Geschreibsel

Die Namenlosen, Teil III

Endgültig fassungslos und nichts Gutes ahnend stürzte ich aus der Höhle und rannte den steinernen Pfad entlang. Eine dumpfe Vorahnung machte sich in meiner Magengegend breit und sie verhieß absolut nichts Gutes.

Je länger ich rannte, desto mehr wuchs meine Sorge, irgendwann begann sie mein innerstes so stark zusammenzupressen, dass mir ganz flau wurde. In der Ferne glaubte ich Amons Rufe zu hören, aber ich wurde nicht langsamer. Es war mir egal, das einzige was zählte war so schnell wie möglich zum Plateau zu gelangen. Wenn der Weg leicht anstieg und ich meine Beine einen Teil in die Knie gezwungen wurden hörte ich Schritte. Schritte die nicht meine waren, gefolgt von schwerem Atem. Aber sie gingen in dem Geräusch von umherspritzendem Geröll und meinen Keuchen unter, als dass ich hätte feststellen können wessen Atmen es wirklich war. Amons oder der Atem einer Stadtwachen, die durch meine Unvorsicht mich schon längst entdeckt hatte. Falls es so wahr wäre ich fast froh gewesen. Auf der anderen Seite spürte ich, dass mein Körper dieses Tempo nicht mehr lange würde halten können. Meine Lungen brannten, meine Füße schmerzen und ich war immer noch geschwächt. Kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch sah ich den letzten Anstieg bevor sich vor mir das Tal auftuen würde. Das Tal in dem das Dorf lag. Wie auf Kommando rissen sich meine Beine noch einmal zusammen, trugen mich über die Schwelle hinweg nur um mich dann straucheln zu lassen. Gerade konnte ich mich noch fangen, bevor ich mich Hals über Kopf überschlagen hätte. Ich humpelte gen Kante und was ich sah verschlug mir die Sprache.

Das Tal, was einst die Stadt beherbergt hatte exestierte nicht mehr. Zumindest nicht mehr wie ich es in Erinnerung hatte. Vor mir lagen Ruinen: in Trümmern teils brennen teils bereits gelöscht und immer noch rauchend. So weit das Auge reichte erblickte ich nichts weiter als Trümmer und mir wurde schlecht… Menschen. In Mitten all dem Chaos lagen Teile von Menschen.

Ich wusste eigentlich sollte ich mich freuen, wir hatten unsere Rache schließlich bekommen. Oder sollte ich eher sagen Amon und was war mit den angrenzenden Landen? Eine fehlende Stadt würde doch bemerkt werden… Jeder würde wissen, wer es gewesen war und sie bräuchten nicht lange um uns zu finden, wenn sie sämtliche Truppen des Reiches nach uns schickten. Oder vielleicht doch? Mir wurde plötzlich eiskalt, immer noch keuchend, schwitzend und völlig fassungslos stand ich am Abgrund und starrte ins Leere. Hinter mir wurden die Schritte wieder lauter, das Keuchen blieb allerdings aus.

„Was- Was hast du getan?!“, flüsterte ich die Antwort bereits wissend trotzdem drehte ich mich nach ihm um. Mittlerweile kam es mir lächerlich vor, dass ich tatsächlich geglaubt haben könnte eine Stadtwache sei hinter mir her nicht nach Amon. Ich war froh, wenn es schnell gegangen war. „Ich sagte doch, wir hatten viel Spaß“, seine Stimme klang heiser. „Spaß?! Was, du meinst du hast…“ Meine Stimme überschlug sich, „Du kannst doch nicht eine ganze Stadt zerstö…“, abermals brach ich den Satz ab und setzte wieder neu an „Du glaubst, dass merkt keiner?“ Meine mittlerweile schrille Stimme verhallte über dem Tal. Man würde sieKilometer weit hören, aber das war mir ebenso gleich wie die fehlende Deckung. Mein Denken versagte und ich endete meine halbherzige Tirade nur noch mit „aber sie waren doch unschuldig…“

Ich zuckte bei meinen eigenen Worten zusammen. Hatte ich das wirklich gerade gesagt? Nein, dass durfte nicht wahr sein. Aber ich wusste, dass es wahr war und ich wusste ebenso, dass er es wusste. Nur würde er es niemals wahrhaben wollen. Ich stand im Schweiß, wusste ich doch dass es die falschen Worte zur falschen Zeit gewesen waren. Ehe ich mich verteidigen konnte kreuzte sich mein Blick mit Amons. Es würde kein Zurück geben, nicht für mich. War Amons Miene schon vorher grotesk gewesen blickte ich in das Gesicht eines nicht mehr menschlichen. Wobei wir noch nie menschlich gewesen waren, wir hatten es nur versucht und er war daran wohl zerbrochen.

„Unschuldig?“ zischte er ganz leise und fixierte mich dabei wie ein Raubtier. Dann hob sich ein Mundwinkel, sein grausamstes Lächeln kam zum Vorschein. „Wann hast du das erste Mal den Tod zu Gesicht bekommen?“ Ich öffnete den Mund, da sprach der einfach weiter. „Ich meine damit nicht nur einen toten Körper, sondern einen töten Körper von jemanden den du geliebt hast. Ich meine den Hunger in den Augen von deiner Familie, deinen Freunden, deinen Verwandten. Die ausgemergelten Körper, die aufgeblähten Bäuche. Offenen Wunden, die nicht versorgt werden können, die Maden die sich dort drin eingenistet haben, der Geruch von verwesendem Fleisch. Die Toten, die schon lange nicht mehr leben aber auch nicht bereits zum sterben sind, Mütter die ihr Frischgeborenes im Arm halten und im besten Falle gleich mit ihm zusammen sterben damit sie das Leben nicht ertragen müssen?“ Die letzten Worte spuckte er mir mit purer Verachtung in Gesicht. „Wann hast du dies jemals gesehen?!“, schrie er mir nun endgültig entgegen. Dann rissen seine Wunden wieder auf und er verstummte, sein Gesicht voller Schmerz.

