Kultur

Was ich so höre #4

Das letzte Update ist zwar noch gar nicht so lange her, aber weg sagt denn dass die einzelnen Beiträge immer meilenweit auseinanderliegen müssen? Aus heutigem Anlass, mal wieder etwas Regenbogenfarbener denn heute ist der International Comming Out Day. Ob die Menschheit nun einen solchen Tag braucht ist eine eigene Diskussion wert. Fakt ist vielen hilft es vielleicht so eine Art festen Termin für sich auszusuchen wann sie sich outen wollen, sofern sie sich outen wollen oder möchten. Darüber hinaus und was eigentlich viel wichtiger ist, gibt es heutzutage leider immer noch Menschen in bestimmten Ländern, die sich immer noch nicht outen können, weil beispielsweise Homosexualität immer noch im Gesetz als illegal behandelt wird. Dass dies ein Ding der Unmöglichkeit ist, da sind wir uns glaube ich alle einig. Betrachten wir den Tag heute eher als Anreiz, die Welt wie auch immer eben für diese Menschen ein klein bisschen besser zu machen. Mein Beitrag ist vielleicht ein mü- großer Schritt in diese Richtung. Viel Spaß beim Lesen!

Busenfreundin- der Podcast (deutschsprachig)

Es ist nicht alles gay, was glänzt!, ist die Prämisse des Podcasts und trifft den Nagel auf den Kopf. Hier wird mit Klischees nur so um sich geworfen, nur um sie gleich wieder zu hinterfragen, es werden Busenfreundinnen (der Begriff Lesbe ist ja sowas von 2000er) unterstützt/vorgestellt, Vor- Nachteile des Gayseins abgewogen und wer mit dem ganzen immer noch nicht so wirklich was anfangen kann, der lauscht einfach der wahnsinnig sympathisch klingenden Hostin und lässt sich auf eine Welt ein, die der eigenen vielleicht so gar nicht gleicht.

Whats in your pants? (deutschsprachig)

Whats in your pants oder auch: Die Suche nach dem heiligen Penis. Klingt merkwürdig, ist es aber nicht. Nur ein bisschen, manchmal. Der Protagonist dieses Podcasts ist Tobi und Tobi ist trans. Die aller erste Aufnahme wurde gestartet kurz bevor Tobi sein erstes Mal Testosteron gespritzt bekommen hat und seitdem ist unfassbar viel passiert. Am besten hier hört euch diesen Podcast von Anfang an (ja ganz am Anfang!) an und dann der Reihe nach durch. 

Denn sowohl Tobi als auch sein Begleiter Jörn nehmen kein Blatt vor den Mund, was die Wahrheit rund um das Thema trans Sein angeht. Jede Folge ist ein Wechselbad der Gefühle und scheint es auf den ersten Blick meist unfassbar komisch absurd zu sein, so ist die Transition (selbst hier in Deutschland) eigentlich noch eine sehr kraftraubende Angelegenheit. Dabei ist dies nur die bürokratische Seite, die eigene emotionale Reise ist meist viel intensiver. Ich empfehle diesen Podcast wirklich jedem, weil es mittlerweile ne kleine Herzensangelegenheit geworden ist. 

Diaspor.Asia (deutschsprachig)

Ein Podcast über die panasiatische-queere Identität im Hier und Jetzt. Mit allem was dazu gehört:  Vor- Nachteile, Eigenheiten und Probleme. All dies wird mit einer ordentlichen Prise Empowerment gekoppelt und damit erst ja nicht die Gefahr besteht, dass es zu einseitig werden könnte finden sich regelmäßig Gäste auf der Tonspur wieder. Ein tolles Projekt, bei dem ich auch schon eine ganze Menge lernen durfte.

Rice and Shine Podcast (deutschsprachig)

Ich liebe die beiden Gastgeberinnen schon für den Namen ihre Podcasts. Minh Thu Tran & Vanessa Vu haben sich auf einer Schule für Journalismus kennen gelernt und beschlossen. Wir brauchen mehr Repräsentation der vietnamesischen Menschen in Deutschland. Gesagt getan, hier ist der wunderbare Podcast über vietnamesischen Identität einhergeht, dem teils vorhandenen inneren Zwiespalt zwischen zwei Kulturen zu stehen, Elternliebe, Kulturclash, Politik und natürlich auch mal übers Essen.

Genderswapped Podcast (deutschsprachig)

Bereits nach dem ersten Male angefixt gewesen. Aber wie kann es auch anders sein, wenn Rollenspiel oder Pen and Paper in der Beschreibung steht. Geleitet wird das Projekt von zwei Roll-Inclusive Mitgliedern, die sich mit Emanzipation im Pen and Paper beschäftigen. Denn noch in den 70ern gab es unterschiedliche Charakterfähigkeiten abhängig vom binären Geschlecht. Frauen bekamen einen Bonus auf Beauty/ Charisma, Männer auf Stärke. Was heute völlig antiquiert wirkt, ist leider noch spielmechanisch in vielen Regelsystemen verankert. Dies gilt es zu ändern und die beiden Powerfrauen haben es sich zur Aufgabe gemacht in dem Bereich mal richtig aufzuräumen. Für jeden rollenspielliebenden Menschen ein absolutes Muss. 

Darf sie das? (deutschsprachig)

Die Beschreibung: Albtraum alter, weißer Männer oder trinkt zum Kaffee am Morgen gerne ein Glas Männertränen nehme ich dieser Gastgeberin sofort ab. Ihr habt einen frauenfeindlichen Chef, glaubt mir er dir nach so mancher Podcastfolge weinend in der Ecke sitzen. Denn hier bekommt jeder Mensch mit einem toxischen, konservativen, rassistischen und sexistischen Weltbild sein Fett weg. Systematisch belegt, Stück für Stück in eiskaltem Tom. Nichts für schwache Gemüter.

