Ich finde es herrlich ironisch, dass noch nie ein Blogpost so eingefordert wurde wie der über die Isländische Küche beziehungsweise über Isländische Supermärkte. Dass ich eine recht lustige Beziehung zu Essen habe und mich zu den Foodies zähle war mir klar, aber dass ich auch eine solche Leserschaft habe wusste ich nicht. Hat seine Vorteile, denn dann darf ich mal wieder so richtig schön ausschweifen. Wobei ich finde, dass es dieses Mal sogar recht kurz und knackig geworden ist. Zurück zum Essen:
Die Gourmet-Historie Island ist nicht unbedingt von Ruhm gesäumt. Karges Land, Extremwetter, nicht wirklich feste Jahreszeiten und mangelndes Sonnenlicht machten den Anbau von Gemüse, Obst oder Getreide eher beschwerlich bis gar unmöglich. Bis in die Moderne kannten die Isländer so etwas wie Mehl oder Getreide gar nicht, ihr Äquivalent war gemahlenes Moos oder es gab eben nichts. Was an der Getreidefront fehlte wurde im Bereich Fleisch wieder wettgemacht: Rinder, Lamm, Pferde, Rentiere, verschiedene Wildvögel oder diverse Fischsorten waren der Hauptbestandteil der Ernährung. Damit es über die Jahre hinweg nicht all zu langweilig wurde, gab es das Fleisch in den verschiedensten Formen: gepökelt, getrocknet, geräuchert, eingelegt, gekocht, gebraten oder roh. Als Beilage wurden oft Rüben oder Kohl gereicht, manchmal sogar Rhabarber und wenn man im Frühling ein erfolgreicher Sammler gewesen war, dann gerne auch Wildbeeren.
Wer Rinder oder Rentiere besaß, der hatte das Glück Jogurt, Butter oder Milch selbst herstellen zu können. Wer Hühner besaß bekam die Eier umsonst.
Bis heute hat sich die traditionelle größtenteils Küche gehalten. So sieht man noch heute auf der landes typischen Speisekarte Gerichte wie sauer eingelegte Schafsinnereien (lundabaggar), Robbenflossen (selshreyfar) oder Hammelhoden (súrsaðir hrútspungar). Ganz hart Gesottene trauen sich an den gekochten Schafskopf (Svið) oder den so genannten Hákarl heran. Hákarl ist fermentiertes Haifleisch, dass im naturbelassene Zustand giftig wäre. Schmeckt und riecht wie Überreifer Camembert.
Wer einen Hauch von Island schmecken möchte, aber kein Essens- Extremist ist, dem empfehle ich den Wildlachs, Saibling oder das Geflügel. Ich gebe zu, dass als ich noch Fleisch gegessen habe bei mir auf dem Teller sowohl Rentier als auch das Lamm landete. Rentier schmeckt wie eine Mischung aus Rind und Wildschwein und das Lamm war das best abgeschmeckteste und zarteste Fleisch was ich in meinem gesamten Leben jemals gegessen habe. Die Tiere sterben hier zumindest nicht völlig umsonst.
Dass die Isländer auch Papageientaucher und Wahlfleisch an die Touristen verfüttern möchte ich an dieser Stelle auch erwähnen. Ob es sein muss ist ein anderer Beitrag wert und ich sehe es nicht gerne. Zumal seit 2012 die Isländer die Fangquoten für Zwergwale extrem aufgestockt haben.
Wenden wir uns wieder fröhlicheren Themen zu, wie beispielsweise den isländischen Süß-Teigspeisen. Denn sobald das Mehl langsam seinen Weg nach Island fand machten sich die Einwohner auch dies zu nutze. So gibt es noch heute das traditionelle Weihnachts- Schmalzgebäck (klenät), crêpe-artige Pfannkuchen (Pönnukaka) oder Eierkuchen (lummur). Worauf ich ja neugierig wäre, hier aber noch nicht wirklich gesehen habe wäre die Kakaosuppe mit Zwieback. Die ursprünglich schwedischen Zimtschnecken erfreuen sich hier ebenso großer Beliebtheit wie in ihrem Ursprungsland. Vor allem sind diese hier deutlich größer und machen den deutschen Plundertaschen alle ehre.
Die Eierpfannkuchen oder auch die crêpe-artigen Falden gibt es hier gerne zum Frühstück. Entweder mit Rhabarbermarmelade oder Schlagsahne. Wer eher eine leichte Variante bevorzugt, der darf gerne Súrmjólk probieren. Es hat die Konsistenz von dünnem Jogurt oder Sauermilch, der Geschmack dagegen erinnert ganz stark an Kefir. Ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber Isländer ertränken Súrmjólk gerne mit Zimt und Zucker. Da ist dann der Eigengeschmack recht egal, zumal es dieses Molkegemisch auch den den Geschmäckern Erdbeere und Karamell zu kaufen gibt.