Endlich, ich bin mit den Prüfungen fertig. Alle Hauptfächer und die zweite Fremdsprache! In zwei Wochen sind Ferien. Die schaffe ich noch, also die zwei Wochen Schule, irgendwie.
Aber von Anfang an. Einmal in der eigenen Schullaufbahn gibt es diese „wichtigen Vergleichsarbeiten“ landesweit, diese Arbeiten entscheiden dann auch über das eigene Schicksal als Lemming. Entweder man hat Glück/Pech und darf/muss weiter rennen und hoffen, dass sämtliche Hindernisse von einem selbst aus der Welt geschafft werden oder man stürzt in die Tiefe, aus dem Rahmen und wird aussortiert. Das deutsche Schulsystem ist herrlich. Da ich die letzten Wochen eine Mischung aus fieser Prüfungspanik, unmenschlichem Ehrgeiz und grenzenloser Wut entwickelt habe, sah dass mit dem Lernen eher schlecht aus. Ich war plötzlich nicht nur ein Lemming sondern auch eine Fledermaus die nachts beschäftigt werden wollte. Morgens ließ leider die Verwandlung in Batman nach und ich war ungefähr so zurechnungsfähig wie eine Hyäne auf Crystal Meth, kurz ich glich Ed bis aufs Haar. So viel gelacht aus Übermüdung und Hyperaktivität habe ich noch nie. Den meisten aus meiner Klasse erging es ähnlich, und so glich unser Unterricht vor den Prüfungen dieser Szene. Leider haben unsere Lehrer aber nicht angefangen zu tanzen oder zu singen. Allerdings haben sie uns auch nicht aufgetragen irgendjemanden umzubringen. Ihre Anweisungen waren viel einfacher: lernen, Klappe halten, aufpassen und nicht einschlafen (letzeres passierte nach den Prüfungen besonders oft). In Mathematik war es besonders schlimm. Mathe und Ich vertragen uns mitlerweile ganz gut. Wir sind zwei keine besten Freunde, aber wir prügeln uns nicht mehr. Meistens betreiben wir höfliche Konversation und hauen danach ganz schnell wieder ab. Soweit so gut, da unsere Mathelehrerin, aber alles relativ im Griff hatte durften wir seit Anbeginn des Jahres büffeln, erklären, lernen etc. Mit der Zeit kam die Übung und letzendlich könnten wir, mit dem zusätzlichen am Wochenende zwölfstündigen Denkeinsatz, alle bestanden haben. Vielleicht. Hoffentlich.
Besser sah es in Deutsch aus, dachten wir. Trotz geringer Vorbereitung hatte jeder überall etwas stehen und auch die Rechtschreibfehler hatten viele halbwegs entdeckt. (Immer hin habe 10 von 12 angestrichen) Ein Tag vor dem Wochenende davor bekamen wir sämmtliche Unterrrichtmaterialien aus den Jahren davor auf den Tisch geknallt und wir wurden mit den Worten, Schönes Lernwochenende noch und konzentriert euch nicht so auf Mathe entlassen.
Als letztes kam Englisch. Übungen dazu waren noch weniger vorhanden als in Deutsch. Da wir aber alle mittlerweile so eingefleisch, frustriert und demotiviert waren taten wir fast nichts oder gar nichts und gingen somit mit sehr viel „Realismus“ in den Prüfungsraum. Handy auf den Tisch, Stifte raus und los geht’s: Unser Schicksal war besiedelt. Außer die letzte Aufgabe war alles sehr schlüssig und relativ einfach. Nummer 4 hatte es dagegen insich. Wir sollten eine Erörterung schreiben, zu dem Thema „Make a Differente“. Wir durften also zu folgender Situation unseren Senf dazu geben:
Du als Jogger triffst auf eine ältere Dame im Park. Du siehst sie seit Monaten immer wieder um dieselbe Zeit am selben Ort und du fragst dich was sie dort macht. Du fragst sie. Nach weiteren Absetzen stellt sich heraus, dass sie den vier, im See lebenden, Schildkröten regelmäßig die Panzer putzt damit sie besser schwimmen können.
Anschließend sollten wir diskutieren, ob dass nun sinnvoll wäre oder nur Zeitverschwendung. Es waren maximal 220 Wörter erlaubt. Als erstes: Was ist das für eine Thema? Wir sollten mindestens 5 Aufsatzformen üben. Wir haben über politische Themen diskutiert bis wir kurz vor der Überquerung des Jordans standen und dann kommen Schildkröten drann?! Dazu 220 Wörter? Wer schreibt nur 220 Wörter? Damit bekomme ich doch keinen vernünftigen Aufsatz hin! Wir durften mussten die Hälfte wegstreichen. Alle, ausnahmslos.
Französisch folgte als Schlusslicht. Der Inhalt der Arbeit blieb bis am Vortagsabend streng geheim und so wurden eben nur Vokabeln gelernt (ich lernte die falschen, was aber nicht so dramatisch war) mehr war auch nicht nötig. Leseverstehen, Hörsverstehen und Übersetzen. Schwer aber möglich. Danach wurde das Gehirn ausgeschaltet und der Schlafmodus meldete sich schamlos. Es gab nun unzählige Filme zu sehen. Meine Federtasche eignet sich übrigens als wunderbares Kissen. Die siebte Stunde wurde sogar zu einer unangekündigten Freistunde, da unser Lehrer nicht kam. Kein Anruf, keine SMS. Kurz um, die gesamte Klasse entschloss sich dazu 10 Minuten vor Schluss abzuhauen. Die Entschuldigung kam dann später: Die Herren der Fünftenklassen waren mal wieder verhaltenskreativ gewesen und deshalb mussten dementsprechend Maßnahmen ergriffen werden.
PS: Euch ein schönen Fasching. Helau oder Alaf je nach dem wo ihr wohnt!