„Realistische“ Männer in Videospielen

Habt ihr eigentlich eine Ahnung wie schwer es ist auch nur ansatzweise Männer in Videospielen zu finden, die kein zweiter Hulk oder Serious Sam sind?! Soviel zum Thema Frauen seien unter repräsentiert. Sind sie sicherlich, realistische Männerbilder aber ebenso. Ich habe mein möglichstes getan und hoffe, dass sie Liste einigermaßen der Realität nahe kommt. Los geht’s:

Warren aus Life is Strange 

Warren ist der Junge, der einen egal wie betrunken man sein mag sicher nach hause bringt, er wäre derjenige der einem dem Kopf hält während man die Klobrille knutsch und er wäre derjenige, der einem die Hausarbeit schreiben würde oder still schweigend für sich behält, wo man sich die letzten Nächte so herum getrieben hat wenn die Eltern oder Lehrer fragen würden. Der perfekte Kompagnon eben und vermutlich der ewige beste Freund. Nerdig, sympathisch, zuvorkommen und loyal. Das will man eben nicht auf Spiel setzen und ich weiß nicht wie oft Warren bereits von Mädchen einen Korb bekommen hat verbittert er nicht. Er bleibt sympathisch, er ist weiterhin zuvorkommend und ehrlich. Vermutlich macht er sich als kleiner Romantiker immer noch Hoffnung, aber vielleicht klappt es ja eines Tages. Ich würde es ihm wirklich wünschen, denn man findet nicht alle Tage einen Freund der sich als geborener Nicht-Kämpfer vor einen stellt, damit man selbst nicht verprügelt wird.

Garrus, The Vakarian aus Mass Effekt 1, 2 & 3

Was wäre Shepard ohne Garrus? Richtig, gar nichts. Ich meine er ist der Sidekick schlecht hin. Eine coolere Sau findet man schlichtweg nicht in diesem Universum. Er ist nicht nur „einfacher“ Soldat, sondern gleichzeitig Agent, Ermittler, Scharfschütze und bedient sich gerne Mal der Selbstjustiz. „Do things right or don’t do them at all.“, ist sein Standardsatz und darauf lässt er nichts kommen. Egal wer vor ihm steht, Garrus macht ihn platt. Sofern sein Gegenüber keine edlen Motive vorweisen kann. Mag der Leitsatz noch so ehrenvoll und Garrus noch so taktisch erhaben sein, manchmal kostet sein Glauben an das Gute eben doch einen saftigen Preis. Getrieben von seinem Durst nach Gerechtigkeit verliert er zehn seiner Männer und vom elften wurde er vorher verraten. Noch Jahre danach nagt es an ihm…  Ein fast schon zu perfekter Charakter, mit einem enormen Hang zur Selbstjustiz und Glauben an das Gute im Menschen. Stellt sich nur die Frage wer oder was das Gute bestimmt.

Meat Boy aus Super Meat Boy

Meat Boy ist ein kleiner junge, der ohne Haut geboren wurde. Ergo ein Köttbullar in Rohform, dessen Freundin Bandage Girl vom bösen Dr. Fetus entführt worden ist. So überwindet der Spieler in Form eines Fleischhaufens die wahnwitzigsten und grausamsten Hindernisse, nur um der eigenen Freundin zu helfen. So einen Freundschaftsdienst sieht man selten. Jedoch wird die Story wesentlich bedrückender, wenn man den Hintergrund dieses Spieles kennt. Es war eine Art Therapie für den Programmierer, der wurde in der Schule nämlich regelmäßig gemobbt und hat bis heute noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen. An dieser Stelle würde ich den Entwickler mal ganz stark paraphrasieren: Für ihn sei Meat Boy ein Junge der ohne Haut/ Panzer/ Schutz geboren wurde. Er trägt seine Gefühle und sein Herz eben auf der Zunge. Deshalb mache er sich auch extrem angreifbar, aber in dem er seine Freundin rettet steht er dazu und fasst Selbstvertrauen in sich, dass er etwas schaffen kann. Wie Zucker ist das denn bitte…

Rufus aus Deponia 1, 2, 3 & 4

Ich halte ja absolut nichts von dem Twitter Hashtag MenareTrash, aber bei Rufus… Einen so selbstgerechten Mann habe ich selten treffen dürfen. Er ist kindisch, wie gesagt sehr aufgeblasen, anmaßend, gerne narzisstisch, besitzt vor allem hat eine verdammt große Klappe und hat sadistische Tendenzen. Definitiv kein Traummann, noch nicht einmal ein bester Freund. Trotz allem hängt er an ganz genau einer Person, eine wunderhübsche Mitbewohnerin des Schrottplaneten Deponais und somit der Lichtblick in der trostlosen Welt. Im Laufe der Spiele versucht Rufus alles mögliche, um sie zu beeindrucken. Nur ist gut gemeint, nicht immer gleich die romantischste Darbietung, die Goal haben möchte. Weshalb sie eher eine Hass-Liebe miteinander führen. So blöd er sich aber auch anstellt, im entscheidenen Moment opfert er sich sogar für sie. Das traurigere daran sie bemerkt es noch nicht einmal….

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Dublins Wandmalereien

Ganz schnell zwischendurch, als Amuse-Gueule für später/morgen/ für die Zukunft?

Dieses Mal mit einer ganzen Reihe über irische Street Art. Ich sagte ja es würden ganze drei Teile kommen. Dublin lohnt sich übrigens wirklich für die Kunst, gerade für die Straßenkunst. National sowie International, jeder hier hinterlässt seine kreativen Spuren. Ich meine, selbst ich habe eine Fassade bemalt (gestrichen trifft es eher). Das Beste daran, die Regierung oder die Stadtreinigung stört sich sehr selten daran. Die Iren sind so viel entspannter diesbezüglicher dieser Kultur als die Deutschen. Ich meine, versuche hier mal ein wirklich schönes Graffiti zu etablieren. Selbst wenn es eine unfassbare Bereicherung für die graue Urbanität wäre, es würde trotzdem entfernt und der Künstler verurteilt. Ich rege mich jeden Tag darüber auf.

Wer legale illegale Kunst sehen möchte der sollte sich auf zwei Festivals stürzen. Zum einen das Waterford Festival zum anderen das Electric Picknick. Beide leider nicht direkt in Dublin, aber absolut lohnenswert. Zumal in Waterford die Straßenkunst aus den vorherigen Jahren bleibt. Die Kleinstadt wird einfach immer bunter…

In Dublin selbst sollte man sich auf den Bereich Temple Bar bis Rathmines beschränken. Der Norden dagegen bietet (außer jede Menge Kirchen) nicht wirklich viel. Der Titel des Bildes müsste den Ort/ die Position angeben. Ich merke übrigens an, dass es weder eine Garantie für die Richtigkeit der Position des Kunstwerkes gibt noch eine Garantier dafür, dass es noch in einem Jahr dort ist. Die meisten verschwinden nach wenigen Wochen oder sogar schon nach ein paar Tagen.

