesellschaftsschicht wurde vertreten: jung, alt, revolutionär, sicherheitsliebend, fremd, Akademiker oder Handwerker. Das Ganze bildet eine komplexe Plausibilität von Dingen die Funktionieren oder genau deshalb nicht, da Menschen oft zu unterschiedlich sind, als dass sie an einem Strang ziehen können. Zwar haben alle ein ungefähr übereinstimmendes Ziel die demokratische Revolution doch der Weg dorthin, was danach kommt und das Verständnis von Demokratie sind von Grund auf verschiedene. So verschwimmt Gut und Böse ein einem vermeintlich grauen Einheitsbrei und der Leser wird arg auf die moralische Probe gestellt mit wem er nun mitfiebert.

Darüber hinaus ist der Schreibstil dem Setting hervorragend angepasst worden pragmatisch, schnörkellos und präzise damit werden die sowohl politischen als auch gesellschaftlichen Denkanstöße und Philosophien verständlich auf den Punkt gebracht.

Was ich anmerken muss, dass es sich trotz pragmatischem Schreibstil anfangs etwas zieht. Die Geschichte will nicht recht voran kommen. Man ahnt worauf es hinaus laufen wird, man will dass die Revolution endlich seinen Anfang nimmt und doch brauchen die Charaktere Zeit sich zu entfalten. Was keineswegs schlecht ist, denn wie oben schon beschrieben werden die einzelnen Figuren Träger verschiedener Perspektiven. Auch wenn es mir schwer gefallen ist, das erste Drittel braucht dieses Buch dennoch um schlichtweg authentisch zu bleiben, denn selbst die Französische Revolution entflammte innerhalb einer Nacht.

Ein Spannungsbogen der sich immer mehr aufbaut, immer unheilvoller wird und sich am Ende entlädt und als ob das nicht schon genug wäre bekommt der Leser oder viel mehr alle Charaktere die Folgen zu spüren. Hier wird nichts geschönt, nichts und niemand vergessen ein Schicksal dagegen zumal in dieser Konstellation scheint mir dagegen nicht geschönt doch etwas sehr weit hergeholt. Nicht unwahrscheinlich, jedoch absolut nicht aus dem Kontext und Thema des Buches begründbar.

Ich wäge gerade ab was mir helfen würde das Buch am Anfang besser aufzunehmen. Es genau so zu lassen, da die etablierten Bedingungen erst gezeigt werden müssen, damit die Figuren mehrdimensional werden oder diesen Polit-Thriller tatsächlich mit mehr politischer Kritik füttern um eine Miniaturabhandlung zu schaffen. Potenzial hätte die fiese Geschichte auf jeden Fall dazu! Denn die angesprochenen Themen wie Revolutionsarten, politische Vorstellungen, Veränderungen, Verhaltensweisen im Volk sowie Regierung und vor allem wie die Regierungen funktionieren könnten noch sehr viel mehr vertieft werden.

Trotz allem ein sehr empfehlenswertes Buch und für Menschen, welche weder Geschichte noch Politik studiert haben gerade das Richtige.