Story

Bücher schreiben leicht gemacht. Nicht.

Und hier das Wort zum Sonntag ein kleiner Rückflug zur Leipziger Buchmesse… wieder einmal.

Dieses Mal ging es in Halle 5 zum Stand B600 einer Self-Publishing Vereinigung (Epubli) beziehungsweise einer Autorenschule aus Berlin: Der Schreibhain… Ob Autorenschulen oder Self-Publishing wirklich von Nöten sind, sei dahin gestellt. Besonders, da sich die beiden Moderatorinnen als Leiterinnen der Schreibschule entpuppten und so diese „Tipp-Reihe“ mehr einer Werbeveranstaltung ähnelte als ein informativer Vortrag für angehende Freizeitautoren, die tatsächlich das Zeug zum Schreiben besitzen. Doch möchte ich euch den Inhalt dieser Halbenstunde, dennoch nicht vorenthalten. Vielleicht helfen euch diese Hinweise.

So beginnt die folgende Tippliste:

Nutzung der Adjektive

Ein solcher Satz/ Text ließt sich nicht wirklich flüssig oder hübsch…

Er sah aus dem Fenster, vor ihm stand eine Mauer. Sein Schuh hielt er in der Hand und stellte sich ab. Danach ging er zum Kühlschrank, denn er hatte Hunger. 

Denn wie wir schon alle seit der Grundschule wissen machen Adjektive Texte interessanter sowie lebendiger, besonders ausdrucksstarke oder bestimmt konnotierte Adjektive helfen der Vorstellungskraft des Lesers und malen Bilder in seinem Kopf, kurz um sie schaffen Raum. Ei gutes Mittel ist die sechs Sinne oder auch den siebten Sinn anzusprechen. So sollte man bei einem Kapitel des Abendessen den Geruchs des fertig gedämpften Gemüses, der Geschmack des trockenen Weines, die Geräusche der Salonmusik oder der lärmenden Köche die im letzten Stress das Abendmahl hinaustragen wollen. Es sind quasi die Gewürze der Buchstabensuppe welche einmal eine Geschichte werden soll. Man darf sie nicht über aber auch nicht unter dosieren…

So könnte der Satz bald so aussehen:

Sich nachdenklich am Kinn kratzend starrte er angstrent aus dem Fenster, auf die mit Graffiti beschmierten Wand. Seine rechte Hand hielt immer noch seinen topfnassen Schuh, dessen Wasser ihm langsam den arm hinunter lief und seinen frisch gewashenen Anzug durchnässte. Zu Elvis plärrendem Gesang mischtesich auch noch sein laut knurrender Magen….

Verständlich oder?

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26. „Muss ich dich erst überfahren, damit du auf mich hörst?“ -Ziemlich beste Freunde