Ein Dutzend Dinge, die ich während meines „Auslandsjahr“ gelernt habe

Seit gut drei Wochen bin ich mittlerweile wieder im Lande und bin einigermaßen angekommen. Deshalb bin ich auch erst jetzt dazu gekommen mir so wirklich Gedanken um die letzten neun Monate zu machen. Hier sind ein Paar meiner Einsichten, die ich mal aufgeschrieben habe. Villeicht wird zu dem Thema noch mehr kommen nur ist in-sich-hinein-gehen ein relativ anstrengender Prozess und ich bin mal wieder überall und nirgendwo unterwegs….

Own your Shit

Die wichtigste Sache, die ich wohl während meiner neun Monate Ausland gelernt habe wäre: Own your Shit. Gerade in Beziehungen zu Partner(n), Freundin, Arbeitgeber, Kollegen oder wen auch immer. Lerne dich deiner selbst Bewusst zu sein. Lerne dich selbst zu hinterfragen und beseitige Probleme wie Eifersucht, schlechte Laune, Streitereien oder Ansprüche. Denn ganz oft ist es nicht die Kleinigkeit die jemand erwähnt hat, die uns durch die Decke gehen lässt. Meist ist es etwas ganz anderes, etwas was viel tiefer sitzt. Die eigene Unsicherheit sollte nicht die Ursache dafür sein, dass ihr jeden zweiten Tag jemanden mit verbalen Molotowcocktails bewerft. Ich bin ein Paradebeispiel dafür, ich habe konsequenterweise jeden Boten erschossen. Jetzt weiß ich, ich muss nicht an der Person arbeiten, der mir den Boten geschickt hat. Nein, ich muss an mir arbeiten. Zwischenstand: Es klappt in vielen Fällen schon besser. Zynisch werde ich wohl immer bleiben.

 

Abgrenzen

Der obige Punkt aus einer anderen Perspektive. Denn auch ich war des öfteren schon in meinem Leben ein Bote oder in irgendwelche größeren/ kleineren Konflikte involviert. Immer habe ich mir den Schuh angezogen, dass ich Schuld hätte. Egal bei was: Zwei meiner Freunde streiten sich? Ich war Schuld. Der Lehrer flippte aus? Ich war Schuld. Mein Haustier ist gestorben, weil es einen Tumor hatte? Ich war Schuld. Ist auf Dauer dezent ungesund und anstrengend.

Für das Leben anderer bin ich in der Regel nicht verantwortlich. Ich kann Hilfe anbieten, mehr aber auch nicht. Wenn die Hilfe nicht erwünscht wird, dann lasse ich es. Nur weil jemand unglücklich ist, muss ich automatisch mit unglücklich sein. Nein, nein, nein… und es heißt auch darüber reflektieren zu können, ob man nun wirklich Mist gebaut hat oder ob die andere Person einen gerne als Sündenbock hinstellen würde, weil er/sie sich nicht eingestehen kann dass er/sie Mist gebaut hat.

 

Kommunikation ist alles

Gehört mit in diesen riesigen Korb namens Own your Shit. Denn wenn du dich deines Selbst bewusst bist, dann rede drüber. Rede über deine Gefühle, deine Ängste, Erwartungen, Wünsche was auch immer. Es macht ein Leben ein wenig leichter und sei es nur ein: Entschuldigung ich bin gerade nicht ansprechbar, weil ich tierisch Hunger habe und erst einmal was Essen muss ansonsten gehe ich gleich an die Decke. Es ist eine Ansage, können die meisten Menschen nachvollziehen und man hat für 20 Minuten seine Ruhe. Viele Streitereien entstehen aus Missverständnissen, weil man nie drüber geredet hat oder sich dachte was der andere denken würde bzw. könnte. Wie gesagt nicht denken, sondern reden und zwar miteinander.

 

Kill them with kindness

Mein persönlicher Grad an passiver Aggressivität ist (wenn ich sauer bin) nicht zu übertreffen. Wenn andere verbale Molotowcocktails schmeißen komme ich gut und gerne mal mit einer Panzerfaust vorbei oder gleich mit einer Wasserstoffbombe. Ich sage euch, damit kommt man nicht weit. Man macht zwar seinem Ärger Luft, aber dann kommt der Gegenwind. Trotzreaktionen von anderen Menschen sollte man nicht unterschätzen und dann stehen sich zwei Sturköpfe gegenüber und man hat sich ineinander so verkeilt wie Deutschland und Frankreich 1916 in Verdun. Für das Erreichen eines bestimmten Ziels weniger Vorteilhaft. Erst recht, wenn man von der Person auf die man sauer ist abhängig ist und sich damit so einiges einhandeln würde. Eine Regel, die ich dann selbst lernen musste und immer noch muss: (die Macht der Panzerfaust bleibt eben extrem Stark) bleibe freundlich. Egal was passiert: lächel und winke. Damit entwaffnest du deinen Gegenüber im Zweifel, denn er kann nichts tun. Wenn seine Wut abprallt, dann verraucht sie ins nichts und er ist gezwungen sich auf einen Lösungsweg einzulassen.