Ich wollte den Mund au machen. Ihm antworten ihn abermals beruhigen und zur Vernunft bringen. Doch mir fehlten erneut die Worte das Geschick jemandem wieder Hoffnung zu schenken. Stattdessen schaute ich ihn einfach nur an und begann mich zu fragen, ob Amon jemals wieder zur Vernunft kam vielmehr kommen wollte.

„Wusste ich es doch… Falls du es nicht weißt oder vergessen hast ich konnte meine Eltern nicht mehr vergraben, weil ich keine Kraft mehr dazu hatte. Ich hatte die Wahl zwischen Chumur in Sicherheit bringen oder den Rest des Stammes in Stich lassen. Seitdem sehe ich sie jede Nacht, schreiend, wimmernd, langsam verwesend. Leben, was nie bereits war zu leben außer Chumur. Chumur, mein kleiner Bruder und Engel, ein Wunder. All die Jahre hat er es geschafft zu überleben. Ich weiß nicht wie und es ist mir bis heute egal. Wenn ich ihn sah, bekam ich erneut die Hoffnung auf ein neues, besseres Leben. Trotz Hunger, Tod und Schmerz war er nicht zu bändigen. Sein Blick strotze vor Trotz und Neugier und jedes Mal wenn ich aufgeben wollte half er mir wieder auf die Beine und brachte mich dazu weiter zu machen. Weiter zu jagen, weiter zu bauen, weiter uns davor zu bewahren entdeckt zu werden. Nur uns zwei, die anderen konnte ich schon nicht mehr retten. Weshalb also musste er sterben und ich nicht?!“

In dem Moment setzte sein Husten wieder ein. Er begann sich wieder vor Schmerzen zu krümmen und drohte erneut zusammen zu sacken. Ich war hin und her gerissen, hatte ich zwei Möglichkeiten Fliehen oder Kämpfen. Mir war klar ich müsste früher oder später sowieso gegen ihn antreten. Aber jetzt und hier? Er war so etwas wie mein Bruder, er hatte mir das Leben gerettet und wer wusste schon ob er sich nicht wieder beruhigte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er von irgendeinem Menschen hier gefunden würde lag nicht einmal so niedrig, wenn ich Glück hatte würde sich das Problem von selbst erledigen. Langsam bewegte ich mich immer weiter vom Abgrund hinfort und dann fing ich wieder an zu rennen. Amon hatte wieder angefangen Blut zu spucken und lag auf allen vieren. Kurz bevor ich in ihn reingelaufen wäre setzte ich zum Sprung an und… Dann ging alles ganz schnell. Ich sah noch aus dem Augenwinkel wie Amons Arm hochschnellte meinen Fuß packte und sich dann in einer blitzschnellen Drehung aufrichtete. Ehe ich ausweichen konnte wurde ich durch die Luft geschleudert. Ich verlor jegliche Kontrolle und überschlug mich in der Luft und sah den großen Felsen zu spät. Brennender Schmerz durchfuhr zuerst meinen Kopf dann meinen Torso und schließlich mein Steißbein. Ich drohte nach vorne zu fallen, versuchte mich abzufangen aber vergeblich. Der Schmerz war zu groß, um meine Arme auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Amon hatte sich inzwischen wieder erholt, wankend kam er auf mich zu gehumpelt. „Dachtest du ernsthaft du könntest fliehen“, sein manischen Grinsen setzte wieder ein und ich Begriff, dass ich verloren hatte. Ich würde hier nicht mehr rauskommen, dass Einzige was ich tun konnte war ihn mit mir zu nehmen.

„Du hattest ernsthaft geglaubt ich hätte vergessen, dass du an dem Tag für die Schutzzauber verantwortlich gewesen bist? Du warst schon immer naiv gewesen aber für so dumm hätte ich dich wirklich nicht gehalten. Schade, ich hatte wirklich geglaubt, dass es sich lohnen könnte jemand anderem außer mir selbst zu vertrauen.“ Mich auf ihn konzentrierend

beobachtete ich ihn wie er näher kam. Ich musste bei Bewusstsein bleiben, andernfalls war meine Chance vertan. Die weißen Punkte vor meinen Augen wurden immer mehr, sie fingen an zu tanzen, zu kreiseln und schließlich hatte ich das Gefühl zu fallen. Mein Kopf drohte zu explodieren, mein Rücken fühlte sich so an als ob gerade jeder Wirbel einzeln gebrochen würde und meine Rippen lagen überall dort wo sie definitiv nicht hingehörten. Ich biss mir auf die Lippe. Überdecke ferneren Schmerz mit näherem, es war mein letzter Versuch bei Bewusstsein zu bleiben um Amon auch nur irgendwie zu stoppen. Die Menschen hatten bereits genug bezahlt… Ich musste nur den richtigen Moment abpassen dann könnte ich ihn packen und mit mir ziehen. Aus den Augenwinkeln nah ich gerade so den Klippenrand wahr.

Nur noch Umrisse erkennend bemerkte ich Amon wie er immer noch schwer atmend vor meinen Beinen Halt machte. Weshalb kam er nicht näher? Würde er mich hier liegen lassen? Über die Klippe ziehen würde er mich nicht, dafür war er zu schwach. Aber da stand er, Minute für Minute. Ich spürte wie er kämpfte nicht gegen sich, sondern gegen seinen Körper. Er war am Limit, soviel stand fest. Ich wollte etwas sagen, brachte aber gerade so ein Grunzen heraus.

Ich bemerkte wie nun nicht mehr nur aus meiner Lippe Blut lief, sondern sich ein kleines Rinnsal an meiner Schläfe gebildet hatte. Der Schmerz nah abermals zu und schlug in Wellen durch meinen gesamten Körper. Mein Geist wehrte sich, durfte ich noch nicht nachgeben aber mein Widerstand sank zusehends. So lange Amon außerhalb meiner Reichweite stand hätte ich keine Chance. Verzweifelt versuchte ich meine letzten Energiereserven zu mobiliseren, aber vergebens. Ich konnte weder nach rechts noch nach links geschweige den aufstehend.

Die Schwärze um mich herum wurde größer, Amons Keuchen dumpfer, meine Schmerzen schwächer, mein Blickfeld kleiner und mein Atmen schwächer.