Folgendes ist über mehrere Wochen entstanden… Quasi Me and Julio down by the schoolyard mäßig. Wobei wir auch schon beim Thema wären. Dieser Monolog entspricht nämlich dem Gespräch, was heraus kommen würde wenn man die Quintessenz auf Gefühlsebene unseres schulischen Lebens extrahiert und zwar von allen Schülern fünfte bis zwölfte Klasse…
„Das Glücklich ist eher ein deprimierendes Glücklichsein weißt du? Ich meine kennst du das Gefühl wenn du weißt, dass du glücklich sein solltest, aber es irgendwie doch nicht bist, weil du es irgendwie nicht zulassen willst oder kannst? Deinem Schweigen nach zu urteilen wohl nicht… Wie solltest du auch.. Hey, hör dann mal zumindest zu! Vielleicht kannste dir ja mal zur Abwechslung ein Beispiel nehmen.
Gerade eben in der Metro von San Lázaro nach Balderas ist es um diese Uhrzeit ja immer höllisch überfüllt, wegen des noch gesperrten Autobahndeckels…. kennste ja, deshalb würde ich die Strecke ja normalerweise laufen, aber dank des Regens und meiner undichten Jacke fiel mein Vorhaben ins Wasser, sprichwörtlich sogar. Gerade jetzt kann ich ja wegen der Arbeit unmöglich pulmonale Symptome zeigen, bin ja so schon gehandicapt genug. Jedenfalls stand ich da halt so an der Haltestelle neben den ganzen Massen an Menschen und habe erst bei der Einfahrt der Bahn, die viel zu kleine Relation von Menschenmassen zu Bahnwagon gesehen. Der schlimmste Albtraum – dank des ganzen semi-ariden Stromes jedoch konnte ich auch nicht mehr zurück. Wurde nun also unaufhörlich vorangetrieben auf die sich öffnenden Türen zu. Was sollte ich denn machen außer mich mittreiben zu lassen? Mit nem Achsenknick in der Extremität lässt es sich schlichtweg einfach nicht freiboxen. Meine Idee im Türbereich stumpfsinnig sinnierend zu verweilen haute schließlich auch nicht so hin wie geplant. Scheiß Nahverkehrslogistiker.
Nicht ma’ festhalten konnt’ ich mich. Die Enge reichte eben auch nicht aus, um mich so fest zu pressen wie eine Sardine in der Dose, sodass ich alleine stehen konnte. Gott sei dank traf ich Frau Klaustrophobie heute mal nich’. Vielleicht hat sie ja den Wink mit dem Zaunpfahl endlich mal absorbiert und inhaliert. Der noch ausstehende Raum maximierte allerdings leider die Wahrscheinlichkeit des Sich-auf-die-Fresse-legens bei vier von fünf Bremsen um ein Hundertfaches. Also stand ich da so vollkommen konzentriert auf meine Füße starrend und war in diesem Augenblick überhaupt nicht fröhlich, bis ich direkt vor mir diese Haltestange erspähte. Der Junge neben mir hatte sich nämlich immer mehr zu seinem Kumpel hin geschoben, um sein Longboard zu betrachten, so dass ich Platz für meinen Arm bekam. Ich war gerade beim Moment des Ausstreckens angekommen, als ich bemerkte, dass da gar kein Platz mehr für mich war.
Ist dir diese Emotion des völligen im rechtseins schon mal in deinem Leben bekannt gewesen? Du fühlst einfach, dass du keinen Rückzieher machen darfst, weil es sonst einfach zu peinlich wäre?
Genau das ist mir dann zugestoßen, diese entsetzlich paralysierende Peinlichkeit hat mich nicht nur geschockt sondern mich richtig ins Transpirieren gebracht, sowie der Umstand, dass el subterráneo gleich ihre Geschwindigkeit sowas von drosseln würde wie nen’ Selbstmörder der auf’m Boden ankommt. Diese Emotion des ohnmächtigen Zusehens plus des auf die Fresssefliegens ist echt nicht ästhetisch. Besonders wenn du weißt, dass beim Druffallen uff die Anderen deine zweite Extremität auch noch erbrechen wird. Wie erklärst du das dann dem Chief? By the Way, weißt du übrigens wie beschiessen es ist, sich mit nem adhärenten, eingegipsten Arm ne Fluppe anzustecken?! Ätzend.
Wie auch immer… Suddenly hatte ich so ne’ Vision vor Augen, also ne reale Vision, die eines kultivierten Seraphen. Hatte anscheinend meine prekäre Situation erfasst und hab‘ dann anscheinend in Sekunden beschlossen völlig altruistisch ihre Hand einfach nach oben zu rücken um mir Platz zu machen. Dabei konnte die sogar noch freundlich ihre Zähne fletschen. Kannste dir dass vorstellen, ne Jüngere macht mir Platz! Ich meine, dass war zwar voll gut wegen des Auf-die-Fressefliegens aber sehe so abgefuckt aus? Die Haltestange habe ich dann aber angepackt, dass kannste mir glauben. Sekunden später hätte es Tote gegeben. At this moment war ich so quietschfidel einer Anklage wegen Körperverletzung entronnen zu sein, dass mir sogar ein ¡Gracias! über meine zyanose Labium Oris entfuhr. Natürlich nicht freundlich, aber dennoch laut genug damit es die umstehenden hören konnten. Mein erstes ¡Gracias! seit Äonen und dass nur wegen ner verdammten Haltestange! Alter Finne, ich glaub’ ich werd’ noch weich auf meine alten Tage. Nicht dass ich noch als verweichlichter, nostalgischer Vermes auf der Chaiselongue einer Psychotante ende. Diese Seelenklempner sind das Letzte was wir brauchen, ne Wilson? Wenn sich nen Mensch ins Himmelreich schicken will soll er es doch tun. Schützt uns vor Überbevölkerung. Also nicht das du jetzt denkst, dass ich an einen Stairway to Heaven glaube, kennst’ mich ja… Hab mit dem dort oben nicht viel am Hut… und Wilson auch nicht.
Sag mal hörst du mir überhaupt zu? Also ich weiß ja, dass es dir wohl echt beschissen gehen muss zumindest nach deiner Hämatemesis zu urteilen, aber kannst du mich nicht wenigstens einmal angucken wenn ich dir hier mir mein Herz ausschütte? Kannst dir ja ne hässlichere Klobrille kaufen, dann ist es auch leichter mich anzuschauen. Weil dass hier gerade voll die vielen großen Fortschritte sind, die ich hier mache und du emesist dir hier lediglich die Seele aus dem Leib.
Kann ich doch nichts dafür, dass du dir eben gerade wieder mal nen‘ Kilo Nudeln, nen’ Glas Erdnussbutter mit Stückchen, zwei Tafeln XXL Nougatschokolade und drei Packungen Cupcake Fertigmischung gefressen hast. Ich habe dir doch extra Tipps aufgeschrieben wie du eben das verhindern kannst. Mann, 20 Días clean und jetzt sowas. Ich predige dir doch schon seit Monaten, dass du dir Hilfe suchen musst. Selbst Wilson ist der Meinung… und der is ja echt nich’ der Emphatischste. Warum willste de eigentlich nie auf mich hören? Du fühlst dich doch immer prekär nach so nem’ Gelage, dass sehe und fühle ich. Das Schlimme ist ja nicht nur, dass du dich scheiße fühlst sondern du ziehst mich ja automatisch auch mit runter… Ich verehre dich ja, aber wie soll ich dir helfen wenn du dir nicht helfen lässt? Dass ich heute mal deinen Anruf determiniert habe, weil ich dachte es wäre meine santísima Madre de Dios war ja nur ein Versehen. Ist es meine Schuld, bin ich culpable?
Muss ich dich erst überfahren, damit du auf mich hörst? Ach weißt du was, wenn du dich hier so aufführst wie el Gallo, dann sag ich dir mal eins: Ich kann ja noch was drauf setzten auf deine dich so belastenden Neurosen, denn das ist im Moment noch wunderbar blühende Rosa. Ich sorg dafür, dass deine wunderbar blühenden Rosacea ganz schnell zu verdorrter Biomasse wegschimmelt. Vergiss deinen Minderwertigkeitskomplex ganz schnell, denn der ist bloß imaginär. Du bist hübsch, beliebt und hast sogar Grips, was tatsächlich Realität ist, dass dein Abstand von der Nase zum Kind asymmetrisch ist. Es ist nicht derselbe Abstand den daVinci für den Menschen bestimmt hat… Jetzt haste deine vergammelnde Biomasse. Mann, mann, man… Warte, ich hol dir ne’ Packung Kleenex oder auch zwei oder drei.… Okay, vergiss es, ich begehe gleich Kahlschlag, aber wehe ich krieg die Asche nicht zurück.