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Ein Ratgeber für die isländische Küche sowie Anweisungen für isländisches Einkaufen

Ich finde es herrlich ironisch, dass noch nie ein Blogpost so eingefordert wurde wie der über die Isländische Küche beziehungsweise über Isländische Supermärkte. Dass ich eine recht lustige Beziehung zu Essen habe und mich zu den Foodies zähle war mir klar, aber dass ich auch eine solche Leserschaft habe wusste ich nicht. Hat seine Vorteile, denn dann darf ich mal wieder so richtig schön ausschweifen. Wobei ich finde, dass es dieses Mal sogar recht kurz und knackig geworden ist. Zurück zum Essen:

Die Gourmet-Historie Island ist nicht unbedingt von Ruhm gesäumt. Karges Land, Extremwetter, nicht wirklich feste Jahreszeiten und mangelndes Sonnenlicht machten den Anbau von Gemüse, Obst oder Getreide eher beschwerlich bis gar unmöglich. Bis in die Moderne kannten die Isländer so etwas wie Mehl oder Getreide gar nicht, ihr Äquivalent war gemahlenes Moos oder es gab eben nichts. Was an der Getreidefront fehlte wurde im Bereich Fleisch wieder wettgemacht: Rinder, Lamm, Pferde, Rentiere, verschiedene Wildvögel oder diverse Fischsorten waren der Hauptbestandteil der Ernährung. Damit es über die Jahre hinweg nicht all zu langweilig wurde, gab es das Fleisch in den verschiedensten Formen: gepökelt, getrocknet, geräuchert, eingelegt, gekocht, gebraten oder roh. Als Beilage wurden oft Rüben oder Kohl gereicht, manchmal sogar Rhabarber und wenn man im Frühling ein erfolgreicher Sammler gewesen war, dann gerne auch Wildbeeren.

Wer Rinder oder Rentiere besaß, der hatte das Glück Jogurt, Butter oder Milch selbst herstellen zu können. Wer Hühner besaß bekam die Eier umsonst.

Bis heute hat sich die traditionelle größtenteils Küche gehalten. So sieht man noch heute auf der landes typischen Speisekarte Gerichte wie sauer eingelegte Schafsinnereien (lundabaggar), Robbenflossen (selshreyfar) oder Hammelhoden (súrsaðir hrútspungar). Ganz hart Gesottene trauen sich an den gekochten Schafskopf (Svið) oder den so genannten Hákarl heran. Hákarl ist fermentiertes Haifleisch, dass im naturbelassene Zustand giftig wäre. Schmeckt und riecht wie Überreifer Camembert.

Wer einen Hauch von Island schmecken möchte, aber kein Essens- Extremist ist, dem empfehle ich den Wildlachs, Saibling oder das Geflügel. Ich gebe zu, dass als ich noch Fleisch gegessen habe bei mir auf dem Teller sowohl Rentier als auch das Lamm landete. Rentier schmeckt wie eine Mischung aus Rind und Wildschwein und das Lamm war das best abgeschmeckteste und zarteste Fleisch was ich in meinem gesamten Leben jemals gegessen habe. Die Tiere sterben hier zumindest nicht völlig umsonst.

Dass die Isländer auch Papageientaucher und Wahlfleisch an die Touristen verfüttern möchte ich an dieser Stelle auch erwähnen. Ob es sein muss ist ein anderer Beitrag wert und ich sehe es nicht gerne. Zumal seit 2012 die Isländer die Fangquoten für Zwergwale extrem aufgestockt haben.

Wenden wir uns wieder fröhlicheren Themen zu, wie beispielsweise den isländischen Süß-Teigspeisen. Denn sobald das Mehl langsam seinen Weg nach Island fand machten sich die Einwohner auch dies zu nutze. So gibt es noch heute das traditionelle Weihnachts- Schmalzgebäck (klenät), crêpe-artige Pfannkuchen (Pönnukaka) oder Eierkuchen (lummur). Worauf ich ja neugierig wäre, hier aber noch nicht wirklich gesehen habe wäre die Kakaosuppe mit Zwieback. Die ursprünglich schwedischen Zimtschnecken erfreuen sich hier ebenso großer Beliebtheit wie in ihrem Ursprungsland. Vor allem sind diese hier deutlich größer und machen den deutschen Plundertaschen alle ehre.

Die Eierpfannkuchen oder auch die crêpe-artigen Falden gibt es hier gerne zum Frühstück. Entweder mit Rhabarbermarmelade oder Schlagsahne. Wer eher eine leichte Variante bevorzugt, der darf gerne Súrmjólk probieren. Es hat die Konsistenz von dünnem Jogurt oder Sauermilch, der Geschmack dagegen erinnert ganz stark an Kefir. Ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber Isländer ertränken Súrmjólk gerne mit Zimt und Zucker. Da ist dann der Eigengeschmack recht egal, zumal es dieses Molkegemisch auch den den Geschmäckern Erdbeere und Karamell zu kaufen gibt.

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Avatar- Eine Analyse Teil II

Weiter geht es mit dem zweiten Teil. Zum ersten Teil geht es hier und auch für diesen Abschnitt gibt es eine ausdrückliche Spoilerwarnung. Für die gesamte Serie nur damit ihr es wisst!

 

Die Bewohner- Vielseitigkeit macht’s!

Wasserstamm

Insgesamt existieren zwei Wasserstämme und eine sonderbare Ausnahme, die hier aber keine Rolle spielt. Der Stamm im Norden ist sowohl sehr viel liberaler als auch größer als der südliche Vertreter. Aufgrund dessen, wurde der Süden das zweite Opfer der Feuernation in dem 100-Jährigen Krieg. Doch selbst davor besaß er keine große Handelsflotte oder nennenswerte Beziehungen zu Wirtschaftspartnern. Das Aussehen der Kleidung sowie die Umgebung beider Stämme erinnern stark an die Inuits bzw. an verschiedene Urstämme im Norden Sibiriens und Kanadas. Die Kultur dagegen: das friedliche Miteinander, die Zweisamkeit basierend auf Heirat und die Bodenständigkeit erinnert eher an Süd-Ost Asien. Eine recht interessante Symbiose. Die beiden Charaktere (Sokka plus Katara) mit denen die Serie beginnt stammen übrigens vom südlichen Wasserstamm.

 

Erdkönigreich

Das Erdkönigreich ist die größte der vier Nationen, damit einhergehend ist die gesamte Lage (sozial, ökonomisch sowie politisch) nicht gerade unproblematisch. Homogenität existiert hier jedenfalls nicht. Neben Kolonien, autonom sein wollenden Regionen sowie armen Niemandsländern existiert darüber hinaus ein großes Sozialgefälle. Eben davon abhängig in welcher Region man wohnt, und welchem Fürst/ Feudalherren man untersteht. Zieht man die eine oder andere Parallele in unsrige heutige Welt fällt einem recht schnell China ein. Um es weiter zu spezifizieren, könnte man sein Augenmerk auf die Qing- Dynastie legen und wer in chinesischer Geschichte bewandert ist weiß, dass dies ebenfalls keine goldene Zeit war.

