Ich bin dank eines Theaterprojektes mal wieder rigeros abstinent, so dass nun eine etwas ältere Kurzgeschichte herhalten muss. Ich hoffe ihr verzeiht mir, dass ich euch gerade auf den zweiten Platz meiner Aufmerksamkeit degradiert habe. Ich verspreche hoch und heilig, dass nächste Woche mal wieder etwas aktuelleres erscheint…
Es war einmal ein Prinz, weit drüben im Märchenlande. Weil der nur ein Träumer war, liebte er es sehr, auf einer Wiese nahe dem Schlosse zu liegen und träumend in den blauen Himmel zu starren. Denn auf dieser Wiese blühten die Blumen größer und schöner wie sonstwo… -Bertolt Brecht
Doch bald nahm das satte Blau des Himmels allmählich ab, immer mehr verlor es seine Farbe bis er dem Gefieder eines gemeinen Straßenvogels ähnelte, der sich drüben in den Armenvierteln der um jeden Brotkrumen arg zankte. Dies trübte den Prinzen, waren seine Träume nun nicht mehr so farbenfroh und leuchtend wie die Glühwürmchen die Nachts um sein Fenster herum schwirrten. Bald schwanden ebenfalls die leuchtenden Farben der Blumen von Tag zu Tag bis nur noch graue Fetzten an den Stängeln hingen. Der junge Herrscher bekam es mit der Angst zu tun, so etwas hatte er noch nie erlebt. Stand das Ende der Welt bevor? Ihm wurde ganz Bang ums Herz, was sollte er bloß tun? Denn auf das plötzliche Blumensterben folgte auch die erschreckende Beobachtung, dass die Blätter sich verfärbten ähnlich wie die Blumen nur wurden sie nicht grau, nicht schwarz sondern gelb, orange und rot. Nur die Nadelbäume blieben ungerührt und versteckten sich in der warmen Farbenpracht. Ob die grünen Bäume wohl gehänselt wurden beim Versteckspiel? Grasgrün ließ sich schwer tarnen in dem Meer aus grau und orange. Der Prinz seufzte. Wie weit die Bäume wohl laufen mussten um passende Verstecke zu finden? Konnten Bäume überhaupt zählen oder warteten sie nach einer inneren Uhr einfach ab? Vielleicht waren die Bäume auch Schuld, dass es den Blumen so schlecht ging. Wenn Bäume rannten musste sicherlich die Erde beben. Was sollten die kleinen zarten Blüten diesen massigen Monumenten aus Holz entgegensetzten? Der Prinz fühlte die Wut in sich hinauf steigen, wie eine kleine Spinne das Regenrohr an der Schlossfassade. Die Angst um sein Königreich hatte er vergessen. Er musste die Blüten retten, wenn die Bäume ihr Versteckspiel unterlassen würden, erginge es den Blumen bestimmt besser. Insgeheim fasste er einen Entschluss: Das Blumensterben musste verhindert. Koste es was es wolle! Und er selbst würde den Grundstein dafür legen.