„Willkommen in der Todeszone!“ – Tomp Raider #2

Hat etwas länger gedauert. Ich weiß. Großes sorry, aber Grammatik und Rechtschreibung will gelernt sein. Dennoch: Viel Spaß damit und wer sich nicht mehr erinnern kann hier geht’s zu Teil 1.

 

Doch die Erleichterung währte nicht lange. Ich war zwar aus der größten Gefahrenzone entronnen, aber ich konnte immer noch festgenommen werden oder abgeführt… Wie war überhaupt das Gesetz hier? Exestierten Haftstrafen für Diebe des eigenen Gepäcks oder blieb es bloß bei einer Verwarnung…? Meine Hände wurden schwitzig, trotz des eisigen Windes der mir nun um die Ohren und unter die Jacke kroch. In solchen Momenten hasste ich reisen. Noch mehr als lausigen Tee und Flughafentee war verdammt lausig. Jedes mal wenn ich ihn gezwungener maßen trank, nein eher hinunter würgte, hatte ich das Gefühl den Schierlingsbecher getrunken zu haben. Nur ohne das wunderbar betäubende Mohnextrakt, so dass ich bei vollem Bewusstsein mit erlebte wie die lähmende Wirkung erst meine Beine, dann meine Arme und zum Schluss zu meiner Lunge kroch um sich dort für die letzten Sekunden meines Lebens ein zu nisten und mich somit zum Ersticken brächten. Kalt, fremd, bedrohlich. Wenn ich noch länger hier stehen blieb würde mir genau dass passieren, nur ohne Gift. Die freudigen Rufe des Nachtfrosts begannen nun endgültig mir die letze Wärme aus meinen Knochen zu saugen.