Es fängt bereits bei dem Namen der Hauptstadt des Reiches an. Damals in der Qing- Dynastie lautete der Name der kaiserlischen Residenz die Verbotene Stadt in der Welt von Avatar heißt sie Ba Sing Se oder vielmehr die Stadt der Geheimnisse und Lügen. Aus ihren Mauern dringt nichts hinaus was nicht auch hinaus soll und dass etwas ungefragt hineinkommt ist gar unmöglich. Nicht umsonst werden die Stadtmauern Ba Sing Ses gerne mit der großen chinesischen Mauer verglichen. Bewacht bis zum geht nicht mehr und unüberwindbar.

Herrschen tut hier das Militär und die Art von Bürokratie, die ihre Widersacher ganz schnell und heimlich im nächsten Brunnen ertränken lässt oder wegsperrt. Die beiden eigentlichen Herrscher Kaiser Puyi sowie sein Ebenbild in der Serie (König Kuei) sind daher mehr Marionetten als wirkliche Regierungsoberhäupter. Im Falle des Erdkönigs Kuei wird dieser von Long Feng dem Leiter des Geheimdienstes in Ba Sing Se beraten. Um den Leiter des Geheimdienstes kurz zu charakterisieren: Er ist ein Verräter aller erster Güte, ohne Skrupel aber mit verdammt viel Macht. Diese Macht kann er sich allerdings auch nicht zu schreiben, denn im Laufe seines Lebens ist er immer mehr Marionette der Feuernation geworden. Der Höhepunkt dabei bildet die Besetzung Ba Sing Ses von der Feuernation, weshalb die Tochter des Feuerlords die endgültige Macht über Long Feng, den Erdkönig und der gesamten Nation zugeschrieben bekommt. Nichts desto trotz hat er es geschafft dem König einen gesamten Krieg zu verheimlichen. Einen Krieg! Das Ganze endet darin, dass Aang persönlich den Erdkaiser darüber aufklärt was außerhalb der Mauern seines Palastes und seiner Stadt vorgeht.

Damit nicht genug, der liebe Kulturminister Long Feng verschleppte über Jahre hinweg junge Erdbürgerinnen und unterzog sie der Folter, Gehirnwäsche und einer einhergehenden Umerziehung zur perfekten Sklavin. Es gibt in der gesamten Geschichte von Avatar kein einzigen Hinweis darauf, ob die Gehirnwäsche jemals rückgängig gemacht werden konnte. Dafür wissen sowohl Zuschauer als auch die einzelnen Charaktere der Geschichte zu wenig über die Prozedur. Denn Bevor Aang etwas genaueres erfahren konnte zerstörte Long Feng das Geheimversteck unter dem See namens Laogai sowie alle dazugehörigen Informationen. Darüber was mit dem Gefangenen passierte spekulieren Fans noch heute. Eins steht jedoch fest, alle Theorien haben kein glückliches Ende für die Betroffenen. Wann die Entführungen übrigens angefangen haben, weiß ebenso niemand so genau. Viele Thesen verweisen eher auf den Anfang des Krieges, da schon damals die Flüchtlingslager eine einzige Katastrophe waren und niemand wirklich irgendjemanden vermisste. Ich erinnere gerne daran, dass der Krieg bereits seit 100- Jahren tobt. Mal mehr mal weniger, dennoch stellt euch bitte eine staatliche Organisation vor die fast seit mehreren Jahrzehnten Bürgerinnen entführt. Um gleich eins drauf zu setzen, Laogai heißt übersetzt so viel wie Reform durch Arbeit und ist nichts anderes als ein noch heute bestehendes System aus Arbeitslagern in denen alle Gefangene ihre Haft welche durch ein ordentliches Gericht verurteilt werden. Was auch immer dass heißen mag…

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Avatar- Eine Analyse Teil I

Als aller erstes. Ja, es kam gefühlte Ewigkeiten auf diesem Blog nichts mehr und ja, ich habe sogar dafür sogar eine Erklärung. Stichwort: Aufbau einer Ausstellung. Damit wäre das Thema auch schon abgehakt, dazu gibt es später einen Bericht. Kurzer Teaser: Hölle auf Erden.

Jetzt aber zu einem anderen Thema und damit Beitrag, der seit ebenfalls Ewigkeiten auf meiner Festplatte schlummert. Ich war drauf und dran ihn wieder zu löschen, jedoch steckt in diesem Essay zu viel Arbeit drin, als dass ich ihn auf Nimmerwiedersehen ins Datenuniversum schicke. Tod geschrieben habe ich ihn ebenso mehrere Male, es wird einfach Zeit dass er endlich das Tageslicht erblickt. Mal wieder in drei Teilen, da meine Begeisterung mal wieder etwas entgleist ist. Wenn mir mal etwas am Herzen liegt, gibt es eben kein zurück.

Worum geht es überhaupt? Der Essay handelt davon, weshalb einer meiner Lieblingsserien so genial ist, weshalb sich andere Serien von ihr eine Scheibe abschneiden können und weshalb sie absolut keine Kinderserie ist auch wenn sie als solche oft verschrien wird.

Die Rede ist von Avatar- Herr der Elemente oder im Original: Avatar- The Last Airbender. Sie lief meines Wissens im Jahre 2005 an und endete 2008. Sie beinhaltet 3 Staffeln, welche insgesamt 61 Folgen umfassen. Obwohl Avatar, im Zeichentrickstil präsentiert wird ist es kein Anime sondern ein Cartoon. Kommt eben davon, wenn die Produktion in den USA statt findet und nicht in Japan.

Zu Avatar existiert eine gesamte Sequel- Serie „The Legend of Korra“ die etwa 70 Jahre nach den Ereignissen spielt, die ich hier allerdings nicht mit einbeziehen werde ansonsten würde ich endgültig die Seitenzahlen sprengen. Ebenso wie die dazugehörige Comic-Serie, die Aang Abenteuer nach dem Ende der Originalen Serie erzählt. Damit ihr das Ganze auch versteht und nicht völlig auf dem Holzweg herumirrt, hier der Prolog, der erst einmal alles klären dürfte. Übrigens möchte ich eindeutig darauf Hinweisen: Dies ist eine Analyse. Spoiler sind vorprogrammiert. Dies ist eine Spoilerwarnung, der die Serie noch schauen möchte lest diesen Beitrag nicht. Es sei denn ihr wollte gespoilert werden! 