Zuletzt setzte ihre Atmung aus. Eins musste man ihr lassen, sie war verdammt zäh gewesen. Zäh aber so unfassbar naiv. Ich machte einen Schritt nach vorne bis ich neben ihr stand und schaute auf sie herab. Wenn nicht die Knochenbrüche gewesen wären, hätte sie fast so ausgesehen als ob sie schlafen würde. So friedlich, so unschuldig wie mein kleiner Bruder. Beide hatten für ihre Fehler zahlen müssen, auf dass sie nun auf ewig i frieden Ruhen würden. Damit trat ich einmal fest gegen sie und sie rollt über die Kante. 

2. Türchen:

10. „Mir geht gleich der Hut hoch junger Mann!“ -Charlie und die Schokoladenfabrik/ Teil 2

Mittlerweile mehr panisch als besonnen und auf Ordnung bedacht warf ich nun meine spärliche Kleiderauswahl in einer perfekt geformten Parabel hinter mich auf den Pseudopermafrostboden meines Zimmers. Doch egal wie intensiv ich suchte das Shirt blieb unauffindbar.

Immer noch stets auf Abhilfe hoffend fing ich an mich wie die Derwische im Kreis zu drehen, dank fehlender Balance allerdings nur auf beiden Beine statt auf einem. Immer schneller und schneller drehte ich mich bis mein Blickfeld schon anfing zu verschwimmen, als ich gerade noch so im Augenwinkel einen moosgrünen Haufen erblickte. Ein noch nicht von frischer Farbe beflecktes Shirt, der helle Wahn. Kurzärmlig und mit verwaschenem schwarz-weiß Muster. Besser als nichts, obwohl die kurzen Arme mir heute noch vermutlich eine ordentliche Gänsehaut verpassen würde.

Ich lauschte erneut, meine Mutter musste wohl mein Dielenknarren gehört haben, denn unten klapperte sie statt mit dem Blecheimer nur mit unserem Geschirr. Ein klares Zeichen, dass die Gefahr gebannt worden war… zumindest diese, denn als ich etwas lauter als nötig die Stufen hinunter polterte traf mich fast eines der Kissen meiner Schwester „Geht’s noch lauter?!“ wurde die Attacke kommentiert Ich murmelte ein zustimmendes „Ja“, doch allzu laut wagte ich es nicht zu rufen.

Gegen zwei Frauen war ich alleine machtlos und ich war mir sicher, dass der Eimer immer noch gefüllt in der Spüle stand, nur vorsichtshalber. Anstelle meiner Schwester  zu gratulieren, dass sie an ihrem freien Tag mal früher aufstehen hätte können um wenigstens einmal im ihrem Leben produktiv sein zu können, verbiss ich mich lieber in mein Piroschki und verstaute den Rest vom gestrigen Mahl irgendwo zwischen meinen Heften, ich hoffte in dem Moment einfach dass die Blechdose dichthalten würde. Zu spät würde ich vermutlich nicht mehr kommen, aber die Angst vor meiner Schwester wuchs zusehends, denn nun hörte ich ebenfalls ihr Dielen knarren und das war für mich das Warnzeichen zum endgültigen Verlassen des Hauses.

Die Zwiebelschichten anziehen kostete nicht nur Geduld sondern auch Zeit, Zeit die ich nun nicht mehr hatte. „Semjon?!“ Verdammt, jetzt wollte meine Mutter auch noch auf mich aufmerksam, Wenn sie jetzt mit einer Standpauke ansetzte, dann… „Hast du die Blumen für die liebe Frau Sororkin?“ Ich stöhnte. Nicht auch noch dass noch. Ich schmatze eine Art „hm“ zurück und widmete mich wieder meinem Piroschki. Zur Not bekam sie eben ein Budget vom Straßenrand. Wahrlich schöne Blumen blühten hier nicht, aber wirklich Wert auf diese Tradition hatte Frau Sorokin noch nie gelegt. Sie leidete an Pollinose, gut gemeint ist eben nicht immer gut getan.

Inzwischen war ich bei der letzen vor Kälte schützenden Schicht angekommen, als meine Frau Mama um die Ecke gerauscht kam nur um mir zum Abschied eine dicke Thermoskanne in den Arm zu drücken, begleitet wurde es mit einem gleichzeitigen fast erdrückenden Knuff. „Musst du dich immer wie ein Oger anziehen? Der Vorhang existiert doch schon seit Jahren nicht mehr…“ maulte sie, als sie sich von mir los machte um mich ein letztes Mal zu betrachten. Ich legte den Kopf schief – mein Zeichen für keineswegs existierende Lust um eine kreative Diskussion anzufangen. Gleichzeitig nuschelte ich wieder irgendetwas von „bis später“ und kaute den Rest meines Frühstücks zu Ende, erwiderte schnell den Knuff und verschwand dann eiligst mit der heißen Kanne und meinem Rucksack hinter der nächsten Ecke. Plötzlich bekam ich irgendwie das Gefühl, dass ich etwas vergessen hatte. Merkwürdig, dabei hatte ich doch alles. Vermutlich die bereits beginnende Paranoia. Der Blumenstrauß konnte es nicht sein, der war mir einerlei. Nein, es war etwas anderes, etwas viel essentielleres… Doch schon bald überdeckte die Bezeichnung Oger meine Sorgen und ich grunzte empört. Ich und ein Oger. Oger waren unhygienisch, dumm und äußerst launisch. Keines der drei Attribute traf auf mich zu, nur weil mein Wintermantel eben der meines Großvaters gewesen war, der musste eben als inoffizieller Grenzsoldat arbeiten. Das war eben kein  Massanzug, wozu auch. Er sollte lediglich warm halten ein Yamamoto tat dies eben nicht. Darüber hinaus war dieser Kinderfilm außerordentlich unlogisch gewesen. Mitten drin paarten sich ein Esel mit einem Drachen…

Nicht nur, dass es zwei völlig unterschiedliche Arten waren ,nein die Kinder der beiden waren auch noch lebensfähig… und vor allem besaßen sie alle dieselbe heterozygotischen Merkmale, was ehrlich gesagt quasi unmöglich war. Dagegen war der Film mit den Löwen realistischer. Obwohl der auch einige Lücken aufwies. Der kleine Löwe hätte nie Alphamännchen werden können… Schon gar nicht sein Vater. Denn Löwinnen standen für gewöhnlich auf Löwen mit einer dunklen Mähne… Der Löwe aber mit der dunklen Mähne war verstoßen worden.