Ob Thomàs wirklich hier parkte? Wie sollte ich eigentlich sein Auto in der Dunkelheit finden? Langsam drehte ich mich erst nach rechts, außer Schwärze und ein herrenloser Koffer, der im flackernden Vorlicht des Lufthafens immer wieder aufleuchtete, konnte ich nichts erkennen. Aber ein herrenloser Koffer um diese Uhrzeit? Merkwürdig. Wachsam drehte ich mich in die endgegengesetzte Richtung, doch auch dort: Nichts. Es reihten sich nur Kleinbusse an Kleinbusse. Alle unterschiedlichen Alters und Zustands, dennoch ausnahmslos von der selben deutschen Firma. Wie sollte ich Thomàs finden? Ich schaute auf die Uhr. Mir blieben noch zwei Minuten, die Zeit raste. Warum rief ich ihn eigentlich nicht an? Sollte er mich doch vor dem Haupteingang abholen, wie die Anderen. Mittlerweile war ich wohl der Letzte… Ich wollte gerade mein Mobiltelefon aus meiner Hosentasche nehmen, als ein lautes „Buh!“ von hinten ertönte. Ich erschrak, zuckte zusammen, schrie und und machte einen Satz nach vorn, kurz vor das Ende des Bürgersteigs. Dabei fiel mir mein mein Handy aus meiner Hand und landete klackernd in einer schwarzgrauen Pfütze. Verärgert drehte ich mich um meine eigene Achse und hob die Hand um gerade zu einer Schimpftirade anzusetzen, als ich erkannte wer mich erschreckt hatte…

„ Karen“ stotterte ich, „was machst du denn hier?“ Ich riss mich gerade so zusammen, das meine Kinnlade an meinem Kiefer haften blieb. „Du scheinst ja gerade zu entsetzt darüber zu sein, dass ich hier auftauche..“ Sie lachte und zwinkerte mir zu. Ich starrte sie immer noch böse an, doch dann legte sich mein Schrecken, dass wir uns wiedersehen würden hätte ich nie für möglich gehalten. „Ach weißt du, eigentlich hätte ich mir denken können, dass ich dem Teufel auf dem Weg in die Hölle begegnen sollte…“, antwortete ich. Dann fielen wir uns freundschaftlich in die Arme. „Mein Gott. ich habe das Gefühl es ist ewig her seit dem wir uns gesehen haben.“ „Mittlerweile über zwei Jahre schätze ich…“ Sie löste sich von mir. „Na, da haben wir uns ja was zu erzählen, allerdings würde ich unser Wiedersehen sehr gerne im Warmen weiter feiern, denn meine Jacke für Arktikexpeditionen liegt zu meinem Bedauern ganz unten in meinem Koffer und so frostige Wurzeln wie du sie hast kann ich leider auch nicht vorzeigen.“ Sie lächelte wieder und zeigte auf meinen Rucksack. Willst du den nicht mal richtig anziehen? Du siehst aus als ob du in aller Eile vor einem Bombenattentat fliehen musstest. Ich unterdrückte ein hysterisches Kichern „Sagen wir, es war etwas ähnliches.“ ich lief rot an. Verdammt, sobald Karen wieder auftauchte wurde ich wieder zu einem 13-jährigen der sich in seine Sportlehrerin verknallt hatte. Schnell wechselte ich das Thema „Weißt du eigentlich wie sein Wagen aussieht? Ich habe Thomàs schon ewig nicht mehr gesehen. Nicht seit…“ Ich schüttelte den Kopf, nein unser Kontaktabbruch war sogar noch vor dem Zwischenfall gewesen. Karen lächelte, „Nein aber ich schlage vor, dass du dein Mobiltelefon erst einmal aus der Pfütze holst und du da weitermachst, wo ich dich vorne hin unterbrochen habe.“

Ich drehte mich etwas verwirrt zu ihr, was meinte sie? Dann folgte ich ihrem Blick. „Verdammt, das habe ich ja komplett vergessen.“ Schnell holte ich mein Telefon aus der sogar noch kälteren Pfütze. Dabei streifte ich mir den Rucksack und mein Handgepäck ab. „Na danke auch, ich hoffe das es noch funktioniert.“ Ich schürtze meine Lippen. „Wie ich dich kenne, hast du die 300 Meter tiefe panzerknackerdichtes Modell. Ich bin verwundert, dass in dem Ding kein Taschenmesser eingebaut ist.“, sie machte eine Pause und sah mir dann direkt in die Augen, „Ach ja und ähm bevor ich es vergesse… Ich soll dir beste Grüße ausrichten. Von Leon, er meint er vermisse dich. Er wünschte ihr wäret anders aus einander gegangen. Es tue ihm Leid.“ Ich schluckte und sah weg… Wo blieb Thomàs? Ich grunzte und gab vor seine Nummer in meinem Telefon zu suchen. Doch meine Gedanken, schweiften immer wieder zu Karen. Warum hatte sie unser Wiedersehen gleich wieder zerstören müssen? „Besonders taktvoll warst du noch nie“ flüsterte ich, „ und wenn es ihm wirklich so unglaublich leid tuen würde, dann kann er mir dass auch gerne selber sagen.“

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