 

Worldbuilding- Realismus darf ruhig auch mal ein wenig fantastisch sein

Jeder der in Avatar vorkommenden vier Nationen ist nicht nur einem Element zugeordnet, dahinter steckt tatsächlich etwas mehr als man auf den ersten Blick vermuten möchte. Sowohl der Lebensstil als auch die jeweilige Kultur bauen auf den Eigenschaften des jeweiligen Elementes auf. Beispielsweise nutzen die Wasserstämme Boote um sich fortzubewegen. Betrachtet man ihren Lebensraum (Süd- bzw. Nordpol) ist dies nur logisch, schließlich gibt es dort nichts anderes als Wasser. Und entweder es wird herkömmlich gerudert oder eben das Wasser unter dem Boot gebändigt. Die Luftbändiger konnten ihre Tempel lediglich mit ihren fliegenden Bisons oder Gleitern erreichen.

Die geographischen Anpassungen sind eben recht offensichtlich, kommen wir nun zu den politisch/kulturellen. Das beste Beispiel dafür wäre das riesige Erdkönigreich. In diesem existiert nämlich zwischen der Stadt- Landbevölkerung ein großes Sozialgefälle. Einkommen, Lebensstil sowie die Kleidungsart unterscheiden sich drastisch. Zum einen liegt es eben an der Berufung der Bewohner zum anderen am politischen Oberhaupt. Das Erdkönigreich ist ein Kaiserreich, demnach keinesfalls homogen. Im Norden herrschen andere Fürsten als im Süden oder Osten, und damit einhergehen eben auch die allgemeinen Werte, Regeln, Traditionen etc.

Vom Erdkönigreich völlig autonom sind dagegen die Feuerkolonien, lernt man den Feuerlord besser kennen weiß man ziemlich schnell wer den schlechtesten Platz in der Gesellschaft hat. Nun ist es eines wie die Welt im Individuellen aufgebaut ist und etwas völlig anderes wie sie präsentiert wird. Beides meistert Avatar ganz hervorragend inklusive des Storytellings.

 

„Storytelling is the most powerful way to put ideas into the world today“ – Robert McKee

Das Wunderbare an letzterem ist, dass der Zuschauer am Anfang ähnlich ahnungslos ist wie die beiden Charaktere Sokka und Katara. Sowohl wir als auch sie kennen die Vorgeschichte bzw. wir kennen den Prolog. Weder wir noch das Geschwisterpaar kennen die gesamte Welt, noch können wir erahnen welche Abenteuer auf sie warten. Im Laufe der Serie wird der Zuschauer mit den Charakteren selbst zum Entdecker. Wir steigen quasi durch den magischen Schrank und erleben einen Aha-Moment nach dem nächsten, kurz um wir haben Spaß. Alles ist neu, unbekannt, aufregend und irgendwie verdammt cool.

Das Problem dabei, selbst alles Neue und noch so coole wird irgendwann langweilig. Beide Parteien (Zuschauer und Charaktere) konsumieren zunächst nur, können aber nichts beisteuern. Man läuft Gefahr wieder zu eindimensional zu werden. Doch wozu hat man denn Aang? Aang kennt immer noch die Welt vor 120 Jahren als wäre es gestern gewesen. Dank seinen Erinnerungen fängt an ein Austausch zwischen alt und jung oder Vergangenheit und Gegenwart statt zu finden. Erst währenddessen wird einem selbst klar, was sich alles verändert hat und vor allem wie viel zum Schlechten. Dabei wird vor allem immer wieder ein Thema aufgegriffen: Krieg. Dieser Sachverhalt ist in einer Kinderserie recht happig. Trotzdem schafft es die Serie dieses Thema wahrheitsgemäß, aber nicht zu traumatisieren aufzubereiten. Die verpasste Zeit holt Aang nun anhand von Einzel oder Gruppenschicksalen auf. Beginnend mit Kataras und Sokkas Familiengeschichte, fortführend mit den Schicksalen der Erdbürger in den Feuerkolonien oder den Widerstandsgruppen von politisch Gefangen und Waisen etc.

Aufgrund der ganzen Dramen, welche nach und nach aufgefächert werden, wird dem Zuschauer gezeigt was das eigentliche Ziel dieser Serie bzw. des Handelns der Charaktere ist. Für den Krieg, der einen Großteil der Welt in Unheil gestürzt hat, hat irgendwo seinen Ursprung. Dieser liegt bei Zosin beziehungsweise seinem ebenso machtgierigen und kranken Enkel Feuerlord Ozai. Nur wenn Ozai besiegt ist kann wieder Frieden in die Welt einkehren. Das Problem bis dato war, dass niemand so mächtig war um ihn besiegen zu können. Deshalb wird nun der Avatar gefordert. Doch damit nicht genug, denn selbst Aang ist in seiner Anfangsform noch zu schwach. Seine Kräfte stehen erst am Anfang der Entwicklung.

Das Ziel ist nämlich die Perfektion des Bändigens aller vier Elemente. Eins meistert er bereits hervorragend, sein eigenes: Luft. Im Gegensatz zu so manch älteren Superheldenfilmen existiert hier bei nicht wirklich eine Stringenz. (Weshalb ich hier „nicht wirklich“ anstatt „gar nicht“ schreibe erkläre ich später.) Der junge Avatar muss zwar die Welt retten, jedoch bleibt dabei sehr viel Zeit für sehr viel Nebensächliches wie eben persönliche Geschichten, Charakterentwicklung, Zusatzabenteuer, Plottwists und natürlich die allseits beliebten Insider, die dem ganzen die gewisse extra Würze geben. Bevor wir jetzt uns jetzt ans wahre Eingemachte herantrauen, hier ein kurzer Stopp. Dieser kurze Teil war quasi nur die Einführung in das Thema. Als nächstes folgt ein Artikel zu sämtlichen Fakten der Avatar Welt, und zum Schluss widmen wir uns dann noch einmal der Storyline mit einem passenden Schlusswort.

Herzkramen, Klappe die Zweite: Sprache

Für diejenigen, die sich gerade Fragen was dieser ganze Herzschmerz soll, der lese dort bitte mal ganz flux hier nach. Denn dieser Herzschmerz ist die verdammt geniale Idee des Herren Random Randomsens.

Auf dann, die zweite Runde beginnt: 

Ich habe nicht viel zum Thema Sprache zu sagen. Ich bin weder redegewandt, noch präzise, noch sprachbegabt, noch sprachbegeistert oder gar der deutschen oder überhaupt irgendeiner Grammatik mächtig. Selbst Kommunizieren fällt mir immer noch scher, aber wenn man eins sagen und schreiben können sollte dann ist es definitiv dieser Satz: Ich liebe dich.

Für den Anfang hier meine elf Variationen.

 

Hier geht es zum Thema: Blog

Die Kunst des Schneidens und wie sie mit dem Gesetz vereinbar ist

Wer sich entschlossen hat sein bis dato wertloses Leben damit zu füllen ein sehr passionierter Fan eines bestimmten Themas zu werden (sei es ob man eine emotionale Bindung aufbaut, es lediglich interessant findet oder völlig andere Gründe gibt), der wird eines Tages auf der mittlerweile eher verschrienen Katzenvideoplattform geeignetes Material suchen. Futter für seinen unbändigen Hunger, das Fandom in ihm will leben und er dient bloß als Wirt. So finden sich allmählich in seinem Suchverlauf Videos über Charakterbiographien, Zusammenfassungen, Analysen, Interviews mit Schauspielern, Autoren, Regisseuren, Entwicklern, Designern, Programmierern oder Musikern. Als Nachtisch verspeist der Wirt gleich noch ein paar Making ofs und gespült wird mit dem Edelwässerchen namens Outtakes. Selbst die geheimnisvollen Buchstabenkombinationen bereiten ihm keine Bauchschmerzen.

Allen Außenstehenden neben davon lieber Abstand, wer weiß ob die drei kleinen Lettern nicht auch mit dem Fan-Virus infiziert sind. Damit ihr eine ungefährlicheren Erst-Kontakt erfährt, als ich hier mal eine kleine Aufklärung zum Thema: AMV- GMV- MMV

AMV/GMV/MMV stehen für nichts anderes als: Anime Musik Video oder Game Musik Video, Manga Music Video. Der volle Titel erklärt sich selbst, denn mehr als ein Musikvideos ist es eigentlich gar nicht. Die Betonung liegt auf eigentlich, denn viele der erstmal wahllos einander geschnittenen Bildersequenzen haben einen viel tieferen Sinn als angenommen.

Achtung, ich hole nun aus und fange mal ganz von vorne an, also am Anfang vom Anfang der Musikvideos. Der Ursprung dieser liegt in der Oper und dem Tanz. Während dieser zwei Darbietungen werden bereits existierende, meist schriftliche, Stücke optisch interpretiert oder dargestellt. Dasselbe gilt eben auch für ein Musikvideo, statt eines lyrischen, dramatischen oder epischen Textes oder den Notizen eines Choreographen spielen hier die Lyriks eines Songs die erste Geige. Statt dem/der Protagonist/in (oder wer auch immer) steht meist der stellvertretende Künstler/die Band im Mittelpunkt zusammen mit dem jeweiligen Textinhalt. Statt einer Produktionsfirma ist hier eine Plattenfirma am Werk, was meist leider nichts an der schlechten Bezahlung oder Behandlung der oftmals Nachwuchskünstler ändert. Darüber hinaus unterscheidet sich das Equipment einer Bühne zu einem Musikvideoequipment völlig.

Die ersten Versuche so etwas wie ein Musikvideo zu drehen fanden im Jahre 1890 statt. Damals wurden Zeichnungen von handkolorierte Glasplatten mit Hilfe von Projektoren auf eine Leinwand geworfen, der Künstler sang dazu. Diese noch recht rohe Technik wurde natürlich verfeinert, verbessert und optimiert, so dass im Jahre 1980 schließlich der erste Musikfernsehsender MTV mit Killed the Radio Star von Trevor Horn auf Sendezeit ging. Nur sieben Jahre später folgte MTV Europe mit dem Debüt von Money for Nothing von Dire Stairs. Ich merke an dieser Stelle, die Ironie im Kontext mit der Eurokrise an. Trotz allem fristeten Musikvideos bis dato eher ein Nischendasein bis in die Neunziger… Dann erschienen die vielversprechenden Sterne Viva sowie MTV unplugged am Fernsehhimmel und mit ihnen die Asteroiden Grunge, Techno und House die sich alle drei sehr schnell in Meteoriten verwandelten und sprichwörtlich wie eine Bomb einschlugen, nur um sich wie ein Lauffeuer zu verbreiten.

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아이고 it’s spreading!

Nachdem ich den Schock des Donners- bzw. Freitags so einigermaßen verdaut habe, geht es musikalisch gleich weiter. Allerdings wesentlich fröhlicher wofür ihr und ich vermutlich sehr erfreut seid…

Mit dem Release von PSYs Gangam Style erfreut sich der Trend des sogenannten K-POPs immer mehr in aller Welt. Bevor ihr nun angsterfüllt reiß aus nehmt bleibt bitte an der dritten Abzweigung stehen, stoppt, atmet durch und kommt ganz langsam zurück. Weder beiße ich, noch werde ich zu einem Fangirl aller erster Klasse mutieren für Songs die ich nicht verstehe, Bandmitgliedernamen die ich mir nicht merken kann oder gar irgendwelche konzipierten Persönlichkeiten unterstützen. Jedoch muss ich zugeben, dass meine Barriere gegenüber K-Pop im letzen Jahr stark gesunken ist. Der Grund ist schlicht weg der, dass sich in meinem Freundeskreis mittlerweile recht viele Otakus tummeln und diese nicht nur die japanische Kultur besonders schätzen, sondern nun sich ebenso auf die Musik der Koreaner stürzen. Sie ist ähnlich schrill, exotisch und unterhalten wie so mancher Anime. Je mehr ich mit diesem Thema anfangs Zwangskonfrontiert wurde, wurde ich zugegebenermaßen immer neugieriger. Was ist an diesem Genre, denn so besonders, dass es inzwischen so derartig angepriesen und fanatisch geliebt wird?

Um euch vielleicht ein wenig aufzuklären gibt es hier einen etwas größer gewordenen Einblick, damit ihr vielleicht auch nicht jedes Mal vor einer kreischenden Teenagermenge steht und verblüfft feststellt, dass weder ein Justin Bieber, EdSheeran oder ein irgendein anderer westlicher Star zu sehen ist.

Fangen wir mit den Basics an: K-Pop ist eine Abkürzung für Korean Pop und bezeichnet inzwischen zwei Formen. Zum einen den ursprünglichen koreanischen Pop, der sich um 1945 etablierte und sich bis in die 1990s hielt und zum anderen, dass danach folgende Phänomen des zeitgenössischen K-Pops. Denn in den Neunzigern erfuhr die Szene eine gewaltige Veränderung. Der Gesang war nicht mehr schlicht, sondern wurde beschleunigt, elektronisch unterlegt, mit Rap-Bridges verfeinert und man begann Sprachen miteinander zu vermixen. Das schwierige dabei ist ein genaues Genre für K-Pop zu definieren. Eine weitere Besonderheit dieses Business ist es, dass es eben keine musikalische Begrenzungen gibt von Hip- Hop, über Rap, Pop, Soul, Eurodance oder R&B ist vieles vertreten. Darüber hinaus ist es sogar typisch, dass selbst innerhalb eines Songs mehrmals die musikalischen Genres gewechselt werden. Eintief emotionale Ballade die binnen Sekunden sich als Dupstep- Tanznummer outet ist dort keine Seltenheit.

Neben den typischen Pop-Themen der Welt wie zuckersüße Liebe, Erfolg oder das Leben zu genießen gibt es hier und da auch kritischere Themen, welche oftmals in Form von Metaphern publiziert werden. Natürlich wissen sowohl die Plattenfirmen als auch manche Fans, um die augenscheinliche Rebellion das tut dem Hype allerdings keinen Abbruch. Was ähnlich schräg (wie das Verhalten der Fans) anmutet, sind die Lyrics der einzelnen Songs. Oft auf Koreanisch, immer häufiger mit Nonsenssilben versehen und getopt von einer Prise Englisch.

Während ihrer Gesangs- Schullaufbahn müssen die Sänger meist mehr als nur eine Fremdsprache erlernen. Neben Englisch stehen häufig Japanisch, Chinesisch oder sogar Russisch auf dem Stundenplan. Das Ganze ergibt sogar Sinn hält man sich vor Augen, dass viele K-Pop Gruppen nicht nur durch Korea touren sondern mittlerweile sich international bewegen. Zumal ihre Alben regelmäßig vollständig ins Japanische oder Chinesische übersetzt werden. Die Idee dahinter: Mehr Reichweite, noch mehr Fan Interaktion sowie Identifikation. Die Boy-Group EXO ist sogar extra in eine koreanische sowie chinesische Subgruppe gesplittert, die einen singen auf koreanisch (EXO-K) die anderen auf Mandarin (EXO-M).

Neben dem Gesang einer Band spielt das Auftreten und vor allem das Image eine enorme Rolle. So gehören aufwendig produzierte Musikvideos zum Pop- Business dazu. Mehrere nahezu filmreife ausgestattete Sets sind ein Muss ebenso wie extravagante Kostüme und Make- Up. Wovon aber die koreanische Musikszene hauptsächlich lebt, sind die einzelnen Performer, Künstler oder Musikgruppen. Wobei K-Pop hier eindeutig den Focus auf Boy bzw. Girlsgroups legt. Einzelne Künstler gibt es hier kaum und wenn, dann oftmals weil sie sich mehr oder weniger freiwillig abgespalten haben. Die Sänger selbst werden Idols gennant und sind nichts anderes als gewöhnliche Popstars. Nur dürft ihr, dass gewöhnlich ganz schnell als Beschreibung streichen, denn sind wir mal ehrlich was macht Asien aus? Richtig, das Leistungsprinzip und ich sage euch das Leben eines Popstars in den USA ist dagegen Urlaub. Idol wird man mal eben nicht einfach so, aus gut Glück oder weil Daddy eine eigene Plattenfirma hat. Oh, nein…

Bevor man überhaupt diesen Traum vom perfekten K- Popstarleben träumen darf, muss man durch mehre Castings, diese werden teilweise in wöchentlichem Rhythmus von so genannten Entertainments veranstaltet. Dieser Entertainments sind die Plattenfirmen der zukünftigen Goldgruben und sortieren ihre Anwärter im zarten Alter von 9- 10 Jahren gnadenlos aus. Nicht nur Talent muss vorhanden sein, nein auch das gewisse Etwas. Wer das große Glück hat wird genommen und unterzeichnet einen Vertrag der die Ausbildung zum Star bis ins kleinste Detail regelt. Was folgt ist meist ein Umzug, Schulwechsel und ein völlig neues Leben. Denn die neue Schule kooperiert im engsten Rahmen mit dem jeweiligen Entertainment. Sobald die jungen Anwärter in dem Wohnheim für die Trainees angekommen sind, zählt nur noch die Ausbildung. Diese kann zwischen zwei bis fünf Jahre variieren und beinhaltet neben den gewöhnlichen Schulfächern auch Tanz sowie Gesangsunterricht, Seminare zum Umgang mit Fans, Paparazzis, Etiketten und idealem Benehmen. Außerdem findet eine Persönlichkeitsoptimierung statt. Haltung sowie Ausstrahlung werden verbessert, selbst der Kleidungsziel. Nichts wird dem Zufall überlassen, weshalb Schönheitsoperationen ein offenes Geheimnis sind. Der erste Eindruck zählt eben am allermeisten.

Spätestens beim Thema Schönheitsoperation wurde ich stutzig. Mit Unterzeichnung des Vertrages haben die Azubis nichts mehr zu sagen. Das jeweilige Entertainment und ihr straffer Stundenplan bestimmen nun ihr Leben weder für Familie noch für eine Beziehungen bleiben Zeit. Zumal es für die Marketingstrategien äußerst vom Vorteil den Fans einen Dauersingle präsentieren zu können. Dauer Single= mehr Leidenschaft und Verehrung seitens der Anhänger.

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