Wer sich entschlossen hat sein bis dato wertloses Leben damit zu füllen ein sehr passionierter Fan eines bestimmten Themas zu werden (sei es ob man eine emotionale Bindung aufbaut, es lediglich interessant findet oder völlig andere Gründe gibt), der wird eines Tages auf der mittlerweile eher verschrienen Katzenvideoplattform geeignetes Material suchen. Futter für seinen unbändigen Hunger, das Fandom in ihm will leben und er dient bloß als Wirt. So finden sich allmählich in seinem Suchverlauf Videos über Charakterbiographien, Zusammenfassungen, Analysen, Interviews mit Schauspielern, Autoren, Regisseuren, Entwicklern, Designern, Programmierern oder Musikern. Als Nachtisch verspeist der Wirt gleich noch ein paar Making ofs und gespült wird mit dem Edelwässerchen namens Outtakes. Selbst die geheimnisvollen Buchstabenkombinationen bereiten ihm keine Bauchschmerzen.
Allen Außenstehenden neben davon lieber Abstand, wer weiß ob die drei kleinen Lettern nicht auch mit dem Fan-Virus infiziert sind. Damit ihr eine ungefährlicheren Erst-Kontakt erfährt, als ich hier mal eine kleine Aufklärung zum Thema: AMV- GMV- MMV
AMV/GMV/MMV stehen für nichts anderes als: Anime Musik Video oder Game Musik Video, Manga Music Video. Der volle Titel erklärt sich selbst, denn mehr als ein Musikvideos ist es eigentlich gar nicht. Die Betonung liegt auf eigentlich, denn viele der erstmal wahllos einander geschnittenen Bildersequenzen haben einen viel tieferen Sinn als angenommen.
Achtung, ich hole nun aus und fange mal ganz von vorne an, also am Anfang vom Anfang der Musikvideos. Der Ursprung dieser liegt in der Oper und dem Tanz. Während dieser zwei Darbietungen werden bereits existierende, meist schriftliche, Stücke optisch interpretiert oder dargestellt. Dasselbe gilt eben auch für ein Musikvideo, statt eines lyrischen, dramatischen oder epischen Textes oder den Notizen eines Choreographen spielen hier die Lyriks eines Songs die erste Geige. Statt dem/der Protagonist/in (oder wer auch immer) steht meist der stellvertretende Künstler/die Band im Mittelpunkt zusammen mit dem jeweiligen Textinhalt. Statt einer Produktionsfirma ist hier eine Plattenfirma am Werk, was meist leider nichts an der schlechten Bezahlung oder Behandlung der oftmals Nachwuchskünstler ändert. Darüber hinaus unterscheidet sich das Equipment einer Bühne zu einem Musikvideoequipment völlig.
Die ersten Versuche so etwas wie ein Musikvideo zu drehen fanden im Jahre 1890 statt. Damals wurden Zeichnungen von handkolorierte Glasplatten mit Hilfe von Projektoren auf eine Leinwand geworfen, der Künstler sang dazu. Diese noch recht rohe Technik wurde natürlich verfeinert, verbessert und optimiert, so dass im Jahre 1980 schließlich der erste Musikfernsehsender MTV mit Killed the Radio Star von Trevor Horn auf Sendezeit ging. Nur sieben Jahre später folgte MTV Europe mit dem Debüt von Money for Nothing von Dire Stairs. Ich merke an dieser Stelle, die Ironie im Kontext mit der Eurokrise an. Trotz allem fristeten Musikvideos bis dato eher ein Nischendasein bis in die Neunziger… Dann erschienen die vielversprechenden Sterne Viva sowie MTV unplugged am Fernsehhimmel und mit ihnen die Asteroiden Grunge, Techno und House die sich alle drei sehr schnell in Meteoriten verwandelten und sprichwörtlich wie eine Bomb einschlugen, nur um sich wie ein Lauffeuer zu verbreiten.