Inzwischen war die namenlose Bergkette in Sicht gekommen ein Zeichen dafür, dass Mareks Haus hier in der Nähe lag. Jahrelang hatten mein bester Freund und ich versucht einen passenden Namen für die recht lustig anzuschauenden einsamen Bergriesen ausdenken, aber ohne Erfolg. Keiner wollte so genau passen, dass er prägnant in unseren pubertären, löchrigen Cerebrum verweilen wollte. Auf die Frage, warum der Berg namenlos wäre  antwortete damals mein Erdkundelehrer, dass es sehr unhöflich wäre ihn  zu unterbrechen. Darüber hinaus gebe es keinen der diesem Monstrum an Felsen Namen hätte geben können, selbst wenn er gewollt hätte. Das warum ließ er wie immer offen….

Man muss Augenblicke gehen lassen können….

Ein Augenblick ist nicht messbar, Zeitpunkt den man per Selfie oder Fotofesthalten kann. Ein Augenblick ist etwas relatives. Er hat immer eine gewisse Dauer, also wäre wohl ein Video sinnvoller nur gibt es selbst dort ein Problem, dass der Augenblick ebenso zu kurz ist für ein voll vorzeigbares Video um Freunde neidisch zu machen. Die aktuelle wohl immer währende Definition der länge eines Augenblicks wird im allgemeinen als Länge zwischen zwei Augenblinzeln bezeichnet. Aber sie ist falsch, denn dieses Zeitphänomen bedarf keiner messbaren Zeit sondern ist vollkommen subjektiv und wie Einstein schon wusste besteht zwischen relativer und erlebter Zeit ein sehr, sehr großer Unterschied.

Dabei war ich früher genauso, ich gehörte zu den Menschen die dachten sie hätten die Weisheit mit Löffeln gegessen nur um sich einbilden zu können Zeit per Definitionen zu beherrschen. Alles genau benennen zu können gibt einem die das Gefühl von Macht und Sicherheit oder andersherum vollkommener Kontrolle. Nur hat sich meine Meinung geändert wie so vieles im Leben…

Von nun an ist ein Augenblick für mich etwas nicht messbares, nicht bestimmbar, nicht nachvollziehbar weil alles wie in dunklen Nebel getaucht ist was dennoch mein Leben in irgendeiner Form beeinflusst hat. Eben einen Moment den man weder vergessen möchte noch kann. Niemals um alles in der Welt egal wie dement ich einmal sein werde. Das Problem an diesen Augenblicken ist allerdings dass man erstens nicht weiß wann sie kommen und zweitens ob sie dein Leben in den Himmel befördern oder in den tiefsten Abgrund den du dir nur vorstellen kannst. Manchmal und das wäre der dritte Punkt realisiert man sogar erst Jahre später wie sehr einen dieses oder jenes beeinflusst hat.

Aber wie bei allem im Leben gibt es immer wieder Dinge die herausfallen, die manchmal nicht ganz den eigenen Richtlinien und Leitsätzen, Wünschen entsprechen… Sie schraben grob daran vorbei wie bei mir damals… Ich wusste dieser Augenblick würde mich prägen in welcher Hinsicht auch immer auch wusste ich aber in einem Punkt stimmte er nicht zu und zwar kam er völlig unerwartet.

Erster Augenblick:

Ich war schon immer ein Tiermensch, ich bin mit einem Kater aufgewachsen und später gesellte sich ein gar nicht so kleiner Hund noch dazu. Mit diesem Hund verbrachte ich ganze sieben Jahre meines Lebens.Tag und Nacht und nie voneinander getrennt es sei denn es gab einen kurz Urlaub oder eine Klassenreise und selbst dann war ich spätestens nach 8 Tagen immer wieder froh zu Hause anzukommen und meinen riesigen herzallerliebsten Wolf in die Arme zu schließen.

Unzertrennlich obgleich es definitiv Momente gab in dem ich ihm den Hals hätte umdrehen können, bei Regen hinaus stapfen, seinen Sabber aufwischen und von seinem Fellausgeschüttle erneut trief nass zu werden nachdem ich mich gerade frisch umgezogen hatte.

Allerdings fallen all diese kleinen Augenblicke des Ärgers und der Wut von einem ab, wenn sich dein eigener Hund über alles geliebt plötzlich von hier auf jetzt übergibt. Du beginnst skeptisch  nach zu denken, was er gefressen haben könnte sowohl bei dir als auch bei deiner Mutter. Du kommst zum Schluss trotz all seiner Gerissenheit hast du weder heute noch gestern irgendetwas auf den Wegen herum liegen sehen und du deine Augen sind mittlerweile ein Radar für herumliegendes Essen. Etwas falsches gegessen haben kann er also nicht, leicht panisch fängst du deine Mutter an zu fragen wie es sich bei einer Magenumdrehung verhalten würde. War Marley dieser Retriever nicht daran gestorben? Deine Mama schüttelt bedächtig den Kopf dann hätte er sich nicht übergeben. Das beruhigte mich eine Gefahr weniger eine Möglichkeit des Ernstfalls konnte gestrichen wurden und sie musste es wissen. Nach knapp einem Jahrzehnt Tierdokumentationen hätte sie die Prüfung zur Tierärztin mit mindestens gut abgeschlossen. Mittlerweile wurde meine Mutter allerdings ebenso unruhig wie ich mittlerweile hatte sich unser Hund nochmals übergeben und sein Speichelfluss ähnelte eher den Niagara-Fällen als bloßem Futterappetit. War es nicht doch ein geheimer Snack gewesen, den er nicht vertragen hatte? Von hier auf gleich sackten im die Beine weg und mein Hund taumelte gerade so ins Körbchen in dass er eher fiel als legte. Jetzt schrillten die Alarmglocken nicht mehr auf Alarm Stufe Rot nur war es kein Himbeerrot mehr vielmehr war es ein tiefbedrohliches Blutrot. Du willst deinem Hund gut zu reden, ihn beruhigen ihm sagen dass alles gut wird und ihr ihm helfen könnt, doch statt sich zu beruhigen fängt er an wie Espenlaub zu zittern.

Endgültige Panik steigt in dir auf, dir wird kalt letztendlich sogar ein wenig übel. Scheiß Abendessen, du bist weiter ratlos kurz danach hängst du in den Tiefen des Internets denn Symptome beim Hund googeln dürfte nicht sofort Krebs ausspucken. Du hattest recht vielmehr deine Mutter weder Magenverstimmung, Magendrehung oder krebs, nein ein Schlaganfall. Ein Schlaganfall bei einem Hund, die Symptome passen alle ausgenommen das schnelle Hin und her huschen der Augen. Erneutes Übergeben diesmal ins Körbchen.

Moment der Erkenntnis:

Weder deine Mutter noch du wissen was zu tun ist. Natürlich muss der Hund in eine Klinik behandelt werden schnellst möglichst nur wie? Ein Auto ist nicht zur Verfügung es ist Samstagabend und ein kleinkindschwerer Hund den trägt man mal eben nicht in die nächste Klinik womöglich drei Stadtteile weiter. In dir brodelt es, schweiß bildet sich auf deiner Stirn und die Übelkeit ist nun all gegenwärtig. Dann ein Geistesblitz die mobile Notfall-Ambulanz. Google weiß die wie immer alles entscheidende Antwort: Die Rufnummer, deine Mutter wählt und jemand hebt ab. Sie haspelt drauf los nach einer knappen Minute wird sie offenbar unterbrochen und wird weiß um die Nase. Flasche Nummer. Du reißt ihr das Telefon aus der Hand und wählst selber. Dieses Mal scheint sie richtig zu sein, sobald deine Mutter wieder anfängt zu erklären befreist du das Hundekörbchen von Erbrochenem. Einen schlimmeren Abend hast du selten erlebt. Außer deinen einen Krankenhausaufenthalt sechs Tage vor Weihnachten. sechs ganze Tage. Du wusstest nicht ob du überlebst oder überhaupt nach hause darfst, aber in dem Moment war es dir egal weil du es selbst gar nicht realisiert hast. Aber jetzt in diesem sich schier endlosen Augenblicks ist weder die Zeit wirklich messbar noch geht es um dich. Es geht um dein Brüderchen, deinen besten Freund deinen Weggefährten seit ganzen sieben Jahren. Sieben Jahre, die magische Zahl. Ob das wohl damit zusammenhängt? Das verflixte siebte Jahr? Nur ein Weggefährte war kein Ehemann und falls es das magische Jahr sein sollte würde bestimmt alles wieder gut werden. Spätestens mit dem Eintreffen des Tierarztes. Apropos du fragst ganz vorsichtig deine Mutter, die immer noch aufs Telefon starrend. Der Mediziner befände sich in N.stedt. Ich stöhnte, wann würde er den kommen? Sie meinte lediglich in dem Augenblick in dem er dort fertig ist. Norderstedt, Gott verdammt wo lag N.stedt überhaupt. Rechts, Links, Oben, Unten? War N.stedt überhaupt noch in meiner Heimatstadt?

Außer warten könnt ihr nichts tun, euch sind die Hände gebunden. Bei einem Menschen könntet ihr Erste Hilfe Leisten, tausendmal habt ihr die Maßnahmen in diversen „Gesundheits-Tag- Stunden“ durchgekaut und jedes Mal hast du dir zu Tode gelangweilt gewünscht etwas sinnvolleres zu tun. Aber jetzt, jetzt stellst du fest dass sich ein Schlaganfall bei einem Menschen unterscheidet und du ihm weder wirklich helfen noch gut zu reden kannst. Reagieren tut er nicht mehr, trinken will er nicht und ihn regelmäßig wenden damit laut google sich die Lunge nicht entzünden kann ist ebenso unmöglich da sein Bewegungsapparat komplett außer Gefecht gesetzt ist und Arzneien kannst du ihm erst recht nicht verabreichen, da du eben kein verdammter Tierarzt bist.

Innerlich beginnst du zu fluchen, zu verwünschen, zu schimpfen und letztendlich mündet all dieses Gefühlschaos in einem Moment der Gefühlsexplosion in der sich alles entlädt was sich über die letzten Tage, Wochen vor allem Stunden angehäuft hat. Angefangen von dem kleine Zwist mit der besten Freunden bis eben hin zu diesem zähen Augenblick der Ungewissheit ob ein geliebtes Wesen nicht gerade zu deinen eigenen Füßen stirbt und du nichts anderes tun kannst als ihn zu streicheln und zu zusehen.

Du weißt nicht mehr wie viele Stunden auf auf den Retter in Not warten musstet. Ein zwei, drei Stunden? Irgendwann weißt du gar nichts mehr außer dass irgendjemand kommen muss um dich aus diesem zäh dahin tropfenden Zeitfluss zu retten.

Den Pfropfen lösen dir wieder Luft zum Sein und Atmen geben, aber erst nachdem der Hund gerettet wurde. Wie auch immer in den nächsten Augenblicken, Momenten oder Stunden der messbaren Zeit wurde der Hund beruhigt, gekrault, gehätschelt und getätschelt. Nicht mit Futter, vielmehr mit einer Art Dauerbeschallung der eigenen Stimme die hastig irgendwas vor sich hin brabbelte, nur dass dies einem viel mehr selbst half als dem Hund. Sein kopf hing schiefer als zuvor und langsam erinnerte er dich an den fast Kopflosen Nick aus Harry Potter, nur dass Hund eben noch lebte und es dabei auch gefälligst bleiben sollte. In solchen Momenten fängt man normalerweise an an einen Art Gott zu glauben, du ebenso allerdings auch irgendwie nicht. Schließlich warst du atheistisch erzogen worden und dass einzige was zählte war die Überwindung des Augenblicks des Wartens ohne medizinische Versorgung, nur brauchst man ebenso wie du irgendjemanden auf den du fluchen kannst. An dem du all deinen Hass, deine Wut, deine Rache ausüben kannst als Revanche für all die grausamen Augenblicke an diesem Abend.

Es klingelte, es war nicht der Doktor es war dein Vater der Heim kam. Erst später klingelte es ein weiteres Mal dann kam der Arzt, dann aber in voller Montur. Es wurde erst gar nicht erst geredet sondern sofort nicht nur ein Katheter gelegt sondern ebenso eine Nährlösung mit angeschlossen, Motorik- sowie Sehtests durchgeführt… Die endgültige Diagnose war euch zwar bereits bekannt aber erfasste euch dennoch wie ein Tsunami um euch in die tiefen des Schocks hinab zu ziehen.

Augenblick der Vergewissheit:

Ein schwerer Schlaganfall. Der Arzt meinte, er würde dem Hund Kochsalz gegen den Wasserverlust geben und es würde hoffentlich dementsprechend das Gerinnsel umspülen und auflösen, kurzerhand abschießen. Wenn dies nicht innerhalb weniger Stunden helfen würde, dann wäre Ende. Für immer. So wie die Lösung vom deinem Lieblingswesen aufgesaugt wurde bekamst du statt der Übelkeit nun erneut Schüttelfrost. Irgendwie hattest du im Gefühl, dass ihr nicht gerade die Verstopfung der Blutbahn abschosst sondern den Patienten selbst. Ein schwarzes Loch für Kochsalz.

So begann erneut der ewige Augenblick oder der Tsunami der Erschöpfung. Schwarz Denken war schon immer deine Stärke gewesen und jetzt schwankte dein Gemüt wie eine Sinuskurve von Leben hinunter zu Tod und all dass in minütigen Wechsel. Der Tiermediziner versuchte uns abzulenken stellte Fragen, erzählte viel und schaute sich irgendwann interessiert die Wohnung an denn wir zwei deine Mutter und du wart zu konstatiert und zu sehr mit dem Nicht-Ertrinken im Zeitozean beschäftigt.

Ein vollständiger Containerflüssigkeit verschwand in ihm, da gab es kein Halten mehr. Die Tränen bildeten sich du wischtest sie trotzig weg. Nein, du würdest nicht weinen. Du würdest stark bleiben für euch drei. Du würdest solange bei deinem Hund bleiben bis zum Ende egal wie es ausging. Du würdest tapfer diesen schreckens Augenblick meistern um noch stählerner daraus hinaus zu schreiten und tapfere Krieger weinten nicht. Aber es half nichts für eine weggewischte Träne kamen zwei neue bald drei und irgendwann ja irgendwann ließest du sie laufen. Wie wie sie liefen ganz still und leise ohne schluchzen ohne Zucken. Selbst wenn der Hund deinen Angstschweiß roch so sollte zumindest weder der Arzt noch deine Mutter mitbekommen wie viel Gänsehaut sch mittlerweile bei dir gebildet hatte. Stark sein.

Nachdem Container mit der Salzlösung folgte ein andere mit der Aufschrift RI- irgendetwas… Demnach sollte dieses Zeug deinem Hund imaginäre Raketen verschaffen. Wenn es ihm wieder gut ginge würde er damit wieder laufen können. Verheult schautest du in die Augen deines Hundes, der mittlerweile mehr apathisch als ängstlich da lag. Erst jetzt bemerktest du die sich hin und her bewegen Pupillen wie ein Zuschauer bei einem Tennismatch schoß es dir durch den Kopf und du wartest nun ebenso apathisch und völlig erschöpft auf das Signal der endgültigen Entscheidung. Doch bei den sich immer noch bewegenden Pupillen bildeten sich sofort wieder Tränen und dieses Mal wischtest du sie weder zu erst weg noch versuchtest du leise zu weinen.

Das Würgen hatte aufgehört, ebenso wie das Hecheln und die Funktion des Schließmuskels. Der Hund war zugleich voll und leer. Dann: ein kurzes Gerappel, Fallens gefolgt von einem sich Wiederaufrappelns wild um sich Taumelns gar Schlagens und letztendlich des völlig ausgezehrten Liegenbleibens. In derselben apathischen Haltung wie vorher. Der fast Kopflose Nick ließ grüßen.

Selbst der naivste Mensch der Welt musste nun auch einsehen, das die Chancen auf Besserung wohl eher im untersten viertel winselnd herumkroch. Verprügelt vom Schicksal höchstpersönlich.

In der erneuten Wartezeit zwischen Abrechnung wieder mobil machen der ärztlichen Ausrüstung sowie Abschließendes Gespräch brichst du die dritte Taschentücherpackung an und schwelgst in Erinnerungen. Wie viel Spaß hattet ihr gemeinsam gehabt, wie viel Freude hatte er dir bereitet trotz schlammverschmierten Fell aber vor allem wie viel Mist hattet ihr zusammen unternommen? Vom spontanen Gartenumgraben bis ihn zum ersten Nachtspaziergang, weil er selbst auf Toilette musste. Plötzlich schwappten immer mehr Erinnerungen über dich hin weg beseitigten den Zog des Tsunamis der Hoffnungslosigkeit und du gabst dich dem weichen, fast schon Zuckerwasser, hin.

Du wusstest nicht wann genau du eingeschlafen warst, fest stand nur dass du jetzt halb den Hund erdrückend halb unter dem Bett liegend erwachtest. Deine Mutter beobachtete dich sowie den immer noch unangerührten Wassernapf. Ihr würdet noch eine Stunde warten bevor ihr den Arzt anrufen würdet. Denn es gäbe dort eine Möglichkeit auf Heilung, da irgendein Syndrom existieren würde welches das Mittelohr befiele um genau zu sein das Innenohr störe und deshalb der Hund kein Gleichgewichtssinn habe. Ungerührt hörst du dir dass an und bist skeptisch… Das sogenannte Syndrom könnte bis zu einer Woche andauern. Eine Woche, eine Woche der Ungewissheit. Ganze sieben Tage ohne funktionierenden Bewegungsapparat? Ohne Schließmuskel ohne sich zu bewegen zu können? Wie sollten wir den Hund wenden, wie sollte er fressen? Wie würde dein Vater reagieren? Und letztendlich wäre es denn dass alles wert? Ganze 168 Stunden den Hund pflegen… Laut Doc. hatte er wohl keine Schmerzen und wenn sich sein Zustand nicht verschlechterte würde er auch keine bekommen… Aber eine Woche?

Augenblick der Sterbebegleitung:

Wenig später riefen wir den Doc an. Wann er denn kommen könne… Frühestens morgen. Die Tierbestattung könne erst ab Vormittag. Es folgte erneut: weinen, warten, kraulen. Der Zog hatte uns alle wieder und zog uns immer weiter mit sich hinaus ins offene Meer und schließlich hinab in die Tiefen der Angst. Deine Mitbewohnerin hält tapfer Nachtwache du versuchst zu schlafen und tatsächlich gelingt es dir irgendwie unter unruhigen Minuten zumindest etwas Erlösung zu finden.

Noch halb in der Nacht stehst du völlig benommen auf und möchtest alles nur nicht den Hund sehen, denn der Anblick würde dich bis ins Mark zerstören, dich mitten ins Herz treffen und du wolltest schließlich stark bleiben bis zum Ende. Dass hieß keine einzige Träne, wenn der Vorsatz schon gestern nicht geklappt hatte dann wenigstens heute im wichtigsten Moment.  Du dachtest weiter, du konntest nicht aufhören an heute Mittag zu denken. Dein Gehirn kreiste und kreiste befand sich im Landeanflug und sekundenspäter wieder im Start. Du ohne deinen Hund. Du. ohne. Hund. für. immer.

Mit allem Mut gingst du ins Wohnzimmer und dort lagen sie deine Mama und dein Hund aneinander gekuschelt auf dem Boden. Der Hund schlafend deine Mutter dahin vegetierend im Halbschlaf. Stark sein hieß durch alle Momente zu gehen. Gute wie Schlechte, auch wenn es das Ende bedeutete. Einen größeren Gefallen hättest du ihm nicht tun können, meinte deine Mutter später.

Denn sein Zustand hatte sich verschlechtert…. Seine Zunge hing nicht mehr feucht, fröhlich, rosa aus seinem Maul sondern eher trocken und lilafarben. Du weißt nicht was du getan hättest wenn wach geworden wäre, so waren zumindest die ersten Stunden ertragbar allerdings schon bald erneut von dem altbekannten Tsunami, den Wasserfällen, Übermüdung, Hoffnungslosigkeit, Trauer und des Zeitsirups heimgesucht werden. Wie war das nochmal mit dem Augenblick gewesen? Er sehr nicht messbar… Dass traf es ganz gut die vergangene Zeit ist noch heute nicht messbar denn keiner von euch wusste wann es angefangen hat. Du weißt nur wann es zu Ende war. Um 12.33… Überraschend und ohne wirkliche Ankündigung war er da gewesen. Dummerweise warst du in dem Moment nicht im Zimmer sondern musstest kurz nach der Ankunft erst hinein sprinten noch klatsch nass von der Dusche sahst du also dort. Mit deiner Mutter und deinem Vater. Schnell merktest du, die Dusche hatte kaum etwas gebracht das Leid klebte immer noch an dir wie das zähflüssige Blut deines Hundes welches einfach nicht das Schlafmittel einfach nicht aufnehmen wollte und der Arzt schließlich direkt in eine Vene stechen musste. Wer denkt ein Tier stirbt schnell, der täuscht sich Minuten saßen wir da. Minuten kraulten wir ihn wie die letzten Stunden über Stunden. Und dann war er da der Augenblick des Todes mit all seinen Nebenwirkungen, der in einer Kinderwelt gar nicht vorkommt, selbst im Erwachsenenleben hoffentlich sehr selten. Aber Dinge die geschehen sind zu akzeptieren, weil sie nicht mehr rückgängig gemacht werden können heißt wohl auch Momente akzeptieren zu können. Mit ihnen abzuschließen, sie aufzuräumen und zu guter Letzt damit umgehen zu lernen.

Genauso wie er heute Morgen dort gelegen hatte genauso verließ er euch. Euer liebenswerter und bester Hauswolf aller Zeiten.

Du hast diese Geschichte jetzt gelesen und was auch immer du sein magst ich hoffe ich könnte dir helfen mich zu verstehen. Denn selbst noch nach sieben Tagen denke ich ich muss mit meinem Wolf raus, noch heute suche ich seine Leine, noch heute finde ich überall in jeder meiner Taschen mindestens einen Gassibeutel… Die Liste geht endlos so weiter und ich denke ich werde wohl noch viele Male in der Nacht aufwachen merken das das Schnarchen fehlt und mich wundern bis mir wieder einfällt was passiert ist.

Ich. hasse. diese. Augenblicke.

 

 

Wer Fehler findet, grammatikalische Ungereimtheiten oder logische Verwirrung behaltet sie bitte nicht für euch sondern sagt es mir. Ich würde hier gerne einen Erinnerung hinterlassen die meinem Wolf gerecht wird, obwohl das quasi unmöglich ist…. Denn er ist einfach zu genial gewesen um ihn beschreiben zu können. Sieben Mal wurde dieser Text korrigiert, aber ich kann trotzdem für nichts garantieren. Irgendwann möchte man die voll geheulte Tastatur seines Laptops eben nicht all zu strapazieren. Übrigens der Spaß und die Zeit mit meinem Waren ebenfalls unmöglich messbar. Ich würde sie gegen nichts auf der Welt eintauschen wollen. 

Und aus irgendeinem Grund muss ich euch jetzt noch was sagen: Ich hab euch lieb.

Keine Ahnung woher dass kam… Gewöhnt euch nicht dran kapiert?! 

„Willkommen in der Todeszone!“ – Tomp Raider #2

Hat etwas länger gedauert. Ich weiß. Großes sorry, aber Grammatik und Rechtschreibung will gelernt sein. Dennoch: Viel Spaß damit und wer sich nicht mehr erinnern kann hier geht’s zu Teil 1.

 

Doch die Erleichterung währte nicht lange. Ich war zwar aus der größten Gefahrenzone entronnen, aber ich konnte immer noch festgenommen werden oder abgeführt… Wie war überhaupt das Gesetz hier? Exestierten Haftstrafen für Diebe des eigenen Gepäcks oder blieb es bloß bei einer Verwarnung…? Meine Hände wurden schwitzig, trotz des eisigen Windes der mir nun um die Ohren und unter die Jacke kroch. In solchen Momenten hasste ich reisen. Noch mehr als lausigen Tee und Flughafentee war verdammt lausig. Jedes mal wenn ich ihn gezwungener maßen trank, nein eher hinunter würgte, hatte ich das Gefühl den Schierlingsbecher getrunken zu haben. Nur ohne das wunderbar betäubende Mohnextrakt, so dass ich bei vollem Bewusstsein mit erlebte wie die lähmende Wirkung erst meine Beine, dann meine Arme und zum Schluss zu meiner Lunge kroch um sich dort für die letzten Sekunden meines Lebens ein zu nisten und mich somit zum Ersticken brächten. Kalt, fremd, bedrohlich. Wenn ich noch länger hier stehen blieb würde mir genau dass passieren, nur ohne Gift. Die freudigen Rufe des Nachtfrosts begannen nun endgültig mir die letze Wärme aus meinen Knochen zu saugen.

Ob Thomàs wirklich hier parkte? Wie sollte ich eigentlich sein Auto in der Dunkelheit finden? Langsam drehte ich mich erst nach rechts, außer Schwärze und ein herrenloser Koffer, der im flackernden Vorlicht des Lufthafens immer wieder aufleuchtete, konnte ich nichts erkennen. Aber ein herrenloser Koffer um diese Uhrzeit? Merkwürdig. Wachsam drehte ich mich in die endgegengesetzte Richtung, doch auch dort: Nichts. Es reihten sich nur Kleinbusse an Kleinbusse. Alle unterschiedlichen Alters und Zustands, dennoch ausnahmslos von der selben deutschen Firma. Wie sollte ich Thomàs finden? Ich schaute auf die Uhr. Mir blieben noch zwei Minuten, die Zeit raste. Warum rief ich ihn eigentlich nicht an? Sollte er mich doch vor dem Haupteingang abholen, wie die Anderen. Mittlerweile war ich wohl der Letzte… Ich wollte gerade mein Mobiltelefon aus meiner Hosentasche nehmen, als ein lautes „Buh!“ von hinten ertönte. Ich erschrak, zuckte zusammen, schrie und und machte einen Satz nach vorn, kurz vor das Ende des Bürgersteigs. Dabei fiel mir mein mein Handy aus meiner Hand und landete klackernd in einer schwarzgrauen Pfütze. Verärgert drehte ich mich um meine eigene Achse und hob die Hand um gerade zu einer Schimpftirade anzusetzen, als ich erkannte wer mich erschreckt hatte…

„ Karen“ stotterte ich, „was machst du denn hier?“ Ich riss mich gerade so zusammen, das meine Kinnlade an meinem Kiefer haften blieb. „Du scheinst ja gerade zu entsetzt darüber zu sein, dass ich hier auftauche..“ Sie lachte und zwinkerte mir zu. Ich starrte sie immer noch böse an, doch dann legte sich mein Schrecken, dass wir uns wiedersehen würden hätte ich nie für möglich gehalten. „Ach weißt du, eigentlich hätte ich mir denken können, dass ich dem Teufel auf dem Weg in die Hölle begegnen sollte…“, antwortete ich. Dann fielen wir uns freundschaftlich in die Arme. „Mein Gott. ich habe das Gefühl es ist ewig her seit dem wir uns gesehen haben.“ „Mittlerweile über zwei Jahre schätze ich…“ Sie löste sich von mir. „Na, da haben wir uns ja was zu erzählen, allerdings würde ich unser Wiedersehen sehr gerne im Warmen weiter feiern, denn meine Jacke für Arktikexpeditionen liegt zu meinem Bedauern ganz unten in meinem Koffer und so frostige Wurzeln wie du sie hast kann ich leider auch nicht vorzeigen.“ Sie lächelte wieder und zeigte auf meinen Rucksack. Willst du den nicht mal richtig anziehen? Du siehst aus als ob du in aller Eile vor einem Bombenattentat fliehen musstest. Ich unterdrückte ein hysterisches Kichern „Sagen wir, es war etwas ähnliches.“ ich lief rot an. Verdammt, sobald Karen wieder auftauchte wurde ich wieder zu einem 13-jährigen der sich in seine Sportlehrerin verknallt hatte. Schnell wechselte ich das Thema „Weißt du eigentlich wie sein Wagen aussieht? Ich habe Thomàs schon ewig nicht mehr gesehen. Nicht seit…“ Ich schüttelte den Kopf, nein unser Kontaktabbruch war sogar noch vor dem Zwischenfall gewesen. Karen lächelte, „Nein aber ich schlage vor, dass du dein Mobiltelefon erst einmal aus der Pfütze holst und du da weitermachst, wo ich dich vorne hin unterbrochen habe.“

Ich drehte mich etwas verwirrt zu ihr, was meinte sie? Dann folgte ich ihrem Blick. „Verdammt, das habe ich ja komplett vergessen.“ Schnell holte ich mein Telefon aus der sogar noch kälteren Pfütze. Dabei streifte ich mir den Rucksack und mein Handgepäck ab. „Na danke auch, ich hoffe das es noch funktioniert.“ Ich schürtze meine Lippen. „Wie ich dich kenne, hast du die 300 Meter tiefe panzerknackerdichtes Modell. Ich bin verwundert, dass in dem Ding kein Taschenmesser eingebaut ist.“, sie machte eine Pause und sah mir dann direkt in die Augen, „Ach ja und ähm bevor ich es vergesse… Ich soll dir beste Grüße ausrichten. Von Leon, er meint er vermisse dich. Er wünschte ihr wäret anders aus einander gegangen. Es tue ihm Leid.“ Ich schluckte und sah weg… Wo blieb Thomàs? Ich grunzte und gab vor seine Nummer in meinem Telefon zu suchen. Doch meine Gedanken, schweiften immer wieder zu Karen. Warum hatte sie unser Wiedersehen gleich wieder zerstören müssen? „Besonders taktvoll warst du noch nie“ flüsterte ich, „ und wenn es ihm wirklich so unglaublich leid tuen würde, dann kann er mir dass auch gerne selber sagen.“

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