Die Musikindustrie erkannte das noch ungenutzte Potenzial und bediente sich schließlich an filmischen Effekten: Green Screen, Morphing erhielten Einzug in die Technische Visitenkarte eines jeden Postprodukter. Mit Erfolg, bis 2002 der immer heller werdende Stern am Himmel verlosch. Das Jahr der Krise für die Musik. Budgets wurden gestrichen, was erst der Anfang einer dreijährigen Abwärtsspirale darstellen sollte. Der Retter war eben die noch so verschriene Katzenvideoplattform, inklusive ihrer Sidekicks immer schnelleres Internet und besser Server. Grammy und Video Music Award erfreuen sich bis heute recht großer Beliebtheit.
Das war es mit dem Thema Musikvideos, jetzt habt ihr zumindest schon einmal einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommen auf dass, was nun folgt. Ein Vorteil der AMVs, GMVs, MMVs ist nämlich, dass der Producer weder Plattenfirma, noch großes Budget noch einen speziellen Sender oder gar eine berühmte Besetzung braucht um Erfolg zu haben. Lediglich ein gutes Schnittprogramm, Nerven aus Stahl und jede Menge Begeisterung und noch viel mehr Zeit.
Das aller erste Englischsprachige Fan-Video welches Anime als Medium benutzt wurde von einem gewissen Jim Kaposztas mithilfe zweier Farb-Heimvideorekordersysteme erstellt und zwar 1982. Sein Soundtrack was All you need is love von den Beatles und der Anime die Komödie Space Battleship Yamato.
Der Ursprung dieser oftmals un-official Musikvideos liegt bei Anime Conventions. Lediglich dort durfte der Zuschauer sich über manch vorgeführtes Meisterwerk freuen. 2009 folgte dann eine feste Plattform für diese von Fans etablierte Kunstform namens: AnimeMusicVideos.org, sie existiert bis heute und hat seitdem über 100.000 AMVs auf ihrem Server gespeichert. Früher wie heute hat sich der Sinn der Tätigkeit nicht sehr viel verändert. Im Kern geht es immer noch darum einen gewissen Eindruck des Lieblingsanime, Videospiels, Serie oder Filmes wiederzugeben. Ja selbst für Serien sowie Filme gibt es dieses Phänomen allerdings wird hier der Titel lediglich auf „Tribute to….“ belassen. Diese Bewegung entstand in Europa parallel zu den Anime Videos, sie wird allerdings lediglich Fanvidding genannt und normalerweise separat behandelt.
Was früher genauso ungelenk wie die ersten Musikvideos wirkte ist heute (im ideal Fall) ein perfektes Zusammenspiel zwischen Musik und Szenen aus dem entsprechenden Medium unterfüttert mit grandiosen Effekten. Ein Fünkchen Hollywood quasi.
Gehen wir doch noch mal mehr auf die Machart eines solchen Videos ein. Wie ihr schon aus dem vorherigen Absatz erraten könnt sind die wichtigsten Säulen für ein gutes un-official Musikvideo passende Musik und jede Menge Material inklusive gute Verarbeitung dieser zwei Parameter.
Bei allen Musikvideonischen existieren grob drei Hauptthemen. Je nach Kontextthema unterscheidet sich die Auswahl des später zu verarbeitenden Materials. Erste Möglichkeit, die Form des Erzählers: Anhand des Materials wird eine/ eigene Geschichte erzählt, dabei gibt es oft passende Musik. Manchmal aber auch Zitate über die jeweilige Handlung oder aus der jeweiligen Handlung. Zweite Variation, die informative Handlung: Diese setzt sich mit der Vermittlung einer Nachricht auseinander Themen wie Krieg, Liebe, Freundschaft sind dabei nicht selten. Zu guter letzt gibt es die untersuchenden Videos, in ihnen wird oft die Entwicklung eines oder mehrere Charaktere Dargestellt. Genau wie bei Variation eins und zwei dienen auch hier Musik oder eingesprochene Zitate oder anderes Material was die Szenen passend unterstützen könnte.
Das wohl Zeitaufwendigste an solchen Videos ist die Materialsichtung. Storyboards sind ehren Sache und als Aufhänger/ Inspirationsquelle dienen oftmals andere Videos oder Kurzausschnitte aus bestimmten Inhalten sogenannte GIFs. Mittlerweile gibt es auf bestimmten Plattformen bereits fertig zugeschnittene Videoteile, die man nur noch ineinanderfügen muss. Der Vorteil hierbei es geht natürlich viel, viel schneller. Der Nachteil? Wie bei jeder Vorlage geht die Individualität verloren. Über den meist völlig unpassenden Übergang zwischen einzelnen Szenen wollen wir gar nicht erst anfangen zu reden, dass ist mit unpassender Musik einer der schlimmsten Vergehen beim Musikvideo erstellen. Weshalb dieser Teil zum nervenaufreibendsten Teil eines Musikvideos werden kann. Tausend verschiedene Rohfetzen in einem zusammenhängen und miteinander harmonierenden Kontext zu bringen.
Das Nervenaufreibendste wäre das gesammelte Videomaterial zu sortieren und letztendlich zu schneiden. Der springende Punkt ist, die Schnitte so zu setzen, dass sie wie im Film zum Video zur Handlung passen. Jemand macht einem anderen jemand einen Heiratsantrag und als nächster Frame wird gezeigt wie der Ring angesteckt wird, der wiederum nächste Frame zeigt die Braut im Kleid oder vor dem Altar und so weiter. In Anbetracht, der leicht kitschigen Stimmung, dem guten Wetter oder der traditionellen Hochzeit lohnen sich hier keine schnellen Jump Cuts oder gar ein Split Screen. Überblenden mit ordentlich Weichzeichner und heiligen Schimmer schon eher, um es auf die Spitze zu treiben. So tragen Raw Editing (lediglich die Setzung von Basics wie Zoomen und simplen Übergängen), FX Editing (die bombe der After Effects) Flow (die so wichtigen weichen Übergänge) oder Animation Editing (das animieren von Standbildern, so dass sie sich bewegen kommt häufig bei MMVs) sowie Masking (Effekte zu herausschneiden von Charakteren und sie in eine komplett neue Umwelt einsetzen) zur Klasse des AMVs bei. Selbst Tempowechsel der Musik sind wichtig, keiner möchte eine vierminütige eintönige Actionszene mit ansehen und vier Minuten können für ein Musikvideo verdammt lang sein. Oftmals beginnen Einsteiger mit einer länge von 2-3 Minuten und arbeiten sich dann von 4-5 hoch und die Meister versuchen sich meist an 6-minütigen Videos, was die seltensten schaffen und es deshalb auch recht wenige gibt. zumal Tempiwechsel der Musik unterschiedliche Charaktereigenschaften widerspiegeln können in der Entwicklung eines Charakters beispielsweise eben gerade war er der klischeehafte Superheld und nachdem Tod eines Freundes deprimiert und antriebslos.
Das interessante dabei, Fan-vidding sowie das asiatische Pendant verfolgen heute noch unterschiedliche Intentionen. Die Tribute to Videos, die sich eher an die europäischen Serien orientieren versuchen häufiger einen emotionalen Bezug mit dem Zuschauer anzugehen. Die japanische Variante ist mehr an Effekten orientiert. Viele werden oft dazu gebraucht, um die vorkommenden Actionszenen besser zu portraitieren und auszuschmücken. Dazu gehört auch das
Time Edditing, welches genutzt wird wenn die Musik eben genau auf die Szenen des Videos abgestimmt sind. So werden Actionszenen mit schnellerer Musik unterlegt und möglicherweise eine ganz besondere Songvers so geschnitten, dass es so aussieht als ob der jeweilige Charakter diese Zeile sprechen würde. Mit zunehmenden Erfolg der Nische und mit der Hilfe der Katzenvideoplattform, wo sich Fans gerade nur zu tummeln verschwimmen die Stile allerdings zusehends.
Was allerdings beide Genres betrifft, ist die Häufigkeit der Motive beziehungsweise die Sorte von Rohmaterial. Bei den Tribute to Videos sind natürlich bekanntere Serien sowie Filme editiert und ich will gar nicht so genau wissen wie viele Fan-Videos es von in der Sonne glitzernden Vampiren gibt, dem großen Kampf um den eisernen Thron oder die detektivischen Arbeiten rund um die Person „A“.
Im Video, Manga, Anime Genre sieht es ähnlich aus. Vor allem bei den Animes sind folgende endlos Geschichten quasi immer vertreten: Naruto, Dragonball Z, oder Sailor Moon. Verständlich viele der Macher sind damit großgeworden und eigentlich waren sie mit einer der ersten Animes die im Westen bekannt wurden. Innerhalb von gefühlten 1000 Episoden hat selbst der platteste Charakter Zeit für eine Entwicklung. Insbesondere bei den Videospielen gibt es einen Haupttypen und zwar die informierende Handlung in der beispielsweise Angst behandelt wird und zu diesem Thema diverse Videopspielszenen bedient werden, woraus dann das Crossover entsteht.
Kommen wir nun zur Musikauswahl… Denn hier gibt es ebenso teils feine unterschiede zwischen westlich orientiertem Stil und asiatischem. In Anbetracht dessen das AMVs etc. besonders auf Action basieren werden hier meist bekanntere Rockbands und manchmal sogar Hard-Rock bis Metal verwendet. Fallout Boys, Skillet und vor allem Linking Park kommen hier zum Einsatz, eben, weil sie sowohl dieses Treibende haben aber auch eben den Stilbruch zu balladenartigen Passagen. Wie sagt man so schön? It’s all about the flow. Ein weiterer Aspekt wäre natürlich die Botschaft des Songs. Für einen zwiespältigen Charakter mit lauter Selbstzweifeln (welche es im Anime sehr, sehr häufig gibt) passt der Song Numb eben wie Faust aufs Auge. Um das Problem mit der früheren GEMA und denn immer noch sehr strengen Richtlinien zu entgehen werden sowohl Song als auch Material leicht verändert. Wie durch die Effekte oder durch schneller tiefer/ höher Pitschen des Soundtracks.
Fanvidding bezieht sich nicht nur auf Rock oder Dubstep, sondern nimmt sicher eher europäischer Chartsmusik an oder gar Pop-Balladen. Häufig wird hier der Effekt des Voice Overs benutzt, die passende Zitate der Charaktere einfließen lässt. Wenn ich gerade schon die YouTube oder im allgemeinen die Urheberrichtlinien angekratzt habe, können wir hier auch gleich weitermachen.
Das interessante dabei ist, dass allein schon die Downloads des Rohmaterials illegal sein können. Bestimmte Videoinhalte von YouTube herunter zuladen ist zwar erlaubt, allerdings nur für den Privatgebrauch. Ein komplettes eigenes Musikvideo daraus zu machen, welches später monetarisiert werden könnte dagegen weniger. Dieser Umstand ist lediglich nur in den Nutzerbedingungen von YouTube niedergeschrieben. Diejenigen die ein offizielles Benutzerkonto besitzen und damit den AGBs zu gestimmt haben dürfen keine Downloads praktizieren. Wer den AGB nicht zu gestimmt hat…
Das einbetten von Videomaterial in einen anderen Kontext kann ebenfalls strafrechtlich verfolgt werden. Ihr kommt nur mit ungeschorener Haut davon, wenn das Original bereits auf legalen Seiten frei verfügbar ist. Selbst dann solltet ihr es nicht weiterbearbeiten, dafür bräuchtet ihr abermals die Urheberrechte. Szenen aus aus dem gerade erst gestarteten Anime oder Blockbuster verwenden ist also eine ganz schlechte Idee. Nicht zu vergessen die Persönlichkeitsrechte. Schließlich will kein Schauspieler als zweiter Hitler enden, ohne das er Hitler spielt. Ein fiktiven Charakter in Videos einzubetten ist definitiv weniger gefährlich die schnicken Kameraden können sich selten beschweren.
Der Knackpunkt bei YouTube ist, dass die Firma eine automatische System Content-ID einsetzt, um regelmäßig die getätigten Uploads zu scannen. Die ID gleicht die Videodaten mit ihrer in der Datenbank gespeicherten ab und wenn ein Treffer erfolgt geht es in Runde zwei. Je nachdem ob man nun lizenzfreie oder die Lizenz besitzt passiert nichts, in jedem anderen Fall wird das Video entweder gelöscht, gesperrt oder in den seltensten Fällen ignoriert und sich zu eigenen gemacht. Denn YouTube schaltet dann bewusst Werbung und das daraus resultierende Geld fließt in ihre Tasche. Die Plattform eigene Audio-Bibliothek kann jedoch Abhilfe schaffen. Schließlich gibt es dort Lizenzfreie Musik zu Hauf, wirklich gut ist die allerdings nicht.
Selbst wenn man außerhalb YouTubes sein Werk hoch lädt wie auf AnimeMusikVideos.org kann es passieren, dass durch den internationalen Einfluss der Plattenfirmen auch dort das Video verschwindet. So hatte die eben erst genannte Plattform im Jahre 2005 einen Zwist mit der Plattenfirma Wind- Up Records, welche die Vorsitzenden von AnimeMusicVideo anhielten alle Videos zu löschen, die Songs der Bands Creed, Evanescence, und Seither verwendet hatten.
So gilt die Gleichung: Ich habe nichts zu fürchten, wenn ich alle Rechte des Soundtracks bzw. Videomaterials besitze. Wenn nicht, dann darf die Plattenfirma, YouTube oder wer auch immer der Rechtsinhaber ist entscheiden was mit dem Produkt passiert. Man bedenke dabei, dass selbst eine banale Hintergrundmusik für ein Video von schlafenden Lämmchen illegal ist und somit gesperrt werden kann.
Der Nervige und vor alle springende Punkt im Allgemeinen. Selbst Coverversionen können gesetzwidrig sein. Eine eins zu eins Nachspielung einer Privatperson ist oder war lediglich von den Launen der GEMA abhängig. Sobald der Privatmensch eine Genreänderung an dem Song vornimmt wie beispielsweise aus Reggea einen Rap Song läuft Gefahr verwarnt zu werden. Ihr dürft drei Mal raten, was man zum Bearbeiten eines fremden Werkes beantragen muss. Richtig, die Rechte dafür etwas am Original zu verändern. Selbst GEMA-interne Künstler müssen ihre Kollegen vorher um Erlaubnis fragen. Besserung ist möglicherweise in Sicht, oftmals stört es die Musiker nicht im geringsten wenn Privatmenschen ihre Songs covern. Selbst wenn sie sie auf YouTube hochladen. Amerikaner dürfen sich dagegen freuen, dort zu lande werden Remixe sowie Mash-Ups als eigenständige Werke gehandhabt und ihr habt nicht zu befürchten.
Eine ähnliche Gesetzgebung gilt für Mash-Ups oder Remix, die eine Privatperson erstellt hat. Offiziell laufen sie unter bearbeitetes Originalwerk und können dank Content-ID ebenfalls gesperrt werden. Wer sich offiziell die Lizenzen sowie Rechte einholen will, der darf sich auf jahrelange Arbeit einstellen. Nicht nur Musiker hängen an einem Song mit dran. Sänger, Produzenten, Plattenfirmen, Kollegen featured Musiker. Ich könnte noch ewig so weitermachen. Bei bekannter Filmmusik erreicht der Horror seinen Höhepunkt. 1000€ pro Minute Spielzeit können fällig werden und für Filmmaterial darf man ganze Kataloge durchblättern. Alles um es jedem Recht zu machen auf der Suche nach dem Recht.
Ist es nun überhaupt erlaubt diese Form von Kunst zu praktizieren? Schließlich ist Deutschland quasi das Land, der akribischen Gesetze zum Urheberrecht. Es gibt unendlich viele und es sind definitiv nicht alle verständlich. Aufgrund der Content ID des YouTube eigenen Systems hilft selbst das Nachsteuern von Farben des Materials nicht oder es zu spiegeln. Hilft nicht immer, aber verlängert die Freigabezeit des Videos. Um das Ganze abkürzen, sobald man außerhalb des Urheberrechtes liegt sowie den Lizenz ist Schluss mit lustig. Denn man unterstützt weder den Künstler, noch die Wirtschaft und so wird gut gemeinte Kunst zu illegaler. Man erinnere sich, damit man mit YouTube reich wird muss man eine recht Hohe Frequenz haben und dann Klickzahlen im fünf bis sechsstelligen Bereich. Ein wirklich gutes Fan-Video zu kreieren dauert Tage, zumal viele Künstler es eben als Hobby ausüben das heißt sie müssen auch noch ihre Leben neben der Kunst auf die Reihe bekommen. Die Frequenz wird dadurch automatisch gebremst. Täglich ein Video hochzuladen, dieser Art wird quasi unmöglich. Es sei dann man besitzt eine komplette Redaktion zur Verfügung mit Helfershelfern, dann kann man jedoch die Lizenzen zahlen. Wir erinnern uns, die vorgefertigten zum download Verfügbaren Videoclips sind meines Wissens bereits legal hochgeladen worden. Das Recht wird mit der Lizenz eingehalten, weshalb der Clip aus einer legalen Quelle stand somit ebenfalls legal ist. So muss sich der Künstler eben entscheiden zwischen Sicherheit und Gefahr einer Dopplung mit anderen Künstlern oder völlig frei agieren und gesperrt werden.
Lawrence Lessig (Gründer von Creative Commons) erwähnte mehrmals in seinen Google Talks Beiträgen dieses Thema des Rechtedschungels. Weitere Ausführungen stehen in seinem Buch „Code: Version 2.0“. Ich habe es mir angelesen und es ist in der Tat interessant und hilfreich.
In Japan hat man dagegen eine ganz andere Moral gegenüber diesen Videos. Man erfreut sich gerade zu an dieser Kunstform. Oft werden inoffizielle Fortsetzungen eines Animes/Mangas sogar erwünscht. Wer hat nicht schon von einem anderen Ende seines Fanherzstücks geträumt. Vielleicht eines was einem mehr liegt, mit dem man sich zu frieden geben kann, ein Ende welches den Charakteren würdig ist. Selbst die Anime-Produzenten freuen sich über die alternativen Werke. Zum einen lassen sie sich durch unterschiedliche Ideen inspizieren zum anderen stachelt es den Wettbewerb der Branche an. Jeder will besser sein als der Andere. Insbesondere wenn ein vollständiges Studio dahintersteht und nicht nur einer oder eine kleine Gruppe von Privatpersonen. Darüber hinaus gilt der Satz selbst schlechte Werbung ist Werbung. Solange der Name des jeweiligen Produktes in aller Munde ist und ordentlich viele Fanartikel verkauft werden können ist alles im grünen Bereich. Nehmen wir den Anime Gravitation, dieser ist die Einführung in wohl eine der größten Fortsetzungen einer Privatperson namens Maki Murakami. Eines Tages beschloss sie den Manga Gravitation unter dem Namen Crocodile Avenue einfach weiterzuführen. Daraus wiederum entstand quasi ein eigenes Sequel- Universum.
Die Amerikaner tolerieren diese Art von inspirierter Kunst. Die Mehrheit der Anhänger erfreut sicher abermals dieser illegalen Produktion selbst Besitzer des Originals. Sie sehen es vielmehr als ein Tribut an ihre Arbeit ein solches Werk geschaffen zu haben, was so viele Menschen mitfiebern lässt und bindet.
Selbst die Mitglieder der Bands, welchen so manchen Soundtrack Song geschrieben sowie veröffentlicht haben respektieren die Szene. Letztendlich ist auch nur wieder Werbung für sie selbst und dass auch noch „quasi umsonst“. Teilweise unterstützen Musikgruppen sogar diese Institution. Beispielsweise ist sie diese Trey Gunn ehemaliges Mitglied von King Crimson ein solcher Unterstützer oder Mae eine amerikanische Rockband. Das japanische Elektro-House Duo Boom Boom Satelite begann vor einigen Jahren die AMVs als Werbemittel zu nutzen. Mit der Hilfe von den Videos promoteten sie einige ihre Singels, dabei stellten sie ihre Musik der Szene frei zu Verfügung, als Gegenleistung wurden sie meist in der für YouTuber sehr wertvollen Infobox verlinkt und schon wurde kostenlos Werbung produziert. Um dem Ganzen noch eine Krone aufzusetzen starteten sie sich regelmäßig wiederholende Wettbewerbe. Die Musik wurde abermals gesponsert und das Gewinnervideo wurde stets auf der nächsten Tour stolz präsentiert.
Trotz heterogenem Rechtsbrei gibt es neben den Wettbewerben von Firmen regelmäßig unabhängige Wettbewerbe für sowohl Fan-Vidding als auch dem japanischen Pendant mit all seinen Subgenren und dies seit den 90igern. Zu den größten der heutigen Zeit gehören der AMMAAward für AnimeMusicVideos sowie der YouTube GMV Award der bereits um die 10 Jahre alt sein soll. Genaueres konnte ich abermals nicht herausfinden. Indem man sein visuelles Werk für eine der 12 Kategorien einreicht wird man automatisch auf die Liste der Bewerber gesetzt und eine feste Jury prüft in mehreren Auswahlverfahren wer für die finalen öffentlichen Nominierungen geeignet ist. Unter diesen wird dann erneut der endgültige Gewinner gekürt. Für die Jury selbst gibt es einen doppelt gesicherten Forenthread, der verhindern soll das jegliche Information nach außen dringt. Hier wären übrigens die aktuellsten Kategorien, die ich finden konnte:
Editor of the Year, Studio of the Year, Basic, Flow, Short, Canon, Crossover, Comedy, Collab, Effects, Emotion, MEP, Masker, Raw, Storyteller und Trailer.
Wie das Verfahren und die genauen Bewertungskategorien allerdings aussehen, ist recht schwer einzusehen bis gar nicht. Lediglich die Bewerbungsparamter wie Länge, Videoformat sowie Auflösung sind bekannt. Der Rest ist entweder geheim oder zu tief in der Szene vergraben. Klickt man sich durch die Chronologien der letzten Jahre bemerkt man die eher schlecht als rechten Versuche die vorherigen Sieger zu verewigen. Viele Links funktionieren nichtmehr oder führen auf komplett andere Webseiten als sie vermutlich sollten.
Wem das offizielle Gehabe zu lange dauert und zu kompliziert ist, der kann sich an einem anderen Wettbewerbsformat orientieren. Iron Chef wird es genannt und funktioniert ähnlich wie unsere Kochduelle in Deutschland. Mehrere Video- Künstler treten direkt gegeneinander an und haben meist 72 Stunden Zeit ein komplett neues Video zu kreieren. Mit allem drum und dran. Nach Ablauf der Zeit wird abermals der Sieger ermittelt.
Ihr seht, das Thema ist weitaus tiefer als man zuerst denkt. Zumal ich vieles gar nicht erfahren konnte. Ein System, welches wirklich noch recht verschlossen ist. Mich persönlich stört es nicht ich hoffe einfach, dass ich auf der nächsten Convention oder Messer die Gelegenheit bekomme mir solche Wettbewerbe anzuschauen denn in Deutschland habe ich diese noch nie gesehen und noch nie davon gehört. Mag aber auch an der Rechtslage